Tortuga – Iterations

Tortuga - Iterations (Napalm, 27.10.2023) COVER(45:10,CD,Digital,Vinyl,Napalm Records,27.10.2023)
Das dritte Album der Psych-Doomer aus Poznan auf dem renommierten Label Napalm Records weiß mit Genre-typischen von Black Sabbath infizierten Klängen zu gefallen, Originalität indes findet sich hier nicht wirklich. Die Band widmet sich thematisch der Geschichte der Menschheit, die sich metaphorisch selbstredend auch auf die Lebens- und Leidensgeschichte eines Individuums übertragen lässt. Der Sound ist über die gesamte Album-Länge angenehm fuzzig, in Songs wie dem hoch melodiösen ‘Lilith’ gelingt es den Polen, sympathische Referenzen zu Bands wie Kadavar herzustellen. ‘Laspes’ fließt zum Beispiel über Minuten wundervoll driftend, psychedelisch mit tollen Gitarren-Akkorden durch Raum und Zeit, wird natürlich im Verlauf des Songs härter, dem Genre entsprechend stereotyp, da hätte ich mir mehr Mut zu ausufernden Experimenten gewünscht.

Nichtsdestotrotz ein starker Song, ähnlich funktioniert auch das sechsminütige ‘Malaca’, das mit strangen Sound-Effekten und Stimm-Samples ein surreales Sound-Kino hervorruft. Mit sphärischen Synthies startet das achtminütige ‘Quaus’, dunkel und futuristisch anmutend wird im weiteren Verlauf kraftvoll Druck aufgebaut – auch hier werden die polnischen Doomster für jeden Genre-Freund zum Lustobjekt. Verspielte Drums, Loops machen hier Laune, erneut verfremdete Stimm-Samples und verwaschene Gitarren erzeugen abgefahrene Szenarien. Man merkt, dass sich die Polen aus der Falle des Gewöhnlichen, des Bekannten herauszuspielen versuchen. Und das gelingt partiell auch mit vielen kleinen Stilmitteln ganz gut und macht diese dritte Platte nach mehrmaligem Hören zu einer ordentlichen Dreiviertelstunde Doom/Psych/Stoner. Am Ende bleibt gesunde Genre-Kost mit gelegentlichem Mut zu Experimenten.
Bewertung: 9/15 Punkten

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Abbildungen: Tortuga