(36:19, CD, digital, OHO Music, 01.07.2022)
Erstaunlich, dass einen manchmal Dinge erreichen, die scheinbar schon überholt sind. So zum Beispiel ein Paket aus Amerika, das aus drei Alben besteht, die hier auch alle kurz vorgestellt werden sollen. Hauptanlass mag zwar das weiter unten vorgestellte Soloalbum sein, doch den Anfang soll das “aktuelle” Werk von OHO machen, das nun auch schon über ein Jahr zurück liegt. Das Debütalbum der Amerikaner geht weit zurück in die 70er, “Okinawa” erschien 1974. Von den Anfangstagen ist als einziges Mitglied noch Gitarrist Jay Graboski dabei, dessen Solowerk “Authentic Fake” weiter unten kurz vorgestellt wird. Die Historie der Band weist immer wieder längere Pausen auf, so unter anderem direkt nach dem Debüt, denn das nachfolgende Album “Audition” folgte erst 1989. Dass es in der Zwischenzeit zu einigen Besetzungswechseln gekommen ist, dürfte kaum überraschen. In den letzten Jahren blieb das Line-up einigermaßen stabil, und so sind auf diesem Album folgende Musiker zu hören:
Jay Graboski – vocals / guitars
Ray Jozwiak – keyboards / accordion
David Reeve – drums / rhythmelodic deployment / vocals / keyboards / engineering
Billy Pratt – vocals / additional keyboards / engineering
David Hughes – bass guitar.
Und als Gäste:
Sue Tice – violin
Ty Ford – narration.
Die bisherigen Werke der US-Formation belegen, dass sie kaum zu greifen sind, eine einfache Kategorisierung fällt schwer, denn sie sind bzw. waren in den unterschiedlichsten Genres unterwegs. Gelegentlich liest man über OHO die Einschätzung als amerikanische Pink Floyd, das ist aber aus Rezensentensicht keinesfalls zu bestätigen.
Was erwartet den Hörer also auf “Ahora!”? Nun, zunächst einmal ein recht kurzes Album, das es auf gerade mal auf 36 Minuten Spielzeit bringt und aus einem Song besteht, der in drei Parts aufgeteilt wurde. Schnell fällt diesmal eine folkige Ausrichtung auf, denn akustische Gitarre und Geige setzen hier starke Akzente. Doch sie wissen sehr geschickt, Keyboardarrangements mit diesen Elementen zu vermischen, was mal Richtung Symphonic Folk Prog geht, aber auch mal mainstreamig ausfällt. Dass gesprochene Texte eingebunden sind, passt zum Konzept.
Es sind hier keine Bombast-Passagen zu erwarten, ebensowenig höchst frickelige oder gar schräge Parts. In weiten Teilen geht es sehr melodisch zu, wobei die angenehmen Gesangspassagen gut ins Bild passen. Hierzu gibt es einen Kommentar eines bekannten Herrn, den man in diesem Kontext eher nicht erwartet hätte, nämlich Robert Fripp, der speziell die Gesangsarrangements lobt (siehe auch aufgeklebten Sticker).
Bewertung: 10/15 Punkten
Jay Graboski – Authentic Fake
(77:13, CD, digital, OHO Music, 16.06.2023)
Die aktuellste Musik aus dem Hause OHO und damit Hauptanlass dieser Vorstellung stammt von Gründungsmitglied Jay Graboski, der im Sommer dieses Jahres sein Soloalbum “Authentic Fake” veröffentlichte. Erster offensichtlicher Unterschied bezieht sich auf die angebotene Quantität, denn aus 36 Minuten mit der Band werden hier satte 77 Minuten an Solomaterial. Das eigentliche Album enthält 14 Songs, an die noch die “The Dagger Chandelier EP” drangehängt wird, was die lange Gesamtlaufzeit erklärt. Die meisten Songs stammen aus der Feder des Protagonisten, lediglich bei drei Titeln waren OHO-Kollegen mit im Spiel. Überhaupt waren viele Musiker beteiligt, denn es handelt sich hier nicht um ein Solo-Album im wahrsten Wortsinne. Und so ist die Liste recht lang – los geht’s:
Jay Graboski – vocals / guitars / bass guitar / keyboards / percussion / glockenspiel
Dale German – electric rhythm guitar / slide guitar
Ray Jozwiak – accordion / keyboards / bass / moog sub phatty
Dave Kelly – additional guitars / drum programming / engineering / keyboards / percussion / magic
Julie Keough – backing vocals
Harry Maben – drums
Patrick McAvinue – fiddle
Gene Meros – saxophones
Bill Phelon – backing vocals / electric 12 string guitar / lap slide guitar / mandolin / pedal steel guitar / recorder
Bill Pratt – engineering / horn arrangements / keyboards / backing vocals / more magic
David Reeve – drums / percussion / engineering / keyboards / rhythmelodic deployment / even more magic
Gyro J. Scope – program sequences.
Im Gegensatz zum obigen OHO-Werk sind hier die Stücke wesentlich kürzer gehalten, die Folk Komponente ist eher raus, stattdessen geht es rockiger zu. Steel Gitarren sind auf diversen Songs zu hören, akustische Gitarren hingegen spielen kaum eine Rolle. Ebenso wird der Fan von Symphonic Rock hier eher nicht bedient. Auf ‘Cosmos of the Soul’ geht es dank Meros ins Jazzige, ‘Frog Legs’ ist ein knackiger folkiger Track mit Fiddle. Und auch die angehängte EP enthält gutes Material wie beispielsweise ‘St. Judas’ belegt. Zwar mag das mit der Laufzeit gut gemeint sein, aber für ein derart langes Album fehlt es dann trotz einiger interessanter Songs doch an Abwechslung.
Bewertung: 8/15 Punkten
Just Jay (& His Sonic Sphere of Acquaintance) – Steps (1971-2019)
(78:56, CD, digital, OHO Music, 01.07.2022)
Wie der Albumtitel schon andeutet handelt es sich hier um eine Compilation, die Werke von Graboski in verschiedenen Zeitphasen wie auch in unterschiedlichen Formationen widerspiegeln. Neun der insgesamt 22 Songs stammen von OHO, der Rest von anderen Formationen, in denen eben dieser Jay seine Finger im Spiel (bzw. an der Gitarre) hatte, teils auch mit anderen OHO-Kollegen. Entsprechend bunt ist das Programm der hier angebotenen Stilrichtungen auf dieser vollbepackten CD. So wird hier beispielsweise ungewohnte Härte präsentiert. Auch ist OHO hier mal mit Sängerin zu hören.
Bewertung: ohne
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Abbildungen: OHO