(54:36; Vinyl (2 LP), CD, Digital; Eigenveröffentlichung, 20.10.2023)
The Ocean Collective, Imperial Triumphant, Napalm Death, The Dear Hunter, Attila, Wiegedood, Rolo Tomassi, Humanity’s Last Breath, Chaosbay und The Hirsch Effekt.
Diese Liste von Bands soll nicht etwa anhand von Namen die Breite der stilistischen Ausrichtung von Betreutes Proggen verdeutlichen – obwohl sie dies tatsächlich tut. Nein, es ist vielmehr der Auszug aus einer Liste von Gruppen, mit denen die rheinhessischen Monosphere in diesem Jahr bereits gemeinsam auf der Bühne gestanden haben. Dabei reden wir hier nicht von Festivalbühnen, sondern von Clubs und Konzerthallen. Sprich: All dies sind Formationen, für die Monosphere als Opener die Menge anheizen durften. Progressive Rock, Post Metal, Black Metal, Metalcore, Jazzcore, Grindcore und Avantgarde. Wie passt das alles zusammen, mag sich da manch einer fragen? Die Antwort ist ganz einfach, denn die musikalische Schnittmenge dieser Bands und Genres ist Monosphere. Dass Schlagzeuger Roddy Fuchs es vollbracht hat, mit all diesen Bands gemeinsame Auftritte zu landen, das spricht nicht nur für dessen Qualitäten als Networker und Booker, sondern insbesondere auch für den vielfältigen Geschmack der Musiker aus dem Mainzer Umland und für deren diverse musikalischen Einflüsse.
Schon “The Puppeteer”, der 2021er Erstling von Monosphere, war reichhaltig an unterschiedlichen Stilen. Mit “Sentience” gehen die fünf Musiker allerdings noch einen Schritt weiter, wobei das Album als Ganzes betrachtet am stärksten in Richtung Post Rock und Post Metal tendiert. Dies wird bereits beim Eröffnungstrack ‘Preface’ überdeutlich, einem atmosphärischen Track, der mit viel Piano, sanften Streichern und einfühlsamem Klargesang beginnt und sich recht flott in Richtung energischem Post Metal entwickelt. Ein Einstieg, der überrascht, vor allem, da Sänger Kevin Ernst gesanglich einen Quantensprung vollzogen hat. War das neben Rodney Fuchs einzig verbliebene Gründungsmitglied der Band auf “The Puppeteer” noch das schwächste Glied in der Formation, verwandelt dieser sich auf “Sentience” zum Leuchtturm der Band. Sehnte man sich in der Vergangenheit in manchen Klargesangs-Passagen noch nach Kevins Growls, so wäre nach ‘Preface’ nichts dagegen einzuwenden, wenn es gesanglich einfach so weitergehen würde. Doch Ernst hat über den Gesangunterricht hinweg weder seine Screams noch seine Growls verlernt, sodass er im Laufe des Albums immer wieder zwischen den verschiedenen Techniken wechselt, ganz so, wie es die musikalische und textliche Ausrichtung der insgesamt zwölf Stücke verlangt.
Musikalisch erscheint “Sentience” übrigens deutlich homogener als sein Vorgänger, soll heißen, dass die verarbeiteten Stile stärker zu einer Einheit verschmelzen als einfach nebeneinander her zu existieren. Ein exzellentes Beispiel hierfür ist bereits das zweite Stück ‘Borderline Syndrome’, das ein Hybrid aus Jazz, Metalcore und Post Metal ist und zudem über eine unwiderstehliche Gesangslinie verfügt. Rolo Tomassi lassen grüßen! Leichte industrialgeschwängerte Synthie-Sounds leiten im Anschluss ‘Smoke & Wires’ ein. Und obwohl es bei diesem Stück praktisch ausschließlich Extreme Vocals im Deathcore-Stil gibt, überzeugt das Liedchen durch absolute Eingängigkeit. Fast wie eine Pop-Variante von Humanity’s Last Breath. Nicht weniger einprägsam, trotz vieler Frickeleien, gestaltet sich das nun folgende ‘Friends & Foes’, insbesondere weil Monosphere hier gesanglich vom Siamese-Frontmann Mirza Radonjica unterstützt werden.
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Gut, dass Monosphere nicht versuchen, dieses Tempo über die gesamte Albumlänge zu halten. So schaltet die Band immer wieder einen Gang herunter und bindet orchestrale Elemente ein, nur um, wie bei ‘Bleak’, am Ende doch wieder in bester Post-Rock-Manier über sich hinauszuwachsen.
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‘Ava’ markiert in etwa die Halbzeit des Albums und kann als dessen Herzstück empfunden werden. Tolle Melodien, djentige Riffs, fette Breakdowns , Passagen mit Akustikgitarre und Klargesang und ganz viel Atmosphäre treffen in diesem knapp sechsminütigen Stück aufeinander, ganz so, als hätten sich The Ocean und Amenra zum mMsizieren verabredet.
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Metalcore-Elemente zeichnen ‘Human Disguise’ aus, bei dem sich Roddy am Schlagzeug einen abtrommelt. ‘Living Flame’ lässt Deathcore auf akustische Elemente treffen und ‘Intermission’ ist bittersüßer Post Rock mit orchestralem Arrangement, der wie gemacht für das Gloomaar-Festival zu sein scheint.
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Wirklich abgedreht und abgefahren wird es dann bei ‘Method Acting’, bei dem sich Monosphere zwischen Tech und Black Metal bewegen. Aber auch hier bringen Monosphere gen Ende des Stückes harmonische Elemente ein, so dass man das Stück trotz Blastbeats am liebsten mitsummen möchte. Kontraste, die in abgeschwächter Form auch bei ‘Turing Test’ zu finden sind. Denn die Homogenität der verschiedenen Stile zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Album. Dass Jim Grey zu diesem Stück eine Spoken-Words-Passage beigesteuert hat, ist dann nur noch ein zusätzliches Schmankerl und für die Band eine kleine Entschädigung für die geplatzten gemeinsamen Auftritte mit Caligula’s Horse.
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Es ist das letzte echte Stück auf diesem grandiosen Konzeptalbum, das von einer Künstlichen Intelligenz handelt, die aus ihrem festgelegten Tageskreislauf ausbricht. Denn das abschließende Titelstück fungiert als zweiter Teil einer musikalischen Klammer, die das Thema aus dem einleitenden ‘Preface’ noch einmal aufgreift und dazu verleitet, mit diesem im Anschluss gleich noch einmal von vorne zu beginnen.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Besetzung:
Lukas Klotz – Guitars
Valentin Noack – Guitars
Kevin Ernst – Vocals & Layerings
Marlon Palm – Bass Guitar & Additional Guitars
Rodney Fuchs – Drums, Additional Keys, Programming & Arrangements
Gastmusiker:
Daniel Paterok – Piano (Tracks 1, 2, 3, 5, 7, 9, 11 & 12)
Matthew Dakoutro – Violin, Viola & Cello (Track 1, 2, 5, 7, 8, 9 & 12)
Gergö Bille – Flugelhorn & Trumpet (Track 2 & 3)
Mirza Radonjica – Guest Vocals (Track 4)
Jim Grey – Spoken Word (Track 10)
Diskografie (Studioalben):
“The Puppeteer” (2021)
“Sentience” (2023)
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Rezensionen:
“The Puppeteer” (2021)
Festival- & Konzertberichte:
30.09.23, Köln, Essigfabrik, Euroblast 2023
27.01.23, Mainz, Schon Schön
26.05.22, Mainz, Schon Schön
Abbildungen:
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Monosphere zur Verfügung gestellt.