(42:56, Digital, CD; Apollon Records Prog, 13.10.2023)
Der stimmungsvolle moderne Artrock der Norweger geht in die dritte Runde. 35 Tapes stehen für sauberen, teils melancholischen Progressive Rock ohne viel Ausschläge in experimentelle Gefilde. Das Mellotron, der Pink-Floyd-Einschlag, allgemein die Klassiker Genesis, King Crimson und auch die Melancholie der frühen Camel sind omnipräsent. Sänger Morton Lund ist mit seiner Stimme ganz klar ein David Sylvian-Soundalike. So lassen sich die Phrasierung, Melodik und der Klang der Stimme ganz klar dem Kult Sänger zu orten.
Mit dem Opener ‘Whistle For The Wind’ startet das Album fließend melancholisch zurückhaltend, die Melodien erinnern sympathisch an die letzten Ergüsse der Süddeutschen RPWL. Klassische Seventies Moog Sounds, typische Gitarren-Akkorde werden in schwebende Melodie-Fragmente gebettet und aufgelöst, die zentrale wiederkehrende Melodie des Songs ist unaufdringlich und trotzdem sehr prägnant, hängt sich im Ohr fest. Den Norwegern gelingt hier mit kurzen vertrackten Zwischen-Phrasierungen ein wundervolles Musterbeispiel modernen New Artrocks, welcher die klassische Seite des frühen Prog-Sounds jederzeit mit einbettet. Perlende Gitarren leiten das folgende ‘Crawling’ ein, mit erneut harmonisch in Szene gesetzten Tasten-Sounds und melancholischen Vocals schwebt man angenehm entrückt durch Raum und Zeit. Weh tun soll das alles nicht, man wünscht sich fast mal eine Ecke/Kante mehr im Sound Gerüst der Norweger, es ist gut durch komponiert, perlendes Piano im weiteren Verlauf verspricht eine fast Soundtrack-artige Kulisse. Die Sylvian artigen Phrasierungen geben dem Sound glücklicherweise eine kleine, feine spezielle Nuance, es könnte trotzdem ein Mehr an Emotionalität das Ganze in mehr Tiefe vorstossen lassen. ‘Art of Falling’ spielt mit der gleichen brüchigen Melancholie, das Mellotron ist jederzeit stimmungsvoll integriert, da wird nicht viel falsch gemacht und trotzdem wünscht man sich mal ein Paar Brüche, einen Anzug in der Dynamik-Kurve. Der Song variiert sanft vertrackt im späteren Verlauf, akzentuiertes Bass-Spiel offeriert das musikalische Qualitäts-Moment, jederzeit variables, Song dienliches Drumming weiß zu gefallen, fließende Gitarren nebst schwebenden Keys, angenehm produziert und ohne viel Gefrickel – ein harmonischer Flow ohne störende Fragmente. Ein verträumtes Piano leitet das sanft nach vorne rockende ‘The Biggest Lie’ ein, welches fast schon AOR like Radio-Format beweist. Mit dem Long-Track/Titelsong fasst sich das Album dann gut zusammen, etwas vertrackte Elemente gesellen sich zum melancholisch fließende Oeuvre dazu, es platzt nichts aus den Nähten, die Kontrolle im Sound, den Arrangements ist klar definiert, auf den Punkt, ohne das große Moment zu erzwingen. Gute Veröffentlichung, die Freunde des klassischen Prog Rocks mit angenehmen modernen Details zwar nicht begeistern, aber auch nicht enttäuschen wird.
Bewertung:10/15 Punkten
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