Im Gespräch mit Collapse Under The Empire

Post-Rock-Magnum Opus in der Vorfinanzierungsphase


Man gönnt sich ja sonst nichts. Nach dem vierfach Vinyl “The End Of Something” von 2019, was als eine Art Werkschau des Post-Rock-Duos durchgehen könnte, kommt es nun ganz dicke – im wahrsten Sinn des Wortes. Es rappelt nämlich in einer Elfer-Plattenkiste mit allen bisherigen Veröffentlichungen von Collapse Under The Empire – was insgesamt fünf Alben und vier EPs sind, sowie mit diverse Singles und Unveröffentlichtem. Eine Box, die mit “Recurring” gar mit einem neues Album aufwartet. “Works 08-23”, so der Titel der reichlich ambitionierten Sache, enthält dann alles, was CUTE war, ist und in nächster Zukunft sein wird.

15 Jahre CUTE! Was ist euer Fazit nach all den Jahren?

Chris Burda: Ich glaube, unser Output kann sich sehen lassen. Dass wir in unseren ersten sieben Jahren tatsächlich fast jedes Jahr ein Album mit EP veröffentlicht haben, spricht für viele Stunden Studioarbeit und Experimente. Damals hatten wir auch mehr Zeit, was sich die letzten Jahre wegen unserer Hauptberufe etwas geändert hat. Wir sind aber dennoch froh, dass wir alle zwei bis drei Jahre unsere Fans und uns mit neuer Musik beglücken können. 15 Jahre sind tatsächlich ein langer Zeitraum, der uns gar nicht so lange vorkommt.
Die Welt dreht sich schneller und die Einschläge erfolgen im Rekordtempo. Gute Nachrichten gibt es immer seltener, was die Zukunft der Menschheit mit Sicherheit verändern wird. Unsere Konzeptthemen waren inhaltlich schon immer von düsteren Visionen und Prophezeiungen- aber auch von erhellenden Ausblicken geprägt. Dass uns die bittere Realität mit Lichtgeschwindigkeit eingeholt hat, hätten wir uns vor einigen Jahren nicht vorstellen können.

Warum gibt es “Recurring” als Vinyl dann nur in der Box?

Martin Grimm: Die Bundles und Compilations in unserem Online-Shop sind in den letzten Jahren sehr gefragt. Kaum jemand bestellt noch ein einzelnes Vinyl. Ein Grund könnten die extrem gestiegenen Versandkosten sein. Unsere Hörer sind auf der ganzen Welt verstreut und da sind die Versandkosten mittlerweile höher als der Preis für ein einzelnes Vinyl. Wir haben deshalb entschieden, das neue Album exklusiv nur in das 11-fach Vinyl-Boxset zu packen. Zusätzlich bietet das natürlich auch einen Anreiz für diese großartige Box.

Wie kommt man auf die fixe Idee, sein gesamtes musikalisches Oeuvre auf einmal als 11x Vinyl-Box-Set zu veröffentlichen? Wie lief das mit der Finanzierung der Box? Weil sich so ein Brocken ja nicht auf einmal stemmen lassen kann…

Martin Grimm: Fix war die Idee allerdings nicht. Tatsächlich arbeiten wir schon Jahre an dieser Veröffentlichung. Alle Alben, EPs und Bonus-Songs, die wir in den letzten 15 Jahren produziert haben, auch auf Vinyl zu pressen, war schon immer ein großer Traum. Leider haben sich die Kosten und die Herstellungszeit von LPs immens erhöht. Es ist gerade also ein ungünstiger Zeitraum, solch ein umfangreiches Vinyl-Set anzugehen. Trotzdem versuchen wir es weiter und sobald wir genügend Vorbestellungen haben, werden wir die Box herstellen lassen. Wir befinden uns also noch in der Vorfinanzierungsphase. Wer Interesse hat, kann die Box exklusiv in unserem Shop auf collapseundertheempire.com bestellen.

Erst das Vierfach Vinyl “The End Of Something”, jetzt setzt ihr noch einen drauf. Was kann als Steigerung danach noch kommen?

Chris Burda: Es gibt keine Steigerung, nur noch die Erweiterung, dass wir gleichzeitig die “Works”- Edition auch als 12-CD-Boxset veröffentlichen werden. (lacht)

Am Ende wird die Natur die Bereinigung vornehmen, aus der neues Leben entsteht. Ein ewiger Kreis von Tod und Wiedergeburt.

Den Titeln nach kann man auch “Recurring” als Konzeptwerk betrachten. Seid ihr bibelfest?

Chris Burda: Nein, überhaupt nicht. Um solche Konzeptwerke zu veröffentlichen, muss man das aber auch nicht sein. Es reicht, wenn man seine Augen offenhält und sich zu den verschiedenen sozialen und weltlichen Missstände, Themen und Krisen eine Meinung bildet. Das Leben ist eine einzigartige Erfahrung und stellt Menschen tagtäglich seit Anbeginn vor diverse Problematiken. Darauf basiert das Konzept von “Recurring”, dass der immerwährende Kreislauf des Lebens sich stets auf die eine oder andere Weise wiederholt. Der immerwährende Zyklus bezieht sich auf den Planeten Erde, die Natur, die Tiere und natürlich auf die Menschen. Am Ende wird die Natur die Bereinigung vornehmen, aus der neues Leben entsteht. Ein ewiger Kreis von Tod und Wiedergeburt. Wenn man sich aber die aktuellen Diktatoren dieser Welt anschaut, könnte die Zerstörung der Welt andere Dimensionen annehmen. Von Atombomben wird sich die Natur so schnell nicht wieder regenerieren und der Untergang der Welt wäre vorprogrammiert.

In Nando Schäfer habt ihr nun einen neuen Drummer. Gastmusiker oder doch festes Mitglied in CUTE?

Martin Grimm: Wir wollten mit dem Drum-Sound und vom technischen Spiel das nächste Level erklimmen, dazu haben wir uns mit Nando einen Profi geholt, der schon reichlich Bühnenerfahrung hat und mit Größen wie Zoe Wees, Meute und Michael Schulte live unterwegs war. Er war damals auch schon bei unserem ersten Konzert, beim Dunk!, im Einsatz. Mit ihm haben wir jemanden gefunden, der zu 100 Prozent CUTE lebt. Die Drums sind auf dem neuen Album ein absolutes Highlight.
Da wir bereits seit 2008 zu zweit für diese Band Musik produzieren und das auch beibehalten möchten, werden wir uns personell nicht erweitern. Das wäre vielleicht dann eine Idee, wenn wir eine Tour-Band würden. Aber das steht in den Sternen. Für neue Projekte sind sind wir allerdings immer offen.

Genau, was macht die Idee, doch irgendwann einmal live zu spielen?

Chris Burda: Unser erstes Konzert fand wie gesagt bereits im Jahre 2016 auf großer Bühne beim Dunk!-Festival in Belgien statt. Wir sind froh, dass wir das Experiment, damals als reine Studioband, mit befreundeten Musikern auf die Bühne transferiert haben. Es war ein tolles Erlebnis und kam beim Post-Rock-Publikum super an. Von dem Konzert existieren noch Live- Aufnahmen im Internet. Leider fehlte uns danach die Zeit, weiterhin mit Collapsed Under The Empire live unterwegs zu sein. Da wir nur zu zweit sind, stellt es eine Herausforderung dar, mit drei weiteren Live-Musikern und 2 Technikern auf Tour zu gehen und diese bei den teilweise mickrigen Gagen adäquat zu bezahlen. Wir schließen aber nicht aus, das Experiment nochmal zu wagen und auf Tour zu gehen. Sollte dieses Interview ein Booker/Promoter lesen, kann er uns bei Interesse gerne kontaktieren. (lacht)

Danke für das Gespräch!


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Rezension “Recurring – Works 08-23 (11-LP-Box, 2023)”
Rezension “The Fallen Ones” (2017)
Interview zu “The Fallen Ones” (2017)

Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Collapse Under the Empire