The Hirsch Effekt – Urian
(52:08; Vinyl (2 LP), CD, Digital; Long Branch Records/SPV, 29.09.2023)
Bis zum heutigen Tag waren The Hirsch Effekt ein musikalischer Freak. Eine Band, die sich unzähliger Genres bediente, aber zu keinem wirklich dazu gehört hat. Außer zu dem für sie eigens kreierten. Denn irgendwann ist für die Hirsche der Begriff Artcore in den Raum geworfen worden. Eine Wortneuschöpfung, die seitdem bei keiner anderen Musikgruppe wissentlich Verwendung gefunden hat. Spätestens mit “Urian” ist aber es unnötig geworden, sich weiter dieser linguistischen Krücke zu bedienen. Denn “Urian” kann eindeutig als Progressive bezeichnet werden. Wahlweise als Extreme Prog, als Progressive Metal, als Progressive Rock oder gar als Acoustic Prog Rock, bzw. alles auf einmal.
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Denn die Hannoveraner spannen mit ihren Stücken einen Bogen von A Kew’s Tag-artigen Kleinoden (‘Agora’) über epischen Modern Prog (‘Otus’) bis hin zu Stücken, die phasenweise an The Dillinger Escape Plan erinnern (‘Urian’). Und obwohl diese beiden Extreme für manch einen wahlweise zu leichte oder zu schwere Kost sein dürften, so haben The Hirsch Effekt mit “Urian” ein Konsensalbum abgeliefert, an dem alle Prog-Fans ihren Gefallen finden sollten. Wenn auch nicht direkt an allen Stücken, dann doch zumindest an einem einzelnen. Und wer sich dann traut, ein wenig über seinen eigenen Tellerrand zu schauen, dem dürfte sich das sechste Album der Niedersachsen recht schnell erschließen. Insbesondere, wenn man der deutschen Sprache mächtig ist. Denn aufgrund des vermehrten Gebrauchs von Klargesang, kann man den tiefgründigen Texten erstmals folgen, ohne ständig ins Booklet schauen zu müssen. Ein Vorteil, der bei ergreifenden Texten wie dem vom Ukraine-Überfall und dessen Folgen inspirierten ‘Granica’ besonders positiv ins Gewicht fällt.
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Bei den heuer etwas spärlicher gesäten Screamo-Attacken wie in ‘Blud’ fällt dies natürlich etwas schwerer.
Ob dies für Anhänger der Hirsche, die aus der Core-Szene stammen, genug sein wird und diese die neue Stoßrichtung genauso positiv beurteilen werden, das bleibt abzuwarten.
Bewertung: 14/15 Hirschgeweihen
Besetzung:
Nils Wittrock – Vocals, Guitar
Ilja John Lappin – Vocals, Bass, Cello
Moritz Schmidt – Drums
Diskografie (Studioalben):
“Holon : Hiberno” (2010)
“Holon : Anamnesis” (2012)
“Holon : Agnosie” (2015)
“Eskapist” (2017)
“Kollaps” (2020)
“Urian” (2023)
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Rezensionen:
“Solitaer” (2022)
“Gregær” (2021)
“Kollaps” (2020)
“Eskapist” (2017)
Konzert- & Festivalberichte:
22.09.22, Wiesbaden, Kesselhaus
19.07.21, Köln, Freideck
10.10.20, Kaiserslautern, Kammgarn
Abbildungen:
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.