Das Prophecy Fest existiert in seiner Umsetzung seit 2015. Liebhaber des Label-Programms und natürlich auch darüber hinaus erfreuen sich seit Jahren an der speziellen Kombination – die imposante Balver Höhle als Austragungsort der schon sehr speziellen Qualitäts-Musik zwischen Folk, Black Metal und ganz viel Hörenswertem in den Nischen dazwischen. Ein lang gehegter Wunsch ging somit endlich für den Autor in Erfüllung, wenn auch gleich im Vorfeld zugegebenermaßen betont werden muß, dass die kleineren pausenfüllenden Newcomer des Labels auf kleiner Bühne mehr oder weniger im Off blieben – leider.
Auch wenn es mit der Vorab-Planung und den Umständen der Zusage tatsächlich erst in der sprichwörtlich letzten Sekunde grünes Licht gab ( Danke an Stefan Belda und Martin Koller), so war ich überfallartig Freitag Morgen on Tour, knapp 5,5 Stunden mit dem Auto bis Balve, ein nettes Hotel zum Glück wurde trotzdem noch kurzfristig gefunden. Für den Aufwärm-Modus am Donnerstag Abend blieb somit keine Option mehr-will heißen, neue Acts aus dem Folk Bereich wie Thurnin, Vrimuot und Illudium – alles im Unplugged Gewand, blieben ungehört und ungesehen. Auch das YouTube-Phänomen Krachmucker TV-Ernie Fleetenkieker (Ex-Fäulnis) wurde verpasst, zu meiner Freude dürfte ich den sympathischen Nerd allerdings bereits im Schauspielhaus zu Leipzig auf dem WGT erleben. Somit erwartete den Besucher wie immer auf großer und kleiner Bühne im steten Wechsel ein volles Programm am Freitag und Sonntag.
Freitag, 08.09.23
Die Niederländer sind ja bereits auf Tonträger schon eine sehr spezielle Kreatur, vereinen sie doch auf eigenwillige Weise Post Punk mit Black Metal, Shoegaze und etwas Jazz zu einem doch sehr individuellem Sound. Auf der Bühne perfekt ausgeleuchtet, mit den Band-typischen strangen Gesichtsmasken versehen, fordert man das Publikum mit den immer wieder durch die Genres streifenden Avantgarde-Klängen ihrer drei Alben gut heraus. Das Trio kann dank der permanent in Blau getünchten Bühne die Atmosphäre für sich nutzen, die Dynamik im Sound ist durchgehend fließend, verrückt, zwischen eingängig und arg herausfordernd. Der Tag ist natürlich noch jung, die Neugierde der Eintreffenden wird mit bunter musikalischer Vielfalt seitens der Holländer fürs Erste gut temperiert in den Nachmittag gebracht.
Die sympathischen Leipziger durfte ich gerade erst auf dem WGT erleben, nur blieb da überraschenderweise jeglicher Zuschauer-Andrang aus, was den Auftritt seinerzeit trotzdem nichts an Qualität nahm. Mit der Balver Höhle, zahlreichem Publikum, dem immer starken Bühnen-Sound respektive Licht konnten die Prog-/Athmo-Metaller (man nannte sie schon zu Debüt-Zeiten die deutschen Opeth) an diesem Ort nur gewinnen. Mit dem letzten bärenstarken Album “Ayam” hat man erneut wieder die Metal-Gemeinde verzückt, somit gab es Songs wie das überlange ‘Am Abgrund’ oder das live hervorragend funktionierende ‘Tormento’, die mit alten Klassikern wie u.a.’The Black Sea’kontrastiert wurden. Hervorragend erneut, wie die Band mit weiblicher Unterstützung auf wirklich sensible Weise Cello und Trompete in den kraftvollen Band-Sound integriert, dies ist besonders hervorzuheben. Man lässt diese Variationen zu und diese werden dann mit sehr atmosphärischen Schnipseln flankiert, es gelingt vor allem hier den Leipzigern sehr eindrucksvoll über den Tellerrand einer Metal-Band hinaus zu schauen. Riesenkompliment! Unterhält man sich mit Zuschauern und Fans, bleibt wiederkehrend die eine Erkenntnis, das Disillusion einfach starke Songs im Rucksack tragen, es ist wirklich zwischen fragil und berstend kraftvoll alles dabei und die sympathisch, unprätentiöse Art und Weise auf der Bühne macht es dadurch irgendwie noch um ein Vielfach stimmiger. Es gab so manchen erstmaligen Entdecker, der danach mit dem Vinyl vom Merch weg ist.
…presents “The Deathship has a new Captain”. Das Projekt um Meister Schwadorf (Empyrium) und Allen B. Konstanz bringt das legendäre Debüt zum Fest 2023 auf die Bühne. Man mag vom Comic-haften Stil und der augenzwinkernden Performance halten was man will, die Musik hat immer Laune gemacht, hat sich vom seinerzeit so angesagten Goth Metal mit viel Charme losgelöst und klassische Heavy-Metal-Einflüsse mit Goth Rock und viel Horrorfilm-Soundtrack-Elementen gepaart. Live diesmal mit Geige und u.a. am Bass Fursy Teyssier von Les Discrets verstärkt, hatte man die Crowd von der ersten bis zur letzten Sekunde sprichwörtlich am Haken. Optisch mit stylischen Western-Hüten, generell cooler Optik und Nosferatu-Bild über der Bühne wusste allein Konstanz als kleines freches Unterhaltungsprogramm-Wiesel auf der Bühne, mit neckischen Charme, die Meute zu animieren/unterhalten. Wenn man dann Hits wie den ‘Lone Night Rider’ im Gepäck hat, ist eh kein Halten mehr. Zum Verständnis – dieses Debüt lebte seinerzeit von auf den Punkt simplen, aber sehr effektiven Riffs, orchestralen Strukturen, die es dem Hörer wahrlich leicht machten, daran Gefallen zu finden. Live um so mehr braucht die Band dementsprechend nicht so viel, um das musikalische Kraftpaket leicht an den Mann zu bringen. Bühnen Deko, Sound, Energie und Kommunikation mit Publikum Top!
Der einzige klassische Black Metal Act an diesem Abend waren die Schweizer Darkspace. Das Trio, das mit eingespielten Synths und Drums vom Band an den Start geht, spaltete, wenn man sich so im Nachgang unterhielt, irgendwie die Geister im Publikum. Über knapp eine Stunde zelebrierte man den für die Band typisch kalten, sehr ambienten, doomigen kosmischen Black Metal. Das als ein durchgehend langes Stück konzipierte Live Set war konsequent, monoton, kalt, außerweltlich, durch die synchrone Optik der Mitglieder absolut auf den Punkt. Alle drei Musiker bedienen im Wechsel das Mikrofon, was eine sehr spezielle Dynamik nach sich zieht. Lässt man es zu, darf man getrost von der hypnotischen Sogwirkung profitieren und die statische, aber sehr in sich ruhende unterschwellig brodelnd düstere Atmosphäre zog nicht nur mich komplett in ihren Bann. Starker kurzweiliger Trip in Lovecraft‘sche Abgründe!
Die britischen Doom-/Death Veteranen waren eines der im Vorfeld angekündigten Highlights und einiges an Nostalgie lag in der Luft. Der Raum vor der Bühne wurde zusehens voller, die vorfreudige Unruhe, die Gespräche der Zuschauer mit erwarteter Spannung. Das die Set List dann auch tatsächlich so tief in die frühe Zeit der Band zurückreichte, hat man maximal zu hoffen gewagt. Aaron Stainthorpe kam galant in weißem Hemd und Krawatte als gutes Kontrastprogramm zu seinen Kollegen auf die Bühne und hat nichts von seiner alten Intensität verloren. ‘Your River’ zum Einstieg ebnete der sterbenden Braut jedweden Zugang zum Hörer und im weiteren Verlauf geizte man nicht mit Oldschool-Klassikern vom Kaliber ‘The Cry of Mankind’, ‘Like Gods of the Sun’ und sogar den Titelsong der “Turn Loose The Swans” aus dem Jahre 1993 kredenzte man dem nach alten Material lechzenden Publikum. Das ist Doom/Death/Goth Metal der ganz alten Schule, leidender und kraftvoll growlender Gesang wechselten sich harmonisch ab und machten sichtbar allen Anwesenden viel Freude. Innovation anno 2023 ist das nicht, seinerzeit waren sie Pioniere hinsichtlich neuer Einflüsse im Doom Metal, führten als eine der ersten pathetisch klare Vocals und gitarrenfreie Sounds in die Szenerie. Schön mal wieder einen ihrer eher seltenen Auftritte zu erleben!
Mit ihrem letzten Album “De Doorn” ging das Post Doom Gespann aus Belgien mit tatsächlich flämischen Texten an den Start. Dies funktionierte hervorragend, sind die Belgier aktuell doch eine der angesagtesten Bands in Sachen extremen Modern Doom/Postrock/Sludge Metal. In gewohnt manischen Wellen überzog man von Anfang an das Publikum mit Tsunami-artigem meterhohem Wall of Sound. Extremer Gesang ist ein Stilmittel, aber auch die Ruhe-Inseln im Sound lassen kurze Verschnaufpausen zu, nur um dann auf um so kaputter über einen hinweg zu brechen. ‘Razoreater’ oder das intensive ‘Am Kreuz’ ließen im Publikum niemanden zweifeln, eine der aktuell intensivsten Combos im extremen Metal live zu erleben.
Kurz vor dem Auftritt durfte ich einen Moment mit Label-Chef Martin Koller sinnieren, den ich seinerzeit noch oft in Telefonaten kontaktierte, als das Label gerade klein, aber fein in den späten Neunzigern in die Gänge kam. Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen, ob er jemals seinerzeit sich hätte vorstellen können, mal einmal so ein Festival mit Hochkarätern dieser Art aufzustellen. Die Antwort war wie immer Martin-typisch pragmatisches Nicken, ein eher ungläubiges: “Naja, man weiß ja nie was so passiert. Mir ist wichtig, dass es passt, die Zusammenstellung der Bands eine schlüssig atmosphärische Abfolge darstellt für die Hörer, das Publikum. Auch ein vorsichtiges Reduzieren der Anzahl des Publikums auf 1.400 Leute im Vorfeld sollte lt. Koller die entspannte Wohlfühlatmosphäre fördern, sodass jeder die vielen Stunden am Stück mit einem gewissen Maß an Freiheit seine Lieblinge genießen darf.
Samstag,09.09.2023
Der erste durchgehend unterhaltsame Nachmittag+Abend+langer Anfahrt steckte erstmal in den Knochen. Nach überschaubarem Schlaf, aber dafür ausgedehnten Frühstück wurde Dank vieler Hotelgäste, die ebenfalls Fest-Besucher waren, gut kommuniziert und beschnuppert. Immer wieder spannend, wie, wo der Einzelne sozialisiert ist, zur Musik kam und im Speziellen die Teilnahme am Prophecy Fest als meist schon Wiederholungstäter wahrnahm. Dieser letzte Tag startete laut Planer bereits um 13:00 Uhr. Man wusste somit: es wird ein langer Tag, zumal sommerliche Temperaturen von über 30 Grad Celsius sehr wollwollendes Klima boten. Neun Bands auf der MainStage sind grundsätzlich mal eine Ansage und keine davon ist irgendwie unter ferner liefen. Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass zwar am Nachmittag noch Sonnenlicht die Höhle in kleinen Dosierungen traf, die grundsätzliche Atmosphäre ebendieser aber von jeder Band in Sachen Stimmung perfekt genutzt wurde.
Das Schweizer Tribal/Ethno/Hypnotic Rock Trio E-L-R, das bis dato auf zwei hervorragende, Sound-technisch sehr individuelle Longplayer zurückblickt, konnte trotz der frühen Uhrzeit einen vollen Zulauf erleben. Für alles andere ist dieses Band-Projekt musikalisch auch zu speziell – und durfte dies auf ihrer Tour im Frühjahr mit Wolves In The Throne Room auch bereits eindrücklich zur Schau stellen. Mit liebevoll heidnischer Dekoration und erneut tollem Bühnenlicht in Rot wurden die 45 Minuten natürlich genutzt, die Anwesenden fürs Erste in Wohlfühl-Temperatur gebracht. Beide Front-Ladies mit Drummer mittig im Hintergrund ließen den spirituellen ausufernden Songs ihre Entfaltung, ein stetiges Spiel mit der Dynamik und den dazu passenden, gelegentlich an Dead Can Dance gemahnenden Gesängen, taten ihr übriges. Ob die Stimmen tatsächlich so leise im Sound gewollt waren, blieb bis nach dem Set eine offene Frage – egal, der Gesamteindruck war auf den Punkt, hypnotische, manchmal nah am Black Gaze/PostRock driftende Sound-Wälle bestimmten das Szenario, den Zuschauern gefiel der kurzweilige Auftritt in jedem Fall und das Trio wurde mit reichlich Applaus in den Nachmittag entlassen.
Im Vorfeld zum Festival war dieses norwegische Projekt ein heißer Kandidat für den Überraschungsmoment, wußte man, die Skandinavier veranstalten gern mit viel Maskerade ihre Auftritte. Sänger mit Pestmaske, Gitarristen mit Schweine- und Troll-Masken, der Drummer mit Bock-Maske, das hatte allein schon mal viel Theater im Gepäck. Das Show-Element zog natürlich aus dieser Theatralik-Performance viel Interesse seitens der Audience, wenn auch gesagt werden muß, das der Sound zwischen Doom/Black und traditionellem Metal genug Kraft und Qualität in sich trägt, um die 50 Minuten alleine zu unterhalten. So aber kam man in den Genuss einer eher seltenen, dafür sehr speziellen Live-Vorstellung, deren man den Originalität-Faktor gerne zugestehen möchte. Mit dem Song-Material war ich selbst nicht so bewandert, es unterhielt trotzdem prächtig in Kombination zur Theater-haften Zurschaustellung, da die Kombination aus dunklem doomigen Extrem-Metal schlüssig zum Verkleidungs-Schauspiel passte. Da man sicherlich nicht so oft in den Genuss dieser speziellen Band live kommt, bleibt ein gesondertes Dank an die Veranstalter für diesen Gimmick.
Die sympathischen Doom-Veteranen aus Dänemark haben ja schon einige Festivals diesen Sommer mit ihrer Anwesenheit beglückt. Um so erfreulicher, Saturnus auch auf dem Label-eigenen Fest begrüßen zu dürfen, stehen die Dänen seit Mitte der Neunziger doch für waschechten Doom/Death/Goth Metal der klassischen Art. Sänger Thomas A.G. Jensen ist von Hause ein Mega-Sympath. Und man merkte von Beginn an, die Dänen hatten Bock, kamen sahen und siegten. Irgendwie ein durchgehend perfektes Set, meist in atmosphärischen Blau-Tönen getünchtes Bühnenbild. Songs wie die berührende Ballade ‘Eventide’, bei dem sich Sänger Jensen Frontmann Paul Kuhr der Oldschool-Veteranen von Novembers Doom auf die Bühne holte für ein rührendes Duett oder der Klassiker ‘Christ Goodbye’ holten wirklich jeden Zuschauer ab. Die Stimmung vor und auf der Bühne war positiv, ausgelassen und zwischen tiefen Growls, dem Saturnus-typischen Sprechgesang und viel kraftvollen Headbanging blieb kein Auge trocken. Energetisch lag hier viel positive Energie und Wiedersehensfreude in der Luft, die Band nahm diese dankbar an und gab der Meute dementsprechend mit viel Bühnen-Leidenschaft alles zurück.
Mit Markus Stock (Empyrium) an der Gitarre kommt dieses Projekt nach dem beeindruckenden Album “Zeitlang” zu seltener Live-Ehre. Mit heimischen speziellen Dialekt intonierend und ja, auch passender Optik erlebte man ein kraftvolles Paket deutschen Black Metal. Dem ganzen Set hab ich nicht beigewohnt. Was ich aber sehen durfte, hatte Hand und Fuß und die Menge schien ausnahmslos begeistert. Der intensive Gesang von Fronter Grant (former Dark Fortress) ist definitiv eine Klasse für sich, das Material zwischen eher schleppend bis kraftvoll nach vorne lässt kaum Wünsche offen. Wird wohl längst Zeit dem Tonträger mal wieder ein Ohr zu schenken!
Die Doom-/Death-Veteranen aus Chicago sieht man selten in unseren Breitengraden. Sie waren eine der ersten Institutionen in Sachen langsamen atmosphärischen Doom/Death seit den frühen Neunzigern. Sänger Paul Kuhr ist Leidenschaftler, brennt für seine Kunst und er lässt keine Sekunde verrücken, um seine Freude zu teilen, auf diesem Event spielen zu dürfen. Die Amis performen sieben lange Songs, bei denen vor allem ‘Rain’und das abschließende Titelstück des wundervollen “The Pale Haunt Departure”-Albums besonderen Eindruck hinterlassen. Im direkten Vergleich zu meinetwegen Saturnus fehlt mir hier etwas das Unmittelbare, die gewisse Eingängigkeit, Klassiker-Format. Nichtsdestotrotz wissen Kuhr und Mitstreiter mit viel Liebe und Enthusiasmus das Publikum abzuholen und feiern ausgiebig den Moment.
Es ist nicht lange her, dass ich die Österreicher live erleben durfte, nur war dies als Duo akustisch im Schauspielhaus zu Leipzig beim WGT. Das war intensiv, intim, nur diesmal gab es wieder die komplette Band-Variante auf der Bühne anlässlich des Festes. Eviga und Co. ließen nichts anbrennen, sie brennen immer für ihre Kunst, ein guter Mix aus bekannten Klassikern wie ‘Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz’ und das stets beliebte ‘Wer hat Angst vor Einsamkeit’ funktionieren durch ihren intensiven Vortrag und trotz fortgeschrittener Stunde liegt noch viel Energie in der Luft. Ein zufriedenes Lächeln, lang anhaltender Applaus seitens Publikum sind nach knapp 50 Minuten das Ergebnis.
Ja, ganz klar eines der Highlights des Events in diesem Jahr. Vemod sind auf dem Tonträger bereits das Beste aus traditionell schöngeistigen norwegischen Black Metal, Midtempo-monoton-elegisch. Mit viel tiefdunklem Blau im Bühnen-Licht darf man sich zu fortgeschrittener Stunde über ein hypnotisches Abtauchen freuen, die Musiker bekommen einen kraftvollen, klaren und für die wichtigen Details perfekt ausbalancierten Sound zugeschnitten. Das kommt den nordischen Melodien, den stimmungsvoll langsamen Passagen dermaßen zugute, alles fühlt sich wie ein langanhaltender Song an, Sogartig verliert man sich im Szenario und schaut man ab und zu in die Runde, sieht man viele Zuschauer mit geschlossenen Augen, ein wenig in Trance ob der wahrlich harmonisch fließenden Klang-Kaskaden. Hier wurde ab der ersten Sekunde ein Bild gezeichnet, man tauchte ein und trieb davon. So schön einfach geht’s manchmal. Danke, Vemod, und danke für den tollen Sound, der den Genuss erst möglich machte.
Nachdem ich die Britin Jayn Maiven bereits zweimal live erleben durfte, dies aber ausschliesslich allein auf der Bühne mit Gitarre, so gab es diesmal anläßlich des Festes 2023 die Variante mit zusätzlichen Drummer. Und ja, es macht einen kleinen und sehr feinen Unterschied. Auf Konserve lebt der Sound von Darkher zwischen Post, Folk und Doom von der Dynamik, der zupackenden Schwere, der Dunkelheit und Melancholie. Diese Variation in Sachen Leise/Laut ergibt mit Live Drums eine ganz andere Power und das verdient die Künstlerin auch. Geisterhaft wie eh und je haucht und zittert sie ihre melancholischen Geschichten auf ihre sehr spezielle fragile Weise ins Publikum. Wo passt das besser hin als auf dieses Event. Die Leute sind offenherzig für diese Performance, Licht und Sound begünstigen den sehr Delay-, Distortion-fixierten Gitarrensound. Schöner Auftritt wie immer!
Die lang erwartete Rückkehr der Amis war das Thema des Festivals, leider fand dieser Auftritt ohne den Schreiberling statt. Der Gig selbst, soweit man vielen Stimmen Glauben schenken darf, verlief wie erwartet als großer Triumphzug. Schade..
Sonstiges
Das Konzept zwischen den Bands der MainStage mit sofortigen Ende des jeweiligen Gigs im hinteren kleineren Teil der Höhle Label Newcomer die Umbau-Pausen als Leckerli Kurz-Gigs von knapp 30 Minuten zu nutzen, wurde reichlich genutzt, nur muß man sagen, dass gerade an Tagen wie Samstag, wo ab 13 Uhr neun Hochkaräter die Haupt-Bühne bespielen, es schon fast zu einem Kraft-Akt mutiert, eben diese sich dann auch noch zu Gemüte zu führen. Also so viel zu diesem Wermutstropfen, blieben nur kurze Schnappschüsse von 1476 oder den sehr leidenschaftlich agierenden Goth-Rockern von Gospelheim. Illudium, Crone und die im Vorfeld hoch im Kurs bewerteten Dymna Lotva wären mit Sicherheit mehr als nur kurze Blicke wert gewesen.Dies ist, so es überhaupt Kritikpunkte gäbe, ein Spalter. Da ohne viel Wenn und Aber dann fast zu viel Gutes von Anfang bis Ende in Sachen Qualität auf beiden Bühnen performt und irgendwo muß man leider die Reißleine ziehen. Vielleicht in Zukunft auf der Main Stage! In Sachen Fest und seinem Publikum glaube ich inzwischen einschätzen zu können, dass es ein festes Gefüge an Zuschauern gibt, die längst regelmässig kommen, genießen und feiern.
Es wird schwer, bei eher gleichbleibender Ticketanzahl neue Gesichter hinzuzuziehen, da die Bandauswahl einfach ein ganz starkes Plus an diesem Festival ist, das sieht man am Besucherstrom, der sich über Europa hinaus sogar aus Fans speist, die extra aus Amerika anreisten. Ich denke das zeigt, dass Martin Koller in Sachen Qualität Musik, Austragungsort und genereller Atmosphäre des Events eine sichere Bank für die nächsten Jahre innehat.
Die Park-Situation verlief entspannt für Anreisende von außerhalb, viele Gäste zelten ja eh direkt vor Ort. Über die kulinarischen Angebote direkt vorm Höhlen-Eingang gibt es nichts zu meckern. Wieso der Prophecy Merch/Tonträger Stand zu stundenlangen Schlangen am Freitag führte und sogar viele Besucher davon abhielt, den Bands unmittelbar beizuwohnen, bleibt mir persönlich ein kleines Rätsel – am Samstag war es dann total entspannt an ebendiesem Stand, da konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass hier noch etwas nachjustiert werden wird für kommende Feste in Sachen Kasse usw.. Denn keiner kann wollen, dass die Wartezeiten dazu führen, die eigentlichen Auftritte zu versäumen. Für mich und mein erstes Mal bleibt festzuhalten – viele spannende Leute, die fast ausschließlich wegen der Musik und Kunst dort sind, was an sich schon mal etwas sehr Positives darstellt. Ein sehr internationales Event, bei dem es als Fan nur sehr schwer ist, mal eine Pause zu bekommen, sind doch fast durchgehend alle auftretenden Acts Klassiker bzw. so hoch im Kurs, dass keiner verpasst werden darf. Dieses Jahr waren tatsächlich sehr viele Acts nah am Metal, das war früher manchmal etwas progressiver angelegt (die Legende Arthur Brown musste leider absagen). Aber die Qualität stimmte! Ja das ist meckern auf ganz hohem Niveau. Ich sage Danke an Prophecy für ein tolles Fest – tolle Bands – toller Sound auf der Bühne, danke für die zur Verfügung gestellten Fotos und danke auch ans Hauseigene Magazin, die Chance zu bekommen von dort zu berichten! Hoffe auf ein Wiedersehen – nächstes Jahr ist das Fest für den 05.09.-07.09.24 geplant.
Surftipps Prophecy Fest
Festseite
Höhle
Label
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Festivalbericht 2016, Tag 1, Tromusic Labelnight
Festivalbericht 2016, Tag 2
Festivalbericht 2015
Live-Fotografie: Pressefreigaben Prophecy, Carsten Brand