P’Cock – The IC Years: The Prophet & In’cognito

P'Cock – The IC Years: The Prophet & In'cognito (MiG Music, Reissue 20.08.2023) COVER(40:59, 47:20, CD, digital, MiG-Music, 25.08.2023)
Eine weitere Ausgrabung des MiG-Music Labels in Form einer Doppel-CD, wie schon bei den ”Harvest Years” von Neuronium oder Baffo Banfis Alben auf dem Innovative Communications Label. Auch dieses Doppelpack stellt noch einmal zwei Alben auf Klaus Schulzes Label vor, die vom Maestro selbst produziert wurden. Nun liegt die Vermutung natürlich nahe, dass es sich hierbei auch um Elektronische Musik im typischen Berliner Schule Stil handelt, doch weit gefehlt.

Zunächst einmal verbirgt sich hinter dem Namen P’Cock kein Solokünstler, der sich an verschiedenen Synthesizern austobt, sondern eine Band, bestehend aus folgenden Musikern:

Tommy Betzler – drums / percussion
Axel Krause – bass / acoustic guitar
Utz Bender – vocals / keyboards / solo guitar
Peter Herrmann – keyboards / synthesizers
Achim Albrecht – fender Stratocaster guitar [The Prophet]
Armin Strecker – lead guitar [In’cognito].

Zumindest ein Name dürfte dem EM-Fan dabei bekannt vorkommen, zumal er in den letzten Jahren oft unter anderem mit dem Berliner Schule Spezialisten Laurent Schieber alias Sequentia Legenda zusammen gearbeitet hat. Die Besetzung war auf den ersten beiden Alben nahezu identisch, lediglich auf der Gitarristen Position gab es einen Wechsel. War auf dem 1980er Debütalbum “The Prophet” noch Achim Albrecht für die Gitarrenparts zuständig, griff auf “In’cognito” Armin Strecker in die Saiten, und auch Sänger Utz Bender wechselte von den Tasteninstrumenten zur Gitarre.

Wie kam es nun zu diesen Veröffentlichungen? Die Eingangsbemerkung der Liner Notes lautet:

P’cock, das ist Tommy Betzler. Und Tommy ist ein Phänomen. Keine Überraschung also, dass er unter anderem auch mit Schulze selbst zusammen arbeitete (siehe “Linzer Stahlsinfonie”). Die Band wurde 1975 gegründet und nannte sich zunächst Peacock. Man tourte viel im Main-Rhein Gebiet und spielte Eigenkompositionen, mit denen sie sich – allerdings erfolglos – bei Plattenfirmen vorstellten. Und so lösten sie sich recht schnell wieder auf. Doch die Rechnung hatten sie ohne Schulze gemacht, dem ein Demo-Tape in die Hände gefallen war. Ihm gefiel die Art und Weise, wie Synthesizer in ihrer Rockmusik integriert wurden. So kontaktierte er also die Band und traf sie in Darmstadt. Übrig geblieben waren lediglich Betzler und Bassist Krause, die nach Schulzes Interesse begannen, eine neue Formation zu gründen, die letztendlich in oben aufgelisteter Besetzung endete. Dabei musste man auf Grund einer Namensgleichheit den Namen geringfügig in P’Cock ändern. Schnell war ein Vertrag unterschrieben und der Weg frei für das erste Album.

“The Prophet” enthält sieben Titel, meist zwischen vier und sechs Minuten lang, lediglich das abschließende ‘La Mer’ bringt es auf zehn Minuten Spielzeit und ist auch gleich einer der interessantesten Titel, wo in der zweiten Hälfte gerade das Synthesizerspiel im Vordergrund steht. Wie bereits oben erwähnt, hat sich Schulze wahrlich keine Musik ins Haus geholt, die fast deckungsgleich mit seiner eigenen ist. Ganz im Gegenteil, es handelt sich vielmehr um ein Rock-Album, auf dem Einiges an Keyboards integriert ist, jedoch wiederum nicht in Form von typischem Symphonic Rock, sondern als recht geradliniger Rock mit einigen Synthesizer Arrangements und mit eher unspektakulärem Gesang. Interessante Ansätze werden allerdings schon an der einen oder anderen Stelle erkennbar. Gut gelungen ist beispielsweise das knapp sechs-minütige keyboard-dominierte ‘N 1,4’, das ein wenig an SFF (SchickeFührsFröhling) erinnert. In anderen Songs wiederum wandeln sie eher auf Pop-Rock-Pfaden.

Das zweite Album startet da gleich anders. Von der Besetzung her könnte man denken, dass die Gitarre nun mehr im Vordergrund steht, doch der elfminütige instrumentale Opener ‘House in the storm’ beweist gleich das Gegenteil und bietet eine sehr peppige, vitale Form von Rockmusik mit sehr präsenten Tasteninstrumenten. Und auch die Gesangsmelodien gehen manchmal gut ins Ohr, das Ganze erinnert in dieser Form den Schreiberling bisweilen etwas an spätere Flame Dream. Der kommerzielle Erfolg blieb leider aus, es wurde noch ein drittes Album produziert, doch Betzler, Krause und Herrmann waren nicht mehr dabei und auch Schulze war nicht mehr involviert. Danach war dann Schluss für die Band.

Die Neuauflage auf MiG-Music enthält übrigens lesenswerte liner notes von Olaf Lux. Die Bewertung: 8 Punkte für “The Prophet” und 10 Punkte für ‘In’cognito”, macht also:
Bewertung: 9/15 Punkten


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Abbildungen: P‘Cock