(51:53, Vinyl, CD, MC, Digital; Season Of Mist, 24.03.2023)
Obwohl man die australische Band Ne Obliviscaris den extremen Spielarten des Prog Metal zurechnen muss, ist “Exul” ein äußerst zugängliches Werk geworden. Ungeachtet der harschen Growls von Sänger Xen. Denn Ne Obliviscaris weisen mit Tim Charles nicht nur einen zweiten Frontmann auf, dessen cleane Vocals jene von Xen weit überstrahlen. Sie haben dessen Violinen-Spiel zudem zum zentralen Charakteristikum ihres unvergleichlichen Klangs gemacht. Außergewöhnlich, für eine Band, die verstärkt Elemente aus Death und Black Metal verarbeitet und dies vor allem unheimlich effizient. Denn die melancholischen Melodien, die Tim Charles seinem Instrument mit dem Bogen entlockt, verzaubern nicht nur, sie fügen sich auch noch harmonisch in den Sound des Sextetts aus Melbourne ein. Ein Zusammenspiel, das so natürlich klingt, dass Unwissende die Annahme sein könnten, die Geige müsste zum Standard-Instrumentarium einer jeden Extrem-Metal-Band gehören.
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Dass die Violine integraler Bestandteil des Sounds der im Jahre 2003 gegründeten Band ist, das ist nichts Außergewöhnliches. Schon auf dem 2012er Einstands-Album “Portal Of I” waren die Streicherklänge von Tim Charles zu vernehmen. Einen so zentralen Stellenwert wie auf “Exul” hatte die Violine allerdings weder beim Debüt noch auf den Nachfolgern “Citadel” (2014) und “Urn” (2017). Man kommt daher kaum drumherum, die Violine als der Gitarre Benjamin Barets gleichberechtigtes Lead-Instrument zu bezeichnen.
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So extrem Ne Obliviscaris in manchen Passagen auch klingen mögen, so sind sie doch viel mehr Prog als Death Metal. Denn “Exul” ist nicht nur progressiv im Sinne von grenzüberschreitend, sondern weist auch viele der Charakteristika auf, die klassischerweise dem Prog zugerechnet werden. So beinhaltet “Exul” insgesamt sechs epische Stücke, die bis auf eine Ausnahme eine Spielzeit zwischen siebeneinhalb und zwölfeinhalb Minuten besitzen und vor Dynamik, Komplexität, Abwechslungsreichtum nur so strotzen. Vielschichtige Arrangements, Polythythmik und Gitarren-Gefrickel inklusive. Erwähnenswert ist an dieser Stelle insbesondere der ausladende Blues-Part im zweiten Teil des zentralen Stückes ‘Misericorde’, der selbst nur der Auftakt einer phänomenalen Instrumentalpassage ist, die nur vereinzelt von Gesangslinien ergänzt wird.
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Wie gut Ne Obliviscaris verschiedene Stilelemente miteinander verflechten wird jedoch nicht nur anhand der Instrumentalarbeit deutlich, sondern insbesondere durch das Zusammenspiel der beiden Sänger. So basiert ein Großteil der spannungsgeladenen Atmosphäre “Exul”s auf dem starken Kontrast zwischen den beiden so perfekt aufeinander abgestimmten, doch so unterschiedlichen Gesangsstilen von Xen und Tim Charles .
Dass der Metal von Ne Obliviscaris auch ohne Violine funktionieren könnte, das kann man sich, am Ende des fünften Stückes ‘Graal’ angekommen, kaum vorstellen. Dass die Band jedoch nicht auf ihre Metal-Elemente verzichten sollte, um interessant und ansprechend zu sein, das stellt sie mit dem abschließenden Stück ‘Anhedonia’ unter Beweis. Denn der musikalische Ausflug in die Gefilde des Nahen Ostens, bei dem ausschließlich Piano, Violine und lautmalerischer Klargesang zum Einsatz kommen, kann im besten Falle als belangloser Ausklang des Albums beschrieben werden. Der einzige Wermutstropfen eines ansonsten perfekten Albums.
Bewertung: 14/15 Punkten
P.S.:
Gut fünf Monate, nachdem “Exul” über Season Of Mist erschienen ist, zeigt das Album noch immer keinerlei Abnutzungserscheinungen. Ganz im Gegenteil. “Exul” wächst mit jedem Hördurchgang weiter und selbst ‘Anhedonia’ weiß langsam zu gefallen. Je weiter das Jahr fortschreitet, desto stärker untermauern Ne Obliviscaris mit ihrem vierten Longplayer ihren Anspruch auf das Album des Jahres 2023.
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Besetzung:
Xen – Harsh Vocals
Tim Charles – Clean Vocals, Violin, Viola & Keyboards
Benjamin Baret – Lead Guitars
Matthew Klavins – Guitar
Martino Garattoni – Bass
Dan Presland – Drums
Gastmusiker:
Emma Charles – Additional Violin – tracks 1, 2 & 3
Alana K Vocal – Additional vocals – Track 1
Dalai Theofilopoulou – Cello on Tracks 1 & 4
Diskografie (Studioalben):
“Portal Of I” (2012)
“Citadel” (2014)
“Urn” (2017)
“Exul” (2023)
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Rezensionen:
“Urn” (2017)
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Season Of Mist zur Verfügung gestellt.