Hexvessel – Polar Veil

Hexvessel - Polar Veil (Svart, 22.09.2023) COVER(41:50; Vinyl, CD, Digital; Svart Records, 22.09.2023)
Mastermind Mat McNerney hat vor vielen Jahren im Projekt Code mit “Nouveau Gloaming” ein klassisches Black-Metal-Album eingekeift/gesungen. Seine diesbezüglichen Roots blieben nie verleugnet, nur ließ höchstens noch die okkulte, doomig mystische Seite in Hexvessel diesen Bezug zu. Dass er sich tatsächlich im kompletten Soundbild über Album-Länge in härteren, metallischen Stilmitteln zurückmeldet, war nicht wirklich zu vermuten. McNerney dazu: “Natur bedeutet Freiheit, aber auch Dunkelheit und den Ruf der Wildnis. Black Metal war immer inspirierend – Polar Veil steht für das eiskalte Klima, das uns umgibt”.

Für die Album-Aufnahme richtete sich das Mastermind extra ein Studio her, um in die Einsamkeit zu fliehen – umgeben von hohen Bäumen. Die klirrend kalten, schneidenden – sehr Black-Metal-affinen Doom-Riffs, die einen auf sympathische und eindringliche Weise an Klassiker wie “Filosofem“ der umstrittenen Burzum oder auch das Stil-prägende Viking Opus “Twilight Of The Gods” von Bathory gemahnen, sind über die komplette Album-Laufzeit das Fundament in “Polar Veil”. Und fühlen sich wie ein fast manischer Tribut an eben diese Zeiten an. Gesanglich lässt der Crooner McNerney wie immer nichts anbrennen, er gehört seit den 90s neben Garm von Ulver oder Alan von Primordial zu einer der Stimmen schlechthin in der Szene. Schaut man sich die atmosphärischen Vorab-Clips (‘A Cabin in Montana’ oder das intensive ‘Ólder Than The Gods’) zum Album an, weiß man um das zu vermittelnde Stimmungsbild. Schnee und Eis, Weite, hoher Norden und menschenleere Einsamkeit geben der Platte ihren Spirit. Gut gewählt diese Vorab-Happen, sind benannte Songs doch nicht ganz unbedeutend pathetisch schleifende Meisterwerke, die den typischen Hexvessel-Vibe in sich tragen, nur um im Vergleich zu den eher lieblich folkloristischen Vorgängern mit diesen so herrlich nostalgisch anmutenden klirrenden Black Metal Riffs viel viel Kälte zu transportieren.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Das spirituelle, transzendente Moment ist omnipräsent, monumentale Riffs transportieren den hohen Norden direkt in des Hörers Herz, pastoraler Gesang wie im epischen ‘Crepuscular Creatures’ tun dazu ihr Übriges. Sehr gelungen die sphärischen Keyboards im Rausschmeißer ‘Homeward Polar Spirit’, was schneidend stürmisch mit kosmisch klaren Gesang nach Mondlichter Nacht klingend beginnt, um in späteren Verlauf mit diesen tröpfelnden Synths viel 90s Nostalgie Richtung Burzum offeriert. Die Band selbst sieht ihr Schaffen gern als freie spirituelle Reise und musikalische Odyssey ohne gesetzte Grenzen und “Polar Veil” steht für diese Konsequenz, nimmt man sich im Vergleich zu den eher anspruchsvoll bzw. fast zu glatt auf den Punkt produzierten Vorgängern die Freiheit, mit schroffer, zum Teil schleppender Akustik ein gewisses Maß an Dissonanz und experimenteller Vielfalt zu präsentieren. Das Album erscheint somit viel roher, weg von zu viel Sound Tüftelei. Für den ersten Moment führt das eventuell zu einem erschrockenen Aufhorchen, im weiteren wiederholten Verlauf laden die Vocals, die stets prägnanten tragischen Melodien jeden Fan der Band und hoffentlich auch darüber hinaus ein, sich auch diesem neuen Zyklus wohlwollend einzuverleiben. Da in Sachen Stimmung, verwunschen mystischer Atmosphäre und Melodik nichts der typischen Band-Merkmale fehlt, sollte trotz einem Mehr an Dissonanzen im Gitarren und Drum-Sound Zugang zu “Polar Veil” gefunden werden. Kleinere harsche Vocal-Gast Beiträge von u.a. Negative Plane tun ihr Übriges. Der nächste Herbst bzw. Winter kommt. Und diese Platte dürfte ein geschmackssicherer Beitrag für die kalte Jahreszeit sein. Hexvessel  spielen sich vom etwas festgefahrenen Sound frei und zeigen ihre wildere, archaische Seite mit “Polar Veil” und jeder  Freund nordisch dunkler Metal-Klänge sollte hier einen kleinen Schatz gefunden haben.
Bewertung: 12/15 Punkten


Polar Veil von Hexvessel

Besetzung:
Ville Hakonen – Bass guitar
Jukka Rämänen – Drums
Kimmo Helén – Piano, Keys, Strings
Mat Kvohst McNerney – Guitars, Voice & Keys

Diskografie (Studio-Alben):
“Dawnbearer” (2011)
“No Holier Temple” (2012)
“When We Are Death” (2016)
“All Tree” (2019)
“Kindred” (2020)
“Polar Veil” (2023)

Surftipps zu Hexvessel:
Homepage
Facebook
X
Instagram
Bandcamp
Soundcloud
YouTube
Spotify
AppleMusic
Tidal
Deezer
Discogs
Setlist.fm
MusicBrainz
Prog Archives
Wikipedia


Abbildungen:
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.