Einar Solberg – 16

Einar Solberg - 16 (InsideOutMusic/Sony Music, 02.06.2023) COVER
Credit: Olena Sihida
(1:09:00; Vinyl (2LP), CD Digital; InsideOut/Sony Music, 02.06.2023)
Als Einar Solberg als einer der Co-Headliner des diesjährigen Prognosis Festivals angekündigt worden war, da wusste eigentlich niemand, was von diesem Auftritt zu erwarten war. Es gab damals noch keinerlei Soundschnipsel geschweige denn Solo-Veröffentlichungen des Leprous-Frontmannes. Diese Ungewissheit blieb für die meisten Zuschauer dann auch bis zum Auftritt am 15. April 2023 bestehen, denn nur die wenigsten waren tags zuvor in den Hörgenuss von “16” gekommen.

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Man hatte zwar viel vom Auftritt des Norwegers erwarten können, doch dass Einar Solberg und seine Mitstreiter das Publikum dann so überwältigten, das war kaum zu erwarten gewesen. Der Autor dieser Zeilen war ob der Intensität des Auftrittes jedenfalls am Anschlag. Dies lag natürlich in erster Linie an der Performance der Musiker auf der Bühne. Solberg hatte eine ganze Schar namhafter Mitstreiter um sich versammelt: Ben Levin (Gitarre, Backing Vocals) und Chris Baum (Violine) von der US-amerikanischen Band Bent Knee, Agent-Fresco-Schlagzeuger Hrafnkell Örn Guðjónsson, Maratons Bassist Ruben Aksens sowie ein isländische Trompeter namens Ari Bragi Karason, der auch die Keyboards bediente. Doch auch die acht Stücke, die präsentiert wurden, konnten überzeugen. Derart sogar, dass die noch ausstehende LP bei manchen schon als eines der Alben des Jahres 2023 gehandelt wurde.

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“16” wurde am 2. Juni 2023 veröffentlicht und ist mittlerweile mehr als drei Monate alt. Und obwohl es sich bei der Aufnahme um eine Sammlung ausgezeichneter Stücke handelt, wird der Album-des-Jahres-Titel wohl an jemanden anderen gehen. Dass auch der Autor “16” als so herausragend eingestuft hatte, das lag seinerzeit wohl vor allem an der phänomenalen Live-Aufführung in Eindhoven. Denn genau so, wie es Leprous auf ihren letzten Touren vermocht hatten, die Stücke ihrer guten, aber keinesfalls sehr guten Alben “Pitfalls” (2019) und “Aphelion” (2021) auf ein anderes Niveau zu hieven, so überboten auch die Live-Versionen der Stücke von “16” letztendlich die erst später veröffentlichten Studio-Versionen. Denn auch “16” strahlt auf Tonträger teils ein Pathos aus, das manchmal zu viel des Guten ist, während der Live-Aufführung im Frühjahr aber genau das Salz in der Suppe war, das den Auftritt von Solberg & Co. zu etwas Besonderem gemacht hatte.

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Musikalisch gesehen ist Einar Solbergs Solo-Scheibe weder dem Progressive Rock, noch dem Progressive Metal zuzuorden. Mangelnde Progressivität kann man dem Album jedoch keinesfalls vorwerfen. Denn “16” ist experimentell und abwechslungsreich, ist Avante-Garde und Art Rock. Ähnlich wie zuletzt mit Leprous hält sich Einar Solberg mit diesem Album an keine Konventionen. “16” geht da sogar noch einen Schritt weiter als die letzten Leprous-Scheiben. Dies mag wohl auch daran liegen, dass neben Solberg gleich sieben weitere Komponisten am Songwriting beteiligt waren. Diese drücken den einzelnen Stücken mal mehr, mal weniger ihren ganz eigenen Stempel auf: Das finstere ‘Splitting The Soul’ trägt eindeutig die Handschrift Ihsahns – ein Eindruck, der durch dessen Growls-Einlage nur noch verstärkt wird. ‘Home’ weist aufgrund seiner Effekte und Unvorhersehbarkeit eindeutige Parallelen zur 2021er Bent-Knee-Platte “Frosting” auf – Ben Levins Gesang… – wir wollen an dieser Stelle nicht zu viel verraten.

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Das Titelstück hingegen ist aufgrund seiner Streicher-Arrangements eindeutig Raphael Weinroth-Browne zuzuordnen. Und das, obwohl den Streichern auf “16” sowieso eine zentrale Rolle zukommt. Denn wo Solbergs Stammband zuletzt vorwiegend durch den Einsatz von Synthesizern auffiel, stehen auf “16” Weinroth-Brownes Cello sowie Chris Baums Violine im Mittelpunkt – neben der alles überstrahlenden Stimme von Einar Solberg natürlich.

Unterm Strich kann Einar Solbergs Solo-Scheibe vor allem aufgrund ihres Abwechslungsreichtums gegenüber den letzten Leprous-Scheiben überzeugen. Und auch melodisch ist “16” um einiges zugänglicher als Solbergs Stammband. Wer Pathos mag, der ist bei “16” genau richtig. Wer sich allerdings mehr Prog und Metal erhofft hatte, als zuletzt bei Leprous zu finden war, der sollte um “16” einen weiten Bogen machen.
Bewertung: 12/15 Punkten


Einar Solberg - 16 (InsideOutMusic/Sony Music, 02.06.2023)
Credit: Olena Sihida

Besetzung:
Einar Solberg – Compositions, Arrangements, Lyrics, Producer, Vocals and Keys (all tracks)
Keli Guðjónsson – Drums (all tracks)
Tor Egil Kreken – Bass (all tracks)
Raphael Weinroth-Browne – Cello (all tracks), Composition (track 1)
Chris Baum – Violin (all tracks)
Ben Levin – Guitar (tracks 2, 3, 8 & 10), Composition (track 6)
Magnus Børmark – Guitar (Tracks 2, 3, 4, 8 & 10), Composition & Lyris (track 8)
Tóti Guðnason – Guitar, Piano & Composition (track 11)
Ihsahn – Guitar, Vocals & Composition (track 9). Recording Engineer (tracks 4 & 9)
Star Of Ash – Samples, Lyrics & Composition (track 4)
Asger Mygind – Vocals, Guitar, Lyrics & Composition (track 7)

Pål Gunnar Fiksdal – Trumpet
Nora Hannisdal – French Horn
Runar Fiksda – Trombone
Jon Henrik Rubach – Saxophone
Þórður Sigurðarson – Church Organ
The City Of Prague Philharmonic Choir

Diskografie (Studioalben):
“16” (2023)

Einar Solberg - 16 (InsideOutMusic/Sony Music, 02.06.2023)
Credit: Olena Sihida

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Festival- & Konzertbericht
15.04.23, Eindhoven (NL), Effenaar, Prognosis Festival 2023


Abbildungen:
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.