Mario Schönwälder – The Eye of the Chameleon
(71:25, CD, Digital, MiG-Music, 25.08.2023)
Mario Schönwälder – ein durchaus gewichtiger Name in der deutschen EM-Szene. Da fallen sofort seine Zusammenarbeiten mit Bas B. Broekhuis, Detlef Keller, dem leider im letzten Jahr verstorbenen Lutz Fanger, Filter-Kaffee und vor allem auch das von ihm gegründete Label Manikin Records ein. Was Veröffentlichungen auf CD betrifft, beginnt die Geschichte des 1960 in Berlin geborenen Musikers im Jahr 1989, als ein Album namens “The Eye of the Chameleon” beim vom Musikerkollegen Bernd Kistenmacher frisch gegründeten Label Musique Intemporelle erschien. Schönwälder war im Januar 1989 zusammen mit Kistenmacher im Planetarium Berlin live aufgetreten, was ihn offenbar derart beflügelte, dass er beschloss, ein eigenes Album aufzunehmen. Zuvor hatte er bereits Beiträge für einen Sampler geliefert, nun war es aber an der Zeit für ein eigenes full-time Album. Gesagt, getan. Im Sommer war das Material schließlich komplett. Ein gewisser Zeitdruck war da, denn die Pressung der CD musste noch dringend vor einem Festival in Antwerpen fertig gestellt sein, was dann auch so eben klappte. Zwar war dieses Festival leider eine Eintagsfliege, nicht aber die Ambition des Künstlers, eigene Musik zu produzieren. Im Gegenteil, er erweist sich als umtriebiger Musiker, der in verschiedenen Kombinationen mittlerweile auf einen reichhaltigen Katalog blicken kann. Gerade Mellotron-Fans (bei ihm später oft das Memotron) kommen bei seinen Veröffentlichungen auf ihre Kosten.
Beim Debüt-Album ist davon allerdings noch nicht viel zu hören. Wohl aber, dass er stark von der Berliner Schule beeinflusst wurde. Alle fünf Kompositionen mit Laufzeiten zwischen neun und zwanzig Minuten bieten sehr solide Elektronische Musik, in der die für die Berliner Schule typischen Elemente gut vertreten sind. Bedenkt man, dass es sein Erstlingswerk ist (mal abgesehen von einer früheren Aufnahme auf Cassette), so ist die Qualität schon sehr ordentlich und er erweist sich als kompetenter Schüler der Berliner Sequenzerarbeit – synthetische Streicher – alles im damaligen Trend. Aus Sicht des Schreiberlings ist speziell der fast 19-minütige Titeltrack zu erwähnen. Hier perlen die Synthies wunderbar in bester “Mirage” Manier (Klaus Schulzes Kultalbum), da klingt es auch mal kurz ein bisschen nach Mike Oldfield. Am Ende befindet sich dann mit ‘The Voyage Set II’ eine Live-Aufnahme des oben genannten Events im Planetarium. Ein ordentlicher Start in eine verheißungsvolle EM-Karriere.
Die Neuauflage auf MiG-Music kommt übrigens mit neuem Cover daher und enthält Liner Notes vom Musiker.
Bewertung: 9/15 Punkten
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Abbildungen: Mario Schönwälder