(38:50, CD, LP, Digital; Stickman/Soulfood, 14.07.2023)
Musiker angesagter Stoner/Psychedelic Rock Bands wie Elder (Nicholas Di Salvo und Michael Risberg) und High Fighter (Ingwer Boysen) finden sich zusammen für ein gemeinsames Projekt, in dem Sie Ben Lubin (Lawns) als vierten Mann rekrutieren, einen Engländer, welcher in Berlin ansässig ist und lebt. Die drei Erstgenannten kennen sich bereits aus der gemeinsamen Live-Erfahrung im Projekt Delving Seitens DiSalvos. Wie vielleicht zu erwarten wäre, wird man nicht mit kraftvollen Stoner Rock erdrückt, nein, die vier improvisieren in vier langen Tracks zwischen warmen fliessenden Krautrock, moderner Neo-Psychedelia und herzhaften Jam Rock, der mich positiv an die Dänen von Papir denken lässt, die auf ähnliche Weise melodisch, offen in die Weite musizierend, moderne instrumentale Klangwelten fabrizieren und damit verzaubern.
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Allein das wahlweise nach vorne treibende, aber auch vertrackt rockende 14-Minütige ´Murmuration´ ist faszinierend und wird jedem Freund instrumentaler Klänge zwischen Post, Krautrock und Psychedelic Freude machen. Oldschool Prog-Keys versprühen ihren Charme, die Produktion ist weich und warm, allein wie schön die Gitarren perlen im sanft dahin treibenden Opener ´Neuland´, der Bass latent jazzig verspielt seinen Freiraum bekommt, das butterweiche Drumming durch Wolkenfelder federt, um nur noch durch die Hinzunahme elektronischer Klangmittel viele schillernde Farben hinzu addiert zu bekommen. Hoch melodisch, zwischen drin mit kurzen an die frühen 70s gemahnenden melancholischen Verschnaufpausen verträumte Räume suchend. All das fließt vortrefflichst, bekommt im folgenden ‘Entzündet’ trotz erneut sehr harmonisch entrücktem Song-Aufbau im weiteren Verlauf ein Paar kraftvolle, gern auch fordernde Heavy Parts bzw. jazzige Ecken und Kanten mit hinzugefügt, die schlussendlich aber niemals den Flow in Gefahr bringen. Hier gewinnen WEITE mit viel Spiel in der Dynamik aus butterweichstem, fast kosmisch anmutenden Prog-Parts und ausladender Epik, die durch stetiges Drängen im Sound und steigender Intensität an die Meister der späten Sechziger und frühen Siebziger gemahnt. Auch im folgenden ‘Rope’ taucht man mit Moog-ähnlichen Sounds tief in die kosmische Prog-Ecke ein, ein riesiges Plus an Atmosphäre und viel Retro-Charme machen diesen Track zu einem kleinen Ausreißer im positiven Sinn. Das ganze Album ist auf den Punkt, ein kurzweiliger Trip, den man immer wieder konsumieren möchte. Was erst als Projekt geplant war, fühlt sich laut Aussage der Musiker aktuell als Band an, geht im Juli auch live in Deutschland an den Start und wird in Sachen Progressive/Post/JamRock auf instrumentaler Ebene niemanden enttäuschen. Runde Sache allemal.
Bewertung: 11/15 Punkte