Kuhn Fu – Tantalos

Kuhn Fu - Tantalos (2023, Berthold Records/Alisa Wesel Musikverlag) COVER
Artwork: Helene Richter

(22:11, Vinyl, digital; Berthold Records/Alisa Wessel Musikverlag, 23. Juni 2023)
Wer sich in der griechischen Mythologie auskennt, weiß sicherlich, dass Tantalos (oder Τάνταλος) einst bei den Göttern zum Essen eingeladen war. Leider fiel Tantalos in Ungnade, nachdem herauskam, dass er nicht nur Nektar und Ambrosia sondern auch einen goldenen Hund hat mitgehen lassen. Gastgeber*innen hassen diesen Trick: einmal eine sterbliche Seele am Tisch mitessen lassen, schon fehlt wieder ein wichtiger Teil des Inventars. Der Zorn der Unsterblichen ließ nicht lange auf sich warten und so wurden die nächsten fünf Generationen verflucht, sich untereinander zu ermorden und somit das Geschlecht der Tantaliden nachhaltig zu dezimieren. Tantalos selbst, der unter den nach ihm benannten Qualen litt, wurde zumindest für die Nachwelt unsterblich. Nach ihm wurde nicht nur ein Tragegestell für Getränke sondern auch ein chemisches Element benannt. Außerdem hat die um Christian Achim Kühn rotierende Formation Kuhn Fu am 18. Dezember 2021 in der Zentrifuge Berlin erstmals eine Aufnahme in Nonettformation getätigt. Das Ergebnis ist die ebenfalls nach Tantalos benannte 10″ EP.

Auf “Tantalos” ist eine Kuhn-Fu-Formation zu hören, die für viele Personenaufzüge zu groß ist. Doch egal in welcher Konstellation und mit wie vielen Musizierenden, wo Kuhn Fu drauf steht, steckt auch Kuhn Fu drin. Als Chefkomponist, Hauptentertainer und zentrales Nervensystem der Band tänzelt Christian Kühn immer wieder zwischen Vordergrund und Hintergrund hin und her. Mal präsentiert sich mit der Kraft eines Platzhirsches und lässt mittels Heavy Metal Gitarre oder philosophischer Erzählstimme das Spotlight auf sich scheinen. Direkt im Anschluss aber hüpft Kühn mit der Eleganz eines jungen Rehs zurück und lässt seine Mitmusiker*innen im Rampenlicht glänzen.

“Tantalos” ist ein verhältnismäßig kurzes Release von Kuhn Fu , was aber keineswegs heißt, dass hier an Vielfalt gespart wurde. Hier umarmt Jazz liebevoll den Heavy Metal, Polka lädt den Prog zum Tanz ein, und zwischen Filmmusik und Slacker Rock knistert es gewaltig. Kuhn Fu klingen jazziger, rockiger, und volltöniger denn je.
Bewertung: 13/15 Punkten

Line-up:
Christian Kühn – Gitarre
Kelly O’Donohue – Trompete
Edith Steyer – Altsaxofon, Klarinette
John Dikeman – Tenorsaxofon
Jason Liebert – Posaune
Ziv Taubenfeld – Bassklarinette
Sofia Salvo – Baritonsaxophon
Esat Ekincioğlu – Bass
George Hadow – Schlagzeug


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