(46:16, CD, Digital; DTES (Eigenveröffentlichung)/Just for Kicks, 14.07.2023)
Die Amis, produziert von keinem Geringeren als Michael Beinhorn (u.a. Soundgarden, Red Hot Chili Peppers) stehen mit ihrer fünften Langrille am Start. Wer die Band kennt und liebt, weiß um ihre melodiöse Kraft, die stärksten Elemente aus modernem, alternativ angehauchten New Artrock mit klassischen Siebzigerjahre Progressive Rock zu verbinden. Inhaltlich setzt man sich mit all den Widrigkeiten der letzten Jahre auseinander, die persönlichen sowie gesellschaftlichen Überwürfnisse fliessen in den stets emotionalen Sound der Band ein. Wer die melodiöse Seite der grossartigen Oceansize liebte, alles was zwischen Porcupine Tree, Pineapple Thief und der hymnischen Melancholie Anathemas durch den Äther manövriert, in dem aber auch Bands wie Rush und Marillion ihr Echo hinterließen, der wird hier stets eine Alternative im Sound dieses Trios finden. Mehrstimmige Vocals, Melodien, immer angenehm in Euphorie getränkt, lassen den Sound der Band im Gegenteil zu den oben benannten Bands ein Mehr an Optimismus versprühen.
Gleich im Opener ‘Beyond Repair’groovt man sich hymnisch mit eben diesen überlagerten Vocals gen Refrain und nimmt absolut keine Gefangenen. Sänger Matt Page, wer ihn schon einmal live erleben durfte, ist eine Frohnatur, und dieser Optimismus, diese Haltung ist durchgehend präsent im energetischen Rock der Amis. Der gezielte Einsatz von sehr atmosphärischen Synths in Verbindung mit sehr Post-Rock-affinen Gitarren unterstreicht den kraftvollen Pathos-orientierten Ansatz der Band. Ist oft gar nicht so weit weg von Stadionrock, und trotzdem ist die organische Produktion, ein gewisses Underdog Feeling jederzeit omnipräsent. ´Forged In The Furnace´ und vor Allem das schwer eingängige,Hit-lastige ´After The Fallout´pendeln zwischen vertrackt schwebenden Strophen und intensiven Refrains, die Dringlichkeit im Sound holt wohlwollend ab. Die helle klare Stimme des Sängers ist von einnehmender Emotionalität, hat irgendwie Sonne im Herzen, viel positive Melancholie, die an große Classic Melodic Rock Momente (Journey uvm.) der Siebziger erinnert. Wenn man sich im sperrig beginnenden, später wundervoll ausufernden Grunge-lastigen ‘The Lessons They Bring’ angenehm an Soundgardens Chris Cornell oder auch die genialen Kings´ X in ihrem Beatles-Harmonien erinnert fühlt, kommt man an einem schweren Nostalgie-Gefühl nicht vorbei – ein grossartiger fast zehnminütiger Epik-Song. Diese in die Breite spielende Seite steht der Band sowas von gut zu Gesicht, man bekommt hier die Zeit, in diese melancholischen Harmonien komplett eintauchen zu dürfen. Der Titelsong hat erneut diesen Classic Rock Touch, ein bisschen AOR angelegt, aber diese etwas mainstreamige Komponente zerstört den melancholisch, euphorischen Grundton der Amis in keinster Weise, im Gegenteil, es gelingt Ihnen vortrefflichst diese klassisch anmutenden Siebziger/Achtiziger Pop-Rock-Melodien in die Tiefe zu bringen.
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‘Steal The Love_ mit vollmundig akustischen, gern mal an Genesis erinnernden Harmonien, gefällt und lässt erneut gewisse Classic-Rock- bzw. Pop-Elemente nicht außen vor. Gegen Ende des Albums findet sich das vorne preschende ‘Love Letters’ mit etwas King’s-X-Elementen wieder, will aber im Vergleich zum restlichen Material nicht wirklich zünden. Auch dieser Song bekommt seine schwebenden Parts, die sehr gelungen sind, zum nach vorne rockenden Teil aber nicht passen wollen. Um so mehr spielt die Halbballade ‘Lay Down The Cross’ als hoch atmosphärisches Schlussstück noch mal alle Stärken aus.
Für Freunde euphorischer, angenehm progressiv gestalteter Rockmusik, die in Nuancen melancholisch ist, ist diese fünfte Platte von Dream The Electric Sleep uneingeschränkt zu empfehlen.Bewertung: 12/15 Punkten
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Rezension “Beneath The Dark Wide Sky” (2016)
Abbildung: Dream The Electric Sleep