Roadburn Festival 2023, 20.-23.04.23, Tilburg (NL), all over town
Day 1, 20.04.23: Das Leben IST ein Ponyhof
Man, it really should be called RoadFLOW. Denn früher oder später erwischt er Dich unfehlbar. Der Roadflow.
Es ist Happydaystoytown: habe noch keine Kommune erlebt, die ihr Festival so umarmt – und umgekehrt – wie das bei Tilburg und dem Roadburn der Fall ist. Und wenn man wirklich mal in Gefahr geraten sollte, den eigentlichen Spielplatz zu verlassen, warnen einen die freundlichen “Offroad”-Schilder.
Mein lieber Klaus: Leider bist du hier ein klein wenig falsch informiert. Denn gerade, wenn man solch ein “Offroad”-Schild gesehen hatte, wäre weiterzugehen empfehlenswert gewesen. Die Hinweise markieren nämlich nicht etwa, wie von dir angenommen, das räumliche Ende des Roadburn-Areals, sondern vielmehr, über die ganze Stadt verteilt, eine Vielzahl von Venues, Cafés und Bars, die mit speziellen Events und Angeboten das Festival komplementieren. – flohfish
It’s like thousands of kids unsupervised in a candy store
Die Main Stage (im Konzertgebäude 013) heißt zwar so, und ist die Größte. Aber sie ist keinesfalls die Wichtigste. Die Musik ist überall, fast in der ganzen Stadt, sogar noch auf dem Zeltplatz gibt es teils angekündigte, teils spontane Performances!
Es gibt keine Headliner. Es gibt ‘zig Headliner, die halt zu unterschiedlichen Zeiten an diversen Orten der Stadt auftreten, manche davon gleich mehrfach.
Spätestens wenn man das begriffen hat, setzt der Roadflow ein
Es gibt so viele exklusive Shows (Aufführungen ganzer Alben oder “commissioned shows” mit Material, das sogar im Auftrag des Festivals komponiert wurde), die es also in der Form nirgendwo anders zu sehen gibt, dass es irgendwann anfängt, auch schon wieder irgendwie egal zu werden.
Ab diesem Moment versteht man auch, dass die nächste Begegnung mit irgendeinem von diesen Tausenden von anderen Musikverrückten (“Roadburners”) so viel wichtiger ist, als Stage Times (im vorzüglichen Festival-Booklet großartig und verlässlich dokumentiert), als irgendein Zeitplan. Oder was man sich vorher mal vorgenommen hatte. Dieser Beitrag ist z.B. Robert gewidmet. Mit dem ich, ihm – so glaube ich – wirklich begegnend, gefühlt mindestens zwei schöne und intensive Stunden verbracht habe, während ich eigentlich hätte heimgehen wollen. Während denen er mindestens dreimal in Tränen ausgebrochen ist (hard luck stories auf beiden Seiten halt). Und an deren Ende er mir lebenslanges Roadburn-Gästecouch-Asyl gelobt hat (was wiederum mich fast zu Tränen gerührt hat, here’s to you, buddy!).
Aus all diesen Gründen wird dies ausnahmsweise auch mal keine unserer üblichen Festivalchroniken. Sondern vermutlich mehr so ein eher kompakter “Mein schönstes Ferienerlebnis”-Aufsatz. Seht es dem Autor nach. Der Fotograf kann nichts dafür. Aber es passiert nicht aus Faulheit, sondern in Reaktion auf das verrückteste und schönste Festivalerlebnis, dass ich – in der Hinsicht nicht ganz unerfahren – je hautnah abbekommen durfte.
Erschwerend hinzu kam folgender Umstand: völlig ungeplant und unbewusst hatte ich mir diesmal einen Cocktail aus meinen meistgeliebten Freizeitaktivitäten gesucht: Festivalwoche UND Wanderwochenende UND Schweige-Retreat. Wie das geht? Na, ganz einfach. Als die Akkreditierung einlief, waren die Hotels und Pensionen der Stadt, korrekter, der gesamten Region natürlich seit Ewigkeiten komplett ausgebucht.
Fotografie-Kumpel Floh fand noch ca. zwei später sehr feucht werdende Quadratmeter auf dem Campingplatz des Indoor Festivals. Und meinereiner ein uriges Holz-Chalet auf einem Campingplatz, der allerdings über acht Kilometer von Tilburg entfernt abgebildet ist. Das resultierte in zwei nennenswerten (einsamen, daher schweigsamen) Wanderungen pro Tag durch eine – unabhängig vom jeweiligen Wetter – herrliche Landschaft, bevor an Musikgenuss überhaupt zu denken war. Klar gab es auch eine Bus-Verbindung, aber das wäre mir wie Simulantentum vorgekommen.
So natürlich auch an dem das Roadburn eröffnenden Donnerstag (am Vortag hatte es aber, natürlich, typisch für dieses Festival, ein Vor-Zündeln (“The Spark”) mit Pre-Parties und Club-Konzerten – sämtlich kostenlos – gegeben). Nachdem Floh am Zeltplatz abgekippt worden und die eigene extrem idyllische Ponyhof-Heimstatt bezogen worden war (übrigens buchstäblich, Jugendherbergs-Feeling beim Beziehen der Bettwäsche) ging es auf den ersten von vielen zauberhaften Märschen.
Vor Ort angelangt ergab sich die Komplexität eines buchstäblich über einen ganzen Stadtteil verteilten Festivals. Beim Auffinden der Bändchen-Ausgabe lernte man schon mal die wichtigsten Meilen kennen.
Und es sagt einiges über den Spirit dieses Festivals, dass die ersten bekannten Gesichter, die ich im 013 naturgemäß begeistert wiedererkennen konnte, zu den großartigen Gggolddd gehörten, die gar nicht auf dem Billing waren…
Von den phantastischen John Cxnnor (“Danish brothers Ketil and Rasmus G. Sejersen, who also form half of LLNN“) auf der Main Stage vom 013 hat der Autor aufgrund Anmarsch und Wrist-Band-Problematik leider nur noch sehr wenig mitbekommen. Es reichte aber, um von all dieser Aggressivität und gequälter, in Industrial und übrigens Gitarren-frei abgebildeten Wut enorm beeindruckt zu sein.
Die Main Stage wirkt gigantisch. Hat zwei Bars, eine am stark, wie ein Amphitheater ansteigenden Raumende.
Während Klaus noch zu groggy (fitter als Du, Bürschchen, KR) für einen weiteren Spaziergang gewesen war, machte ich mich auf den Weg zum nahegelegenen Koepelhal-Gelände, wo Predatory Void im The Terminal die Premieren-Aufführung ihres Debütalbums “Seven Keys” hatten. Eine Messe aus dem schwarzen Kosmos der Church of Ra, mit Mitgliedern und Ex-Mitgliedern von Amenra, Carnation, Living Gate, Cobra the Impaler, Oathbreaker, and Aborted. Blackened Avantgarde par Excellence mit Einflüssen aus Post Metal, Sludge und Doom und einer grandiosen Frontfrau namens Lisa R. – flohfish
Gleich nebenan im Engine Room spielten im Anschluss die finnischen Soundtüftler EnPHin, die mit ihrem letzten Album “End Cut” und ihrer Mischung aus Industrial, Synthwave und frühem Techno unsere Redaktion gespalten hatten. Auf der Seite der Begeisterten war ein Abstecher dementsprechend Pflichtprogramm. Rave Music am frühen Nachmittag. Was für ein Spaß. Allerdings nur für 20 Minuten, da zeitgleich im 013 die Label-Kollegen von Burst auftraten. – flohfish
Next stop: Die nach 13 Jahren erstmals wieder aktiven Burst – Roadburst gewissermaßen! Tolles Licht, starker Sound (das sollte sich die nächsten Tage konstant fortsetzen). Die Pelagic-Band begeisterte u.a. durch einen mit einem Slide-Intro eingeleiteten Song, der hernach extrem beschleunigte und richtig wild wurde.
Keine zwei Bands hier klingen gleich
Am zauberigen Auftritt von Esben And The Witch (Next Stage, der kleinere Saal im 013) kann man vielleicht ein wenig festmachen, was dieses Event so einzigartig macht. Es fällt hier – im Gegensatz zu allen anderen uns bekannten Festival-Formaten – selbst Menschen, die täglich mit Genre-Bezeichnungen um sich schmeißen unendlich schwer, kleinste gemeinsame Nenner für die hier gebuchten Bands auszumachen. Außer vielleicht: Musikalität, Intensität und Experimentierfreude – wie progressiv ist das letztlich?
So auch hier. Mit Stoner (ehedem wie Doom ein Roadburn-Trademark) Rock bzw. Metal haben EATW genau gar nichts zu schaffen. Floh zum Thema: “Keine zwei Bands hier klingen gleich”. Abgefeiert wurde mit starkem Hall hohepriesterinnenmäßig offeriertes Material wie ‘The Well’ oder in ‘Ecstacy’ natürlich dennoch. Oder genau deswegen.
“Jo is’ denn schonn Woinochtn?” Beim Main-Stage-Auftritt von Julie Christmas, Frontsirene von Cult Of Luna, konnte man auf den Gedanken kommen. Was eingangs an Anna von Hauswolff erinnerte, verwandelte sich dann zumindest vom Energielevel her in eine Avantgarde-Version von Arch Enemy. Spätestens ab der Premiere des komplett neuen Songs (‘End/World’). Zwei “Cover”-Versionen von musikalischen Vorstationen von Frau X-Mas schlossen einen hervorragenden Auftritt ab, den die offizielle Festival-Site als “uneasy lullabies” angekündigt hatte.
Zeit, endlich mal einen der Säle bei der Koepelhal zu besuchen. Das Areal hat zumindest mir allerdings noch deutlich mehr gefallen als der “Artist in Residence” (quasi Stipendiat des Festivals) Sangre de Muérdago, der dort in der “Hall of Fame” konzertierte. Das verschaffte mittlerweile dringend benötigten Freiraum, sich mit diversen Stärkungen zu versehen. Und sich natürlich weiter dem Roadflow hinzugeben.
Mein lieber Klaus: Wärst du nicht so ausgezehrt von deinem langen Wege gewesen, dann hätten dir die kulinarischen Annehmlichkeiten der Sauf- und Fressmeile nicht so die Sinne vernebelt. Ich persönlich fand die Spanier aus Galizien ja ganz bezaubernd mit ihrer Mischung aus keltischem Folk und noisigen Elementen. Nicht merkwürdig, sondern des Merkens würdig, dieses Ensemble. – flohfish
Deafheavens imposante, zwischen biestig und zart-romantisch oszillierende Performance des gesamten “Sunbather”-Albums bildete für jemand, der sich die Kräfte für einen bekannt-wunderschönen, aber langen Heimweg einteilen musste, bereits die vollkommene Abrundung des ersten Roadburn-Tages.
Hier schienen teilweise weniger die Straße als vielmehr die Gewässer am Wegesrand zu brennen oder zumindest golden zu glühen…
Mein lieber Klaus: Chalet hin, Pony her. Fürs nächste Jahr empfehle ich dir eine andere Location. Damit du nicht wieder so einen großartigen Act wie The Soft Monn verpasst! Zwar gab es von Herrn Luis Vasquez heute leider nicht die angekündigte Aufführung des “Exister”-Albums in Gänze, dafür aber einen karriereumfassenden Überblick über das Schaffen des US-amerikanischen Künstlers. Und das bedeutete ein musikalisches Potpourri aus Dark Wave, Post Punk, Industrial und Electronic Rock. Oft treibend wie der gute alte Krautrock bestand das Highlight des Auftrittes darin, als Velasquez eine Mülltonne zur Trommel umfunktionierte. – flohfish
Mein lieber Floh, Du versteht halt nichts von Holzhütten und vor allem rein garnichts vom Ponyflüstern ;-). Hab jetzt ein ganzes Weilchen gesucht, denn erst haste was von Soft Machine geschrieben, dann von The Soft Monn, Man. Genossen haste aber wohl The Soft Moon. Gebe aber gerne zu, dass das sehr, sehr spannend klingt. Die Beschreibung wie auch die Mucke.
Den Ausklang des Abends fand ich selbst dann vor der gemütlichen Next Stage, auf welcher France ihren Einstand feierten. Ein Trio von Musikern, ausgerüstet mit Schlagzeug, E-Bass und E-Drehleier. Geleiert klang bei den Franzosen allerdings gar nichts, denn die Mischung aus keltischen Klängen und Drones, die von der Bühne schallte, war treibend und intensiv. Totally Hurdy-gurdy irgendwie. – flohfish
Day 2, 21.04.23: Redefining Festivals
Neuer Tag, neues Spiel, neue Wanderung (1h 40 min) nach Tilburg.
Mein lieber Klaus: An dieser Stelle erst einmal Stopp! Bevor es mit Deinem Bericht weitergeht Während du nämlich noch durch halb Brabant am Marschieren warst, spielte am Campingplatz schon die erste Band. Stoner Rock von Gigatron 2000, Lokalmatadoren aus Tilburg. Schön, was man hier sogar schon kurz nach dem Aufstehen geboten bekam! – flohfish
Pünktlich zu Ad Nauseam im The Engine Room, dem Maschinenraum bei der Koepelhal. Die Italiener haben eine faszinierende Melange aus Technical Death und Black Metal sowie (u.a. von Igor Stravinsky beeinflusster) Neo Klassik und schließlich nicht zu knapp Avantgarde am Start. Rhythmisch ist das unglaublich interessant, aber auch das Gegenteil von Easy Listening. Daumen nach oben.
Das Festival wurde ja schon vorher als traumhaft erlebt. Aber ab hier wurde es komplett unwirklich. Unwirklich schön. Ohne dass mir eine der folgenden Bands (mit Ausnahme von Wolves in the Throne Room) ehrlich gesagt vorher allzuviel gesagt hätte, erlebte ich direkt hintereinander einfach mal so drei der bislang spannendsten und originellsten Auftritte des bisherigen Konzertjahres. Den Auftakt zu diesem irren Dreisprung übernahmen Ashenspire. Die Schotten aus Glasgow bieten eine theatralische und durch die sehr präsenten Violinen-Parts verblüffend “folkige” Avantgarde Metal-Spielart. Der Saxophonist trägt nur einen Kilt, der Sänger auch nicht viel mehr. Eine ekstatische Augen- und Ohren-Vollbedienung.
Zurück zur Main Stage, zu einer übrigens vorab nicht angekündigten (es gibt offensichtlich regelmäßig “Secret Shows” beim Roadburn und Acts, die erst bei laufendem Festival überhaupt announced werden) Live-Premiere: Bell Witch spielten ihr zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht veröffentlichtes und zutiefst majestätisches Album “Future’s Shadow Part 1: The Clandestine Gate” so eben mal exklusiv am Stück (naja, fast. Das währt im Original eine Stunde 23 Minuten). Was einige der intensivsten und berückendsten Momente des ganzen Festivals abwarf. Auch wenn aufgrund zeitlicher Überschneidungen (ja, da ausnahmsweise doch mal mit Blick auf die Uhr, danach nie wieder, bis zur Abfahrt) nur ausschnittweise genossen. Doom soll das sein? Von mir aus – aber es ist noch so viel mehr…
Konnten Wolves In The Throne Room das im Folgenden noch toppen? Nein, aber ähnlich faszinieren. Die Black-Metal-Wölfe hatten für ihre (bereits vierte und exklusive) Roadburn-Show nämlich mit “Shadow Moon Kingdom” einen die kaskadische “Wildnis” verherrlichenden Film mitgebracht. Dazu ein unglaublich präsenter Drummer. Und zwei praktisch unbewegliche Sidemen. Wer auch nur irgendetwas für Agalloch über hat, der wurde hier überreich beschenkt.
Auch Teeth of the Sea überzeugten im The Engine Room mit ihren teils böse klingenden, teils aber auch sehr melodischen Elektronik-Angeboten.
Gleich das nächste Highlight waren selbstverständlich die Redaktionslieblinge Brutus. Das sensationelle Power-Trio aus Belgien endlich mal live zu erleben, war (den vorherigen Dreisprung noch einkassierend) das bisherige Festival Highlight überhaupt! If you’re into Melodic Post Hardcore at all, this should be your thing. Und Schlagzeugerin/Sängerin Stefanie Mannaerts definiert den Begriff female-fronted auf ihre ganz eigene Weise neu…
Bei Vulva (nicht etwa: Vvlva) sind die Schlangen vor der Hall of Fame erstmals so lang, dass ich es irgendwann aufgegeben habe, auf Einlass zu warten.
Daher beschloss den persönlichen Konzertabend eine wie erwartbar recht poppige Aufführung des gesamten “Infinite Granite”-Albums von Deafheaven.
Roadthunder and Lightning
Und nicht zu vergessen ein Weltuntergangs-Gewitter, dass optisch wie akustisch unglaublich eindrucksvoll war. Aber aufgrund der alles aufweichenden Wassermassen den Heimweg ein klein wenig abenteuerlich gestaltete. Ach ja, dem Schreibblock des Chronisten hat die Dauerdusche auch nicht so richtig gut getan. Aber die Notizen waren bestimmt auch vorher schon fast unlesbar gewesen…
Nicht mein Foto, es stammt von Jorge Luis Lopez aus der tollen
“Roadburners”-FB Group
Für den Betreuenden Fotografen allerdings ging der Abend musikalisch noch weiter.
Mein lieber Klaus: Deine Aussage ist mit Vorsicht zu genießen. Zwar schaffte ich es noch ins gemütliche Paradox, um mir PoiL Ueda anzuschauen, doch daraus wurde nichts. Schlafmangel, zu wenig Essen und praktisch kein Trinkwasser sowie ein festivaltypischer Mix aus Benebelungsmitteln zollten ihren Tribut. Unfähig mich zu erheben, war ich nicht mehr in der Lage Fotos zu schießen, geschweige denn mir einen visuellen Eindruck der Künstler zu verschaffen. Zum Glück waren – wie zu jeder Zeit beim Roadburn – nette Menschen in der Nähe, die bereit waren, mich nach draußen zu geleiten und mich mit H2O sowie zuckerhaltigen Nahrungsmitteln zu versorgen. Schade, denn viel schräger als bei den verrückten Franzosen und der japanischen Sängerin sollte es an diesem Wochenende nicht mehr werden. – flohfish
Day 3, 22.04.23: Redefining Happiness
Der dritte Tag. Die Ponys scheinen sich schon an den komischen Nachbarn gewöhnt zu haben, der nachts stets so spät heimkommt und morgens immer leicht zerknittert wirkt. Und ich mich definitiv an sie. Das ist überhaupt der einzige Nachteil, den wir am Roadburn insgesamt entdecken konnten: Der Gewöhnungseffekt ist beträchtlich, ja suchtbildend. Aber noch lagen ja volle zwei Tage vor uns.
Naturgemäß war Floh wieder etwas früher am Start und schon in Arbeitslaune, kein Wunder, wenn man die Musik quasi an den Schlafsack geliefert bekommt…
Mein lieber Klaus: Schade, dass du es am Samstagmorgen nicht rechtzeitig zur Campsite Stage geschafft hast. Denn hier gab es Betreutes Proggen im wahrsten Sinne des Wortes. Die niederländischen Dead Duck aus Breda begleiteten das Festival-Volk mit ihrem Indie’n’Post Rock nämlich nicht nur musikalisch beim Frühstück, sie lockten auch immer wieder dahergefahrene einheimische Passanten an. – flohfish
… Während der Ponyhof-Resident nach kurzen Bevorratungs-Exkursionen immerhin passend zur ersten offiziellen Band des Tages, Pupil Slicer, bei den Brettern auflief, die hier die Welt bedeuten. Bzw. konkret in einer (erst) zum zweiten Mal nennenswerten Schlange am Einlass. Streckenweise wurde der Zugang zum bereits überfüllten The Engine Room sogar von der Security verwehrt – Roadblock! Aber sobald wieder einige den Saal verließen, durften Wartende sich hineinquetschen. Was doch noch das Erleben von einer frisch und enorm energisch aufspielenden Londoner Band gestattete, die die Festival Site so beschreibt: “somewhere between The Dillinger Escape Plan, Nails and post-rock”. Ein prächtiger Einstieg also.
Es sagt Einiges über den Roadflow aus, dass des Autoren “Mitschriften” in seiner Kladde jetzt von einer Band jubeln, die an einem nicht genau spezifizierten Ort genossen wurde. Jedenfalls war die Musik wohl speziell fürs Roadburn ’23 geschrieben worden. Die als Neo Klassik meets Drones beschreibbare Musik wurde u.a. auf Kontrabass und Cello sowie auffallend gut gespielten Percussion-Instrumenten vorgetragen und wies sehr ansprechende Harmonien auf.
Bislang hat meinereiner noch immer gewusst, welcher Band er grade mit Freuden lauscht. Hier aber war mal offensichtlich das Vergnügen wichtiger als die Recherche. Und Namen Schall und Rauch. Zweifelsfrei ließ sich das auch nachher anhand der Timeline nicht ausmachen. Die zeitlich in Frage kommenden KEN Mode klingen jedenfalls normalerweise ganz anders…
Mein lieber Klaus: Dass du hier mit deinen Aufzeichnungen nicht mehr klargekommen bist, das kann vielfältige Gründe haben. Ich habe da schon so meine Ideen…
Jedenfalls kann es sich bei der von dir beschriebenen Band nur um die fantastischen Sowulo gehandelt haben. Wie du schon fachmännisch anaylysiert hast, hatte deren Zerbrechlichkeit mit dem brachialen Noise Core von KEN Mode nur wenig gemeinsam. Überzeugen konnten mich allerdings beide Bands. – flohfish
Besonders gespannt, bei einem Festival, bei dem eigentlich eh schon alles spannend ist, durfte man auf den Auftritt der jungen niederländischen Newcomer-Band Alkahest sein, denn der Auftritt in der Hall of Fame sollte der erste überhaupt in der Geschichte der Formation werden. Geboren aus einer Kooperation des Roadburn Festivals mit der Eindhovener Metal Factory, hatte man sich dazu entschlossen, eine Musikstudentin und ihre vier männlichen Kommilitonen damit zu beauftragen, frischen Wind ins über 25 Jahre alte Festival zu blasen. Ganz nach dem Motto “Rejuvenating Heaviness”. Das Ergebnis war überwältigend. Nicht nur, dass Bassist Sian Syed, Schlagzeuger Abe Stadhouders sowie die Gitarristen Konstantin Richter und Martín Jaramillo mit ihrem Mix aus atmosphärischem Post und melodischem Death Metal technisch voll überzeugen konnten. Insbesondere mit ihrer selbstbewussten Ausstrahlung konnte der Fünfer das Publikum vollauf begeistern. Was nicht unbedingt am leuchtenden, live von Frontfrau Cheyenne Reudenbach auf die Gesichter aufgetragenen Kunstblut lag, sondern vielmehr an ihrer alles überstrahlenden Bühnenpräsenz. Großartig! – flohfish
Eindeutige Klarheit besteht jedoch über die Identität der nächsten Station, einem Auftritt, der zwei Bands in fast vollständiger, leicht rot und funzelig gebrochener Dunkelheit exklusiv zusammenbrachte: Duma & Deafkids. Das war eher ein Ritual als ein Konzert, ein Mix aus Schamanengesang, Beschwörungsformeln mit Effekt-verfremdeter Stimme und Growls. Und dabei streckenweise recht intensiv.
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Weiter gings (für mich) mit dem ultimativen Ponyhof-Motto: Healthyliving , bei denen Mitglieder von Ashenspire und Maud The Moth aktiv sind und deren zur Abwechslung mal einigermaßen konventioneller Sound mit prallen (teils keltisch beeinflusst anmutenden) Melodien und teils noisy, teils sludgy guitars hübsche Kontraste aufrief.
Kurz heimgesucht wurden auch Oiseaux-Tempête, die sich hier auf ihre Alben “AL-’AN ! الآن (And your night is your shadow — a fairy-tale piece of land to make our dreams)” und “طرب TARAB” konzentrierten. Klangliche Zutaten wie alte Kesselpauken, Violine und Viola stellten abermals sicher, dass dieser Auftritt wie kein anderer auf dem Festival klang.
Der Name Chat Pile hatte mir vor Beginn des Roadburn Festival überhaupt nichts gesagt. Wieder in der Heimat angekommen wartete allerdings schon eine Langspielplatte auf mich. So weggeblasen von ihrem Auftritt, hatte ich die “God’s Country” schon wenige Minuten nach Ende des Konzertes per Internet bestellt. Warum? Sludge Metal ist eigentlich nicht unbedingt mein Ding, doch wer Raygun Busch einmal live auf der Bühne erlebt hat, dann kann wohl nicht anders. Wie eine eingesperrte Großkatze tigerte der Frontmann mit nacktem Oberkörper über die Bühne und zog unaufhörlich seine Kreise. Vor Kraft strotzend und bedrohlich wirkend. Nur Fauchen wollte der Frontmann nicht. Doch das war nicht notwendig, denn sein Sprechgesang, der durch ständige Wiederholungen und aggressive Ausbrüche gekennzeichnet ist, war in seiner Wirkung noch intensiver und erinnerte in seiner leidenschaftlichen Inbrunst stark an Henry Rollins’‘ ‘Liar’. – flohfish
Zeit also für ein kleines Kontrastprogramm. Denn wer wollte hiernach noch schneller, lauter härter. Dann doch lieber Schnellertollermeier! Wobei die Band sich auch Wahnwitzigerxperimentellerschrulliger hätte nennen können. Die Schweizer spielten breitwandigen und gleichzeitig minimalistische Musik, die schwer einzuordnen war (Math Jazz vielleicht??) und wie die Faust auf’s Auge in einen Jazz-Club passte, der sich Paradox nennt. – flohfish
Wieder normaler ging es kurz drauf im Engine Room zu. Aber was heißt Normalität schon bei einem Festival wie dem Roadburn? Wobei man schon sagen muss, dass High Vis eine Band sind, die auf praktisch jedes Rock Open Air passen würde. Post-Punk mit hohem Energieniveau und noch höherer Eingängigkeit. Zu sehr Mainstream für ein Festival wie das Roadburn? Ganz und gar nicht! Die Band stieß beim Publikum auf starke Resonanz! – flohfish
Die schütter werdende Erinnerung raunt jetzt noch von einer begeistenden, über einstündigen Predigt von Reverend David Eugene Edwards (u.a. Wovenhand, 16 Horsepower) von der Kanzel der Main Stage…
… Und natürlich der sehnsüchtig erwarteten Show von Cave In, bei der sie ihr Cover-Album “Interstellar Mixtape” komplett aufführten. Für den Autor nicht zuletzt wegen der komplett orange eingefärbten Kassetten-Optik ein einziges Entzücken, vom The Cure Cover ‘Plainsong’ bis zu den kostbaren Eigenmaterial-Zugaben.
Doch dann war es wirklich wieder höchste Zeit für den Marsch Richtung Matratze (dessen Beginn allerdings durch die oben erwähnte Begegnung mit Robert deutlich, aber lohnenswert verzögert wurde).
Mein lieber Klaus: Höchste Zeit ist gottlob ein subjektiver Ausdruck. Glücklicherweise. Denn hätte ich mich an deinem Standard orientiert, hätte ich mit den größten Spaß des Festivals verpasst: Boy Harsher. “There is one thing: We play dance music!”, warnte Sängerin Jae Matthews zu Beginn ihr Publikum. Erfolglos. Es dauerte nur wenige Momente, bis Boy Harsher das 013 in eine Rave-Party verwandelt hatten. Rund 2.000 Metal-Heads die sich zu elektronischen Klängen zwischen Anne Clark und Techno gehen ließen. Unglaublich und unvergesslich! What a party!!! – flohfish
Day 4, 23.04.23: The road burns on forever
Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist? Doofe Lebensweisheit, aber so musste es auch diesmal wohl wieder sein. Zuvor aber konfrontierte auch der vierte Roadburn-Tag immer mal wieder mit teils eher unfreundlichem Wetter und extrem freundlichen Musikfans, die alle irgendwie weniger betonköpfig auf Genres festgelegter wirken, als bei allen anderen uns bekannten Festivals oder Konzertreihen. Sowie mit ständigen Neuentdeckungen – genau einer der besuchten Auftritte war von einer mir tatsächlich und nicht nur “vom Namen her” vorher bekannten Band, der Rest komplettes “Neuland”.
Als da zum Beispiel wäre Elizabeth Colour Wheel & Ethan Lee McCarthy (commissioned). Diese exklusive Kooperation von Primitive-Man-Mitglied McCarthy mit Elizabeth Colour Wheel ist als absolut hochklassiger noisiger Turbolader-Death Metal in der leider allerdings allmählich von diesem qualitativen und quantitativen Überangebot deutlich überforderten Erinnerung haften geblieben.
Noch ein wenig Zeit blieb, bis es mit dem Auftritt von Imperial Triumphant auf der Main Stage weitergehen sollte. Also mal schnell die Gelegenheit ergriffen und bei der benachbarten Next Stage reingeschaut. Sehr psychedelisch und 70s-lastig, was hier abging. Fast schon zu bewusstseinserweiternd für diese Uhrzeit. Doch The Sonic Dawn boten mir genau jenen Ruhepunkt, den ich nach dem fulminaten Auftritt von Elizabeth Colour Wheel zu schätzen wusste. Vor allem, wenn man bedenkt, was danach kommen sollte. – flohfish
Als nochmals erheblich beeindruckender erwiesen sich die ihren protzigen Namen sich wahrlich verdienenden Imperial Triumphant – die maskierten New Yorker zerlegten die Main Stage mit einer vollständigen Aufführung ihres verstörenden, bedrohlichen, aber auch herrlich symphonische Passagen aufweisenden “Spirit Of Ecstasy”-Albums. Mein Highlight des Tages. Und – schon wieder mal (thank u Roadburn) des bis zu diesem ihrem Gig erlebten Konzertjahres (Edit 07/23: still top o’ the list!).
Da war der Boogie’n Hard Rock von The Golden Grass doch ganz erheblich konventioneller gestrickt. Sie rockten die Next Stage natürlich erheblich. Aber es fehlte ein wenig der WOW-Effekt, der gründlich verwöhnt, wie wir inzwischen waren, mittlerweile einfach bei jedem neuen Konzert erwartet wurde.
Der delikat zerrende Bass und das hysterische Gebrüll der Sängerin allein schon waren den Besuch bei Big Brave wert, wie sich schnell erwies. Die Band zeigte bei ihrer Aufführung des “nature morte”-Albums ein besonderes Gespür für majestätische, gefühlt ewig lastende Feedback-Orgien, Drones, aber auch für den Einsatz enorm effektvoller Generalpausen. Außerdem ein einfach toller Backdrop.
Fast alles von Nicole Dollanganger auf der Next Stage Gebotene war verblüffend voluminöser und auch ein wenig post-rockiger als die ein klein wenig niedlich und piepsig klingenden Album-Versionen.
Viel Volumen gab es im Anschluss auch auf der Main Stage zu hören, wo die Singer/Songwriterin Zola Jesus in eine dunkles Universum aus Dark Wave und Gothic entführte. – flohfish
In ganz ander Welten hingegen ging es beim Auftritt von Mamaleek im The Terminal. Experimenteller Noise Rock mit Versatzstücken aus Black metal und Jazz. Starker Tobak. Schwer zugänglich, aber durchaus nicht ohne Reize. – flohfish
Ganz anders gestrickt und dennoch nicht weniger faszinierend präsentierte sich Haley Fohr, die die Zuschauer als Circuit des Yeux einer avantgardistischen Welt aus orchestralen Klängen und mit jeder Menge Pathos aussetzte. – flohfish
Und das war es dann auch fast schon für den Rezensenten. Because of Roadoverload. Es brauchte dringend eine längere musikfreie Spaziergang-Pause, um dann abschließend wenigstens noch Cave In dabei zu erleben, wie sie exklusiv für dieses Festival “Heavy Pendulum” wieder wachküssten – zauberhaft…
Nicht so für den Fotografen, denn für diesen gab es noch zwei Gründe, länger zu verweilen. Einmal der Auftritt der Deafkids, dem ich in nach der genialen Kooperation mit Duma nicht verpassen wollte, von dem ich aber aufgrund von Überschneidungen das Meiste verpassen musste. Traurig, aber nicht weiter tragisch, denn das perkussive Intensiv-Erlebnis ließ alle Wehmut schnell vergessen sein. – flohfish
Zum anderen stand da noch der (zweite, KR) Auftritt von Oiseaux-Tempête auf dem Programm. Ein Böhmisches Dorf für mich selbst, aber als Abschlussband auf der Hauptbühne auch im Blindflug für mich Pflichtprogramm. Und wie gut es war, dass ich auf das geschickte Händchen der Organisatoren vertraute. Denn der Auftritt der Franzosen war für mich persönlich der krönende Abschluss eines unbeschreiblichen Festival-Erlebnisses. Musikalisch vielleicht am ehesten mit Godspeed You! Black Emperor vergleichbar, begeisterten Oiseaux-Tempête mit Breitwand-Post-Rock im orchestralen Format, gebleitet von ansprechenden Video-Projektionen aus der Hand von As Human Pattern. In dieser Kombination schon ein einzigartiges Erlebnis, doch da an diesem Abend die Aufführungen der Alben “From Somewhere Invisible” und “WHAT ON EARTH (Que Diable)” anstanden, zauberte das Ensemble um Frédéric D. Oberland ein weiteres Ass aus dem Ärmel: GW Sok, den frühere Sänger der niederländischen Punk-Legende The Ex. Stoisch wie ein Fels setzte der Frontmann einen Konterpunkt zu den dynamischen Klanggemälden der restlichen Künstler, indem er, wie schon auf Album, die Musik mit dunklen wie sonoren Spoken-Word-Passagen versetzte. Eine Kombination mit unglaublichem Tiefgang, die mir auch noch auf dem Nach-Hause-Weg zum Campingplatz noch lange den Mund offen stehen ließ. – flohfish
Roadburned for Life
Ein paar Worte noch zum nächsten Morgen: Es ist dem Autor noch niemals so schwer gefallen, sich von einem Festival zu verabschieden, zu packen, zu fahren, sich in den Alltag zurück zu tasten. Und das lag nur am Roadflow.
Dem nach der Regennacht in einem Teich aufgewachten Camping-Floh fiel das naturgemäß etwas leichter. Wie auch immer.
Gelesen hatte ich das von anderen schon x-mal, genau wie den Festival Claim “Redefining Heaviness”. Aber nie wirklich verstanden oder gar geglaubt. Es gibt doch sooo viele gute Festivals auf der Welt…
Aber es stimmt – wenn man diesen Spirit mal erlebt hat, ist man … burned for life. Unser Dank dafür geht an die Festivalmacher Walter Hoeimakers und Becky Laverty und ihr ganzes Team.
PS: Als einziger Trost für in kalten Entzug geschickte Roadburners bleibt -> Roadburn ’24, 18.-21.04.2024. Tickets für alle vier Tage kosten angesichts des zu Erwartenden vollkommen angemessen erscheinende 259€.
PS – insgesamt gespielt haben:
• Ad Nauseam • Antichrist Siege Machine • Ashenspire • Backxwash • Bad Breeding • Matt Ball • Big Brave • Birth • Bo Ningen • Body Void • Boy Harsher • broeder Dielemann • Brutus • Burst • Candy • Cave In • Chat Pile • Julie Christmas • Circuit De Yeux • Giles Corey • Alison Cotton • Alison Cotton & Dawn Terry • Crouch • Dance Of The Seven Vails • David Eugene Edwards • Enphin • Esben And The Witch • Deafkids • Deafheaven • Deathless Void • Declibe Of I • DeWolff • Nicole Dollanganger • Duma & Deafkids • Elizabeth Colour Wheel • Fimmaker • France • The Golden Grass • Grift • The Hanged Man • Healthyliving • High Vis • Holy Scum • Imperial Triumphant • Iron Jinn • Iskander • Jerusalem In My Heart • John Cxnnor • Kathryn Joseph • Judasz & Nahimana • Këkht Aräkh • Maud The Moth • Mai Mai Mai • Ken Mode • Mütterlein • NIKA • Norna • Marlene Ribeiro • Oiseaux-Tempête • Osi And Jupiter • Ossaert • Otay:onii • OvO • Poison Ruïn • Portrayal Of Guilt • Predatory Void • Pupil Slicer • Rocket Recordings • Sangre De Muérdago • Shagor • Show Me The Body • Sierra • Storefront Church • The Sonic Wall • Sowulo • Spirit Posession • Spiritual Poison • Teath Of The Sea • The Shits • The Soft Moon • Trounce • Vulva • Wayfarer • White Box Scream • White Ward • Wolves in the Throne Room • Yrre • Zola Jesus • J. Zunz •
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