Bröselmaschine – Live At Rockpalast

Bröselmaschine - Live At Rockpalast (MiG Music, 09.06.2023) COVER(60:10, CD, LP; MiG Music, 09.06.2023)
Was bleibt als Erbe der Corona-Krise für Musikinteressierte? Hauptsächlich pleite gegangene Clubs – und unzählige Live-ohne-Publikum-Alben. Unter letztere Kategorie fällt auch der neueste Bröselmaschine-Mitschnitt, der in der “Rockpalast-Offstage”-Reihe aufgezeichnet wurde und nun über MiG auf CD und LP veröffentlicht wird.

Die Setlist besteht komplett aus Material der letzten beiden Alben, wer also auf die hippiesk-freakige Kommunen-Stimmung der Siebziger hofft, wird ziemlich enttäuscht sein. Stattdessen gibt’s gefälligen, mal bluesig, mal folkig, mal jazzig angehauchten Mainstreamrock, zumeist im Stile der Frühneunziger-Alben von, sagen wir mal, Cocker, Clapton oder Knopfler. Dass Mastermind Peter Bursch reihenweise feinste Gitarrenparts loslässt, sollte genauso wenig wundern wie die Tatsache, dass Manni Von Bohrs Drums ganz großartig klingen und natürlich auch genauso clever wie groovig gespielt sind. Der Rest der damals aktuellen Besetzung agiert eher unauffällig, aber natürlich auch jederzeit kompetent, und auch soundtechnisch gibt es rein gar nichts zu meckern. Genau da liegt aber das große Problem der jüngeren Bröselmaschine-History: aus der tiefenentspannten Hippiekommune, die die namensgebende Bröselmaschine mit Sicherheit bei jeder Aufnahmesession an die Leistungsgrenze getrieben hat, wurde eine kompetente, aber letztlich relativ unspektakuläre “normale” Rockband. Lediglich wenn Bursch wie auf ‘Oriental Mind’ und ‘Indian Camel’ zur Sitar greift, kommt plötzlich wieder Atmosphäre auf. Zumeist aber klingt das vorliegende Album einfach ein Stück zu sauber, zu erwachsen. Das mag dem heutigen Stand der Performer entsprechen und ist somit auch vollkommen legitim, wer die kauzigen Frühwerke im Ohr hat, wird aber höchstwahrscheinlich hier relativ wenig davon wiederfinden.

Ja, so richtig meckern kann man über “Live At Rockpalast” eigentlich nicht einmal, denn vordergründig ist es ein cool klingendes Album, das die Songs durchaus schön an Mann/Frau/Whatever bringt, und wer die Bröselmaschine der letzten fünf, sechs Jahre mag, wird sich mit Recht fragen, was der Rezensent hier wieder mal zu mosern hat. Manchmal (meist?) ist aber unperfekt, abgespaced und kantig einfach trotzdem geiler als sauber und schön.


Bewertung: keine (Livealbum)

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