38 Special – Live At Rockpalast 1981

38 Special - Live At Rockpalast 1981 (MiG Music, 30.06.2023) COVER(56:24, CD/DVD; MiG, 30.06.2023)
38 Special haben es hierzulande nie so wirklich in die Riege der Topacts geschafft. Vielleicht war auch ihre Mixtur aus purem AOR in der Nähe von Boston, Survivor und REO Speedwagon und urwüchsigen, boogielastigen Southern-Rock-Grooves zu amerikanisch? Who knows. An der Band lag’s jedenfalls nicht – wie dieser Rockpalast-Mitschnitt von 1981 eindeutig beweist. Wo das Publikum auf der Loreley zum Start noch einigermaßen abwartend bis gleichgültig wirkt, schaffen es die fünf Musiker schon innerhalb der ersten zwanzig von knapp 55 Minuten, das Set in eine ziemliche Party zu verwandeln.

Hilft natürlich auch, dass die Band selbst jede Menge Spass inne Backen hat. Warum auch nicht, befanden sie sich doch in ihrem Heimatland gerade auf dem Höhepunkt ihres Erfolges. Das damals aktuelle Album “Wild-Eyed Southern Boys” und die dazugehörige Hitsingle ‘Hold On Loosely’ hatten ihnen den Weg zum Arena-Headliner geöffnet, und die in den fünf vorangegangenen Jahren erfolgte Ochsentour durch Clubs und Hinterhöfe zahlte sich jetzt endlich aus. Obersympath Donnie Van Zant und Don Barnes bildeten ein perfektes Gesangsdoppel, Barnes noch dazu mit Jeff Carlisi eine bestens eingespielte Riffmaschine, und auch wenn Zweitdrummer Steve Brookins seltsamerweise hier fehlt, lassen Larry Junstrom (bass) und Jack Grondin (dr) auch ohne ihren Kollegen nichts in Sachen Groove und Drive anbrennen. Ja, und die Songs waren halt auch eine Welt für sich. ‘Stone Cold Believer’, ‘Rockin’ Into The Night’, ‘I Been A Mover’, ‘Wild-Eyed Southern Boys’ und natürlich ‘Hold On Loosely’ sind perfektes Classic-Rock-Futter und auch heute noch von keiner Dad-Rock-Radio-Playlist wegzudenken. Als Rausschmeißer gibt’s mit ‘Fortunate Son’ noch ein Cover des CCR-Klassikers, der dem Original ausnahmsweise keinerlei Schande bereitet und fast so knackig wie das Original daher kommt. Respekt! Leider fehlt der zweite ganz große Hit der Ära, ‘Fantasy Girl’ – das wird aber unter Anderem durch das selten gespielte Instrumental ‘Robin Hood’ adäquat ausgeglichen.

Ähnlich wie die Kollegen von REO Speedwagon waren eben auch 38 Special live keineswegs die Softrock-Weicheier, die die Musikpresse immer in ihnen sah, sondern eine eingespielte, kräftig rockende und mitreißende Rock’nRoll-Band. Und da es aus 38 Specials Erfolgsphase in den Achtzigern bislang nur wenig offizielles Livematerial gibt, kommt diese Veröffentlichung natürlich umso gelegener. Der Sound ist typisch für die Frühachtziger-Rockpalast-Aufnahmen natürlich keineswegs audiophil ausgefallen, weshalb die CD in der Einsamkeit des Players zugegeben weniger Laune macht als die DVD des Packages. Natürlich ist in Sachen Bildqualität kein gestochen scharfes Ultra-HD zu erwarten, sondern eben guter Fernsehstandard von 1981 – und das sieht auch heute noch durchaus genießbar aus. Ein echtes Highlight aus der Rockpalast-Kollektion, das für die Zielgruppe eigentlich wirklich gnadenlos Pflichtprogramm ist.
Bewertung: keine (Livealbum)


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