Tritop – Rise of Kassandra

(47:49, CD, Vinyl, digital, Eigenveröffentlichung/Just for Kicks, 28.04.2023)
Das ist ja süß! Tritop, man kennt es ja noch aus früheren Zeiten. Doch hier geht es um einen Newcomer aus Italien, und bei der dargebotenen Musik scheint süß nun nicht wirklich passend zu sein. Vielmehr beeindrucken sie mit knackigem Heavy Symphonic Prog, der auf ganzer Linie überzeugt. Dies tut es umso mehr, wenn man bedenkt, dass es sich hierbei um das Debüt-Album handelt. Tritop präsentieren sich als bestens eingespieltes Quintett, das seinen Erstling “Rise of Kassandra” in folgender Besetzung inklusive einiger Gast-Gitarristen eingespielt hat:

Pierfrancesco di Pofi – organ / synthesizers / mellotron / pianos
Francesco Caponera – electric guitars / acoustic guitars
Jacopo Tuzi – bass guitar
Mattia Fagiolo – vocals
Ivo di Traglia – drums.

Als Gäste wirken mit:
Andrea Ricci – guitar
Simone Cozzetto – electric guitar / lap steel guitar
Peter Cornacchia – electric guitar
Vincenzo Mancini – classical guitar / acoustic guitar / mandolin
Emanuele Andolfi – electric guitar
Pasquale Ripa – electric guitar.

Bis auf Simone Cozzetto für den Schreiberling alles neue Namen. Die Geschichte der Band geht zurück bis ins Jahr 2008, als Ivo di Traglia ein Quartett in der Besetzung Bass/Gesang, Schlagzeug, Gitarre und Keyboards gründete. Sie nannten sich Wanderlust und traten viel in Süd- und Mittelitalien auf. Es kam dann jedoch zum Bruch und die Band löste sich auf. Ivo di Traglia verfolgte jedoch weiter die Idee einer Band, die klassischen Prog à la Yes, Genesis, ELP oder King Crimson mit einem modernem und härterem Sound á la Dream Theater oder Haken verbindet. Und so schloss er sich 2016 mit Keyboarder Pierfrancesco di Pofi zusammen, um Ideen der Vorgängerband wie auch neues Material auszuarbeiten. Tuzi stieß erneut hinzu und das Line-up wurde durch Sänger Mattia Fagiolo und Gitarrist Francesco Caponera vervollständigt. Iacopo di Traglia, seinerzeit noch Bassist und Sänger bei Wanderlust, ist im Hintergrund aktiv, denn er zeichnet für die englischen Texte verantwortlich.

Das Album besteht aus gerade mal vier Titeln, wobei zwei Fünfminüter jeweils von Longtracks eingeschlossen sind, nämlich dem 13-minütigen Titelsong als Opener und das in sieben Sektionen eingeteilte Magnum Opus namens ‘The Sacred Law of Retribution’, das es auf knapp 24 Minuten bringt. Allein durch die Spielzeit kommt den beiden Longtracks sicherlich entscheidende Bedeutung zu. Und da gerade diese beiden Titel ausgesprochen gut gelungen sind, erhält dieses tolle Album auch eine entsprechende Punktebewertung. Schon im Opener wird deutlich, wie hier Retro Prog mit modernem Sound und einem guten Schuss Härte verbunden wird. Die Lap Steel Gitarre von Cozzetto erinnert stark an Yes, ebenso wie das darauffolgende Zusammenspiel von Synthesizer und Gitarre. Weiterhin zeigt sich, dass Sänger Fagiolo ausgezeichnet ins Gesamtkonzept passt. In manchen Passagen erinnert er an den Ritual-/Kaipa-Sänger Patrick Lundström, andererseits geht es auch gelegentlich mal in den Prog-metallischen Phasen oder auch Balladen mal Richtung Dream Theater.

Besonders hervorzuheben ist natürlich der erwähnte Monstertrack ‘The Sacred Law of Retribution’, der zunächst mit Schachtelgesang in einer Mischung aus Gentle Giant und Queen startet und im Laufe der Zeit viele Stimmungswechsel durchmacht. Hymnische Gitarren werden von Mellotronstreichern begleitet. Und nach etwa einem Drittel folgt eine Passage, die einerseits den Schreiberling völlig begeistert, andererseits aber auch in seiner Struktur fast schon zu dicht an einen Titel von Steven Wilson angelehnt ist, nämlich den Übersong ‘Ancestral’ vom Überalbum “Hand.Cannot.Erase”. Hier zeigt sich die Klasse des Drummers, der übrigens – was ja auch nicht unbedingt zu erwarten ist und eher die Ausnahme bildet – sämtliche Titel komponiert hat. Und selbst Genesis taucht mal kurz vor dem geistigen Auge (oder Ohr?) auf. Zwar nicht von der instrumentalen Begleitung her, aber in einer Textzeile kommt einem fast zwangsläufig mal kurz “Father Tiresias” in den Sinn. Ein ausgesprochen abwechslungsreicher Titel mit viel Liebe zum Detail.

Uneingeschränkte Empfehlung für Fans einer Form von Heavy Symphonic Prog! Man darf sehr gespannt auf weitere Taten dieser hochtalentierten italienischen Band sein. Ähnlich erfrischend wie beispielsweise Fright Pig oder Cheetoh’s Magazine.
Bewertung: 12/15 Punkten


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Abbildungen: Tritop