Therapy? – Hard Cold Fire
(31:20; Vinyl, CD, Digital; Marshall Records, 05.05.23)
Fünf Jahre sind vergangen, seitdem die Nordiren von Therapy? ihr letztes Studioalbum “Cleave” veröffentlichten. Bis heute lag eine um zwei Jahren verschobene Tour und viel Isolation dazwischen. Warum eigentlich? Keine Ahnung, irgendwas mit einem Fledermaus-Virus.
Aber gefühlsmäßig wird es durchaus Zeit, dass die nordirische Metapher für punkigen Rock und musikalischer Beständigkeit nun frische Musik in den Kosmos kloppt. Da Therapy? ihrer Musik bisher immer Treu geblieben sind, stellt man hier weniger die Frage nach Veränderung. Erwartet wird schlicht und einfach der Band-typische Mix aus Rock, ein paar dissonanten Riffs und guten eingängigen Hooklines. Immerhin steuern Therapy? so nun schon seit 33 Jahren und 16 Alben durch das Musikbusiness. Nun, nach längerer Wartezeit, erscheint nach dem eher weniger auffallenden Vorgänger mit “Hard Cold Fire” ein doch überraschender Output.
Die Band schafft mit dem Neuling einen guten Spannungsbogen zwischen gutlaunigen, simplen und eingängigen Rocksongs (‘They Shoot the Terrible Master’, ‘Woe’, ‘Bewildered Herd’, ‘Mongreal’) über schleppend stampfende Titel, die man gerne in die Grunge-und Alternative- Rock-Schublade der 90er stopfen könnte (‘Two Wounded Animals’, ‘To Disappear’). Die vorab veröffentlichten Songs ‘Joy’ und ‘Poundland Of Hope And Glory’ zeigen Therapy in bester und geliebter Manier zwischen Happiness und Wahnsinn. ‘Ugly’ kann noch mal mit gekonnt eingesetzten Effekten auf sich aufmerksam machen, ehe ‘Days Kollaps’ einen im Mid-Tempo, leicht träumerisch aus dem Album wirft. Andy Cairns macht einen überaus guten Job an der Gitarre (eine pottenschwarze Gibson SG sieht man auch nicht alle Tage, die verliebte Schlussred.) und Neil Cooper sollte mit seinem energievollen und abwechslungsreichen Drumming nicht unerwähnt bleiben.
Therapy? klingen so frisch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Das neue Album siedelt sich stilistisch irgendwo zwischen “Troublegum” (1994) und “High Anxiety” (2003) an. Streift aber ebenso die eingängige und poppige Seite von “Infernal Love” (1995) ohne den Noise-Charakter der ersten Alben auszulassen. So wirkt “Hard Cold Fire” wieder eingängiger und nahbarer als noch der Vorgänger, kommt aber rauer, kantiger und vor allem spontaner rüber. Die Songs bleiben schnell hängen, die Drums sind enorm präsent und einige Hooks verfolgen einen noch den restlichen Tag. Auch soundtechnisch wirkt “Hard Cold Fire” klar und knackig – was bei den Nordiren nicht immer selbstverständlich war.
Hier könnten wir es eventuell mit dem besten Therapy?-Album seit ihrer Hochphase in den 90ern zu tun haben.
Bewertung: 13/15 Punkten (MK 13, KR 12)
Tracklist:
1.’They Shoot The Terrible Master’
2.’Woe’
3.’Joy’
4.’Bewildered Herd’
5.’Two Wounded Animals’
6.’To Disappear’
7.’Mongrel’
8.’Poundland Of Hope And Glory’
9.’Ugly’
10.’Days Kollaps’
Besetzung:
Andy Cairns – Gitarre
Michael McKeegan – Bass
Neil Cooper – Drums
Surftipps zu Therapy?:
Homepage
Facebook
Instagram
Soundcloud
YouTube
Spotify
Apple Music
Amazon Music
Deezer
Tidal
Last.fm
Setlist.fm
Discogs
ArtistInfo
Wikipedia
–
Konzertbericht – Therapy?, 20.05.2022, München, Backstage
Rezension – Therapy? – Greatest Hits (The Abbey Road Sessions)
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Kinda zur Verfügung gestellt.