(73:42, CD, digital, Mellowjet Records, 03.03.2023)
In der jüngeren Vergangenheit wurde man als Fan von Otarion alias Rainer Klein aus Siegen regelrecht verwöhnt, denn in Jahresabständen folgte Album auf Album. Mit dem aktuellen Werk „Logos“ hat es dann doch etwas länger gedauert, so dass der geneigte Hörer 2022 ohne eine Otarion-Veröffentlichung auskommen musste. Doch wirklich lang war die Pause ja nun wirklich nicht, woran man dann auch sieht, wie fleißig der Musiker in den letzten Jahren gewesen ist. Und dass er konstant auf hohem Niveau arbeitet, zeigt sich ebenso mit dem aktuellen Werk, das erneut auf biblischen Themen basiert. Die Entwicklung des Musikers ist auf diesen Seiten schon beschrieben worden. Nach den typischen Elektronik-Alben der Vergangenheit hat er sich immer mehr in Richtung Progressive Rock und Post Rock entwickelt, was sich auch daran ablesen lässt, dass im Gegensatz zu den Anfangstagen nun die Gitarre einen wesentlich breiteren Raum einnimmt. Was schon die Stärken auf den letzten Alben waren, kommt auch auf “Logos” zum Tragen, nämlich diese sehr intensiven Stimmungsbilder, die seine recht emotionale Musik erzeugt.
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Zwölf rein instrumentale Titel bringen es auf eine Spielzeit von deutlich über 70 Minuten. Dabei sind einige Stücke ausgesprochen ruhig und bedächtig ausgefallen, von Hektik weit und breit keine Spur. Das Zusammenspiel von Tasteninstrumenten und Gitarre funktioniert in den ruhigen Passagen ebenso gut wie in den Phasen, wo es förmlich herausbricht wie beispielsweise im neun-minütigen ‘Exaltation on the Cross’. ‘The Spirit of the Lord is Upon Me’ und das direkt darauf folgende ‘The Transfiguration’ sind gute Beispiele für die feinen, bedächtigen Momente, die mit intensiver Atmosphäre beeindrucken. Rainer Klein hat seinen ganz eigenen Stil gefunden, der ihn doch deutlich unterscheidet von vielen Veröffentlichungen auf Elektronik-Labels wie MellowJet Records, Spheric Music, Synth Music Direct oder dergleichen. Und gerade daher ist es auch eine hervorragende Idee von MellowJet-Chef Bernd Scholl, seinem Label dadurch eine gewisse Breite zu verschaffen. Wie auch bei Spheric Music wird auf dem Backcover ein Etikett verpasst, und das lautet in diesem Fall: “file under Progressive Rock”. Dies ist eine Art instrumentaler Progressive Rock, der auch mal Post-Rock-Elemente enthält und logischerweise auch Elektronische Musik, aber nicht in Form von Berliner Schule Kompositionen oder Noise oder Dark Ambient, sondern eine zum Stimmungsbild perfekt passende tastenlastige Begleitung, zu der die elektrische Gitarre immer wieder einen feinen Gegenpol bildet, alles aber wunderbar miteinander harmoniert.
Wieder ein emotionsgeladenes Album von Otarion, mit dem er seine Fans ganz sicher nicht enttäuschen wird, sondern im Gegenteil vielleicht neue Hörer hinzufinden wird. Verdient hat es das Album allemal.
Bewertung: 11/15 Punkten (JM 11, KR 11)
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Abbildung: Otarion