Lazuli, 14.05.23, Oberhausen, Zentrum Altenberg

Der Viehtransporter

Lazuli live in OberhausenRegelmäßig, ja, sehr regelmäßig tourt die französische Progressive Rock Band Lazuli durch kleinere Clubs in good old Germany. So auch im Frühjahr 2023. Der Abschluss der überschaubar kleinen Tour, die auch ein paar wenige Termine in Deutschland abdeckte, fand dabei wie bereits 2018 im Oberhausener Zentrum Altenberg statt.

Wie vor fünf Jahren startete das Konzert um 19 Uhr, und auch beim mittlerweile dritten Besuch des diensthabenden Betreuers bei einem Lazuli-Konzert gab es keinen unterstützenden Support Act. Es war also an Lazuli allein, die folgenden 2 1/4 Stunden zu gestalten. So betrat das Quintett aus dem Süden Frankreichs also pünktlich die Bühne und wurde vom Publikum direkt warmherzig begrüßt. Dabei war das Zentrum Altenberg gewiss nicht ausverkauft, aber der Club war doch recht ordentlich gefüllt.

Zum Auftakt kredenzten die Franzosen direkt die ersten drei Songs des aktuellen Albums “Onze“. Generell stand das elfte Album der Band im Fokus des Abends, so fanden sich neun der insgesamt 18 dargebotenen Songs auf eben diesem Tonträger. Im Anschluss kündigte Sänger Dominique Leonetti einen kleinen musikalischen Ausflug zum Vorgängeralbum “Le Fantastique Envol de Dieter Böhm” an, und dieser Ausflug sollte auch drei Songs lang andauern. Der weitere Abend stand dann wieder im Zeichen des aktuellen Albums, ließ aber auch kleine Ausflüge zu älteren Alben wie “Saison 8” oder “Tant que l’herbe est grasse” zu.

Besonderes Merkmal eines Lazuli-Gigs ist die schier unbändige Spielfreude der Band. Und auch der Tourabschluss in Oberhausen sollte hier keine Ausnahme von der Regel sein. Dominique Leonetti warf sich förmlich in jeden Song, und auch Gitarrist Arnaud Beyney stand dem Frontmann in nichts nach und zeigte ebenso vollen Einsatz, lächelte dabei immer wieder entwaffnend in die Zuschauerreihen und entlockte den Zuschauern einen immer intensiveren und länger anhaltenden Applaus zwischen den einzelnen Songs je weiter der Abend voranschritt.

Ebenso typisch bei einem Auftritt des sympathischen Quintetts sind die auf deutsch vorgetragenen Hintergründe zu einzelnen Songs. Immer wieder kramte Dominique Leonetti also seine Kladde hervor, um beispielsweise die Motivation hinter dem Song ‘La bétaillère’ (auf deutsch: ‘Der Viehtransporter’) zu erläutern. Und es klingt halt auch immer exakt so, wie man es sich vorstellt, wenn ein Franzose einen deutschen Text über Lautschrift interpretiert.

Im Gegensatz zu Claude Leonetti, der (wie immer) am linken vorderen Platz genommen hat und seine Erfindung, die Léode, spielt, sind sowohl Keyboarder Romain Thorel als auch Drummer Vincent Barnavol recht umtriebig. Immer wieder zog es den Keyboarder an den vorderen Bühnenrand, um dort zwischen den den Leonetti Brüdern mit dem Waldhorn zu performen. Auch an den Drums fand sich der Multiinstrumentalist Romain Thorel wieder, als Vincent Barnavol den Platz hinter dem Drumkit verließ, um beispielsweise auf der Djembe zu spielen oder die Marimba zu malträtieren.

À propos Marimba: Natürlich schloss ‘Neuf Mains autour d’un Marimba’ den Abend ab. Nach einem längeren improvisierten Instrumentalpart, den Romain Thorel und Vincent Barnavol bestritten, versammelten sich die fünf Franzosen zum Schluss um die Marimba, um ein letztes Ausrufezeichen zu setzen.

Kurz und gut: ein Abend mit Lazuli bietet für Fans der Band abseits einer an den aktuellen Tonträger angepassten Setlist wenig Überraschendes, aber das was Lazuli in dieser Form seit Jahren präsentieren, lohnt absolut, genossen zu werden. Für Fans des progressiven Rocks, die zudem mit der Musik der Franzosen was anfangen können, aber noch nie ein Lazuli-Konzert haben erleben dürfen: Nutzt die nächste Gelegenheit. Sie wird kommen, und sie wird Euch begeistern.

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Konzertbericht Bonn (2021)
Festivalbericht MSP (2018)
Festivalbericht Reichenbach (2018)
Konzertbericht Oberhausen (2018)
Konzertbericht Friedberg (2015)
Festivalbericht NotP (2015)

Fotos des Konzerts

Rezension “Onze” (2023)
Rezension “Le fantastique envol de Dieter Böhm” (2020)
Rezension “Saison 8” (2018)
Rezension “Nos Ames Saoules” (2016)

Fotos: Andrew Ilms