Katatonias ausgiebige, 32 Spielorte umfassende Europa-Tournee zur Promotion ihres aktuellen Albums “Twilight Burials”, führte die Schweden zusammen mit den Isländern von Sólstafir und der US-Amerikanischen Band SOM im Februar 2023 u.a. nach Paris. Der Auftritt im altehrwürdigen Le Trianon im Vergnügungsviertel Pigalle fiel auf den Sonntag vor Rosenmontag. Wie es der Zufall so wollte, befand sich zeitgleich auch ein Prog-Betreuer in der französischen Hauptstadt, der nach zu vielen Jahren beim kölschen Fastelovend endlich wieder einmal ein Alternativprogramm zu Strüssje und Alaaf brauchte. Was wäre da wohl besser geeignet gewesen als ein melancholischer Abend zwischen Post, Dream und Prog Rock?! Sehr passend also, dass wir erstmals eine Akkreditierung zwecks Reportage über ein Konzert in Frankreich ergattern konnten.
SOM
Heavy Dream Pop aus dem Hause Pelagic. Die Band, bestehend aus Mitgliedern von Caspian, Junius und Constants, verzauberte das Publikum mit ätherischem Post Rock und glasklarem, verträumten Gesang. Verschleiert hinter Nebelschwaden in Weiß und Grün konnten die US-Amerikaner selbst Katatonia-Fans der alten Schule weich werden lassen. Denn der rhythmische Unterbau des Quartetts verfügte über die gewaltigen Kräfte eines schweren Mahlwerks. Überzeugender und effektiver als auf Platte, war dies wohl genau der Referenz-Sound, den Slow Crush beim letztjährigen Gloomaar Festival angestrebt und den sie meilenweit verfehlt hatten. Nichtsdestotrotz blieben die Publikumsreaktionen am Ende eher verhalten. Zu unbekannt waren SOM wohl doch den meisten Zuhörern im Publikum gewesen.
Sólstafir
Anders sah dies schon bei Aðalbjörn Tryggvason und seinen Kollegen von Sólstafir aus. Nicht nur, dass die Isländer schon optisch viel ansprechender rüberkamen, auch ihr wilder Stilmix aus Doom Metal, Post Metal, Black Metal und Schweinerock stieß bei den Fans auf weitaus größere Resonanz.
Dies galt nicht nur für Post-Rock-lastige Stücke im Slowcore Stil wie den Bandklassiker ‘Fjara’, sondern insbesondere auch für ältere, Blackened Punk’n’Roll-Bretter wie ‘Bloodsoaked Velvet’. Dass das aktuelle Album “Endless Twilight Of Codependent Love” mit nur einem Song in Form von ‘Rökkur’ etwas zu kurz kam war zwar schade, aber durchaus verkraftbar. Denn nach dem grandiosen abschließenden ‘Goddess Of The Ages’ konnte man dem Quartett von der Insel aus Eis und Feuer so ziemlich alles verzeihen.
Katatonia
Katatonia wirkten mit ihrem Auftritt dagegen fast schon überroutiniert. Denn obgleich sich auch der Stil der Schweden über die Jahre immer weiter verändert hatte, fehlte es dem Headliner im direkten Vergleich zu den Isländern an Spritzigkeit und Überraschungen. Den Katatonia-Anhängern, die den Großteil des Publikums ausmachten, war dies nur recht so. Denn Jonas Renske und Konsorten präsentierten einen repräsentativen musikalischen Querschnitt aller Alben sieben Alben seit dem 2003er “Viva Emtiness”, mit deutlichem Fokus auf dem aktuellen “Sky Void Of Stars”.
Ein qualitativ hochwertiger Auftritt, der genau das lieferte, was man als Fan erwarten durfte. Unter rein progressiven Gesichtspunkten betrachtet waren Katatonia dann allerdings doch nur die zweitbeste Band des Abends, denn was noch lange bis in die Nacht nachhallen sollte, das waren die Klänge der vier Herren aus Island.
Fotos: flohfish
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