(CD, 2-LP, Digital, 72:27 min, Baron Von Bielski/Eigenveröffentlichung, 17.04.2023)
Lange hat sie nicht angehalten, die Rückkehr von Jason Bieler ins kommerzielle Musikgeschäft. Schon sein zweites vollständiges Solo-Album “Postcards From The Asylum” erscheint heuer wieder in Eigenproduktion. Dass die italienische Melodic-Rock-Stangenwaren-Fabrik Frontiers eine etwas seltsame Heimat für den kreativen und eigenständigen Bieler darstellte, steht außer Frage. Schade allerdings, dass durch die limitierten Vertriebswege – nicht einmal das Evil Empire hat die Scheibe aktuell auf Lager – vermutlich nicht allzu viele Menschen eines der coolsten Alben des Jahres zu hören bekommen werden.
Grundsätzlich hat sich an Jasons stilistischer Ausrichtung nichts geändert. Da besagte “Ausrichtung” aber schon seit Saigon-Kick-Zeiten ehedem daraus besteht, alles Mögliche aus allen erdenklichen Ecken der Populärmusik zusammenzuwerfen und mit den Bielerschen Trademark-Melodien in komplexes, ungewöhnliches, aber dennoch überraschend eingängiges Ohrwurmfutter zu verwandeln, heißt das natürlich alles und gar nix. Die musikalische Basis bildet weiterhin eine gleichberechtigte Mischung aus alternativ angehauchtem Hardrock, zeitgemäßem Prog-Metal und den allgegenwärtigen Beatles-Einflüssen. Da kommen unwiderstehlich groovende Rocksongs wie ‘Feels Just Like Love’ oder ‘Bombay’ heraus, aber auch mal eine Stoner-Metal-Annäherung wie ‘Sic Riff’. Akustikgitarrenorientiertes wie ‘Human Head’ und ‘Mexico’ gibt’s ebenso wie ein Zappa-/Vai-/Townsend-mäßiges Stück Seltsamkeit (‘Flying Monkeys’). Trotz der zweiundsiebzigminütigen Spielzeit gibt es keine Füller, keine Langeweile und vor allem keine Egobefriedigungs-Dudelorgien. Dafür, wie erwähnt, eben massenweise Mörder-Hooklines, fette Riffs und wortgewandte und oft witzige Lyrics. Jasons charismatischer Gesang hat in den 32 Jahren seit dem Saigon-Kick-Debüt (Bieler sang bereits auf den ersten beiden SK-Alben auf vielen Songs die Lead- und Co-Leadstimme) nichts an Glanz eingebüßt, und ‘Birds Of Prey’, ‘Beneath The Waves’ oder ‘Bear Sedatives’ sind tatsächlich keinen Deut schwächer als seinerzeit ‘What You Say’, ‘One Step Closer’ oder ‘Feel The Same Way’.
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Natürlich hat Bieler auch ohne Label-Backing in Sachen Produktion keinerlei Abstriche gemacht: soundtechnisch knallt das ganz enorm, und mit Andee Blacksugar (KMFDM), Ryo Okumoto (Spock’s Beard), Todd Kerns (Slash) und den Ex-Saigon-Kick-Kollegen Chris McLernon (bs) und Ricky Kerns (dr) hat er sich auch wieder ein paar Freunde eingeladen – die meisten Spuren hat der Multiinstrumentalist aber natürlich wieder höchstselbst eingespielt. Wo Bieler draufsteht, ist eben auch hauptsächlich Bieler drin – und das ist verdammt noch mal auch gut so!
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Also, ab zu Jasons Bandcamp-Seite, kauft das Album und wenn Ihr dann schon einmal da seid, lauscht einfach auch mal den ganzen anderen nentdeckten Schätzen, die der Sympathikus in den letzten zwanzig Jahren dort veröffentlicht hat. Minds will be blown. Versprochen.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Abbildung: Jason Bieler