(26:38; Vinyl, Digital; Bella Union, 11.11.2022)
Der asiatische Post Rock fristet noch immer ein Schattendasein. Bekannte Post-Bands aus dem fernen Osten sind noch immer die Ausnahme. An aller vorderster Front stehen da die japanischen Bands Mono und Envy, gefolgt von den chinesischen Wang Wen. Doch wie ist es um Südkorea gestellt? Jambinai werden da einige laut herausrufen. Und sie haben recht, denn dass aus Seoul stammende Enseble hat nicht erst durch seinen Auftritt bei der Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang auf sich aufmerksam machen können. Jambinai sind keine Unbekannten mehr in der Szene und haben in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass sie nicht nur mit europäischen und nordamerikanischen Vertretern des Genres mithalten können, sondern durch die Miteinbeziehung heimischer Instrumente und Elementen der koreanischen Folk-Music auch ganz individuelle Akzente setzen können, die dem oft allzu einheitlich klingenden Post Rock neue Facetten abgewinnen. Jambinais im November 2022 erschienene EP namens “Apparation” ist da keine Ausnahme.
Die vier Stücke umfassende Aufnahme ist dabei die erste Veröffentlichung der Band seit ihrem 2019er Album “ODNA” und umfasst, trotz einer Lauflänge von weniger als einer halben Stunde doch eine erstaunliche Vielfalt.
Schon der Opener ‘Once More From That Frozen Bottom” beginnt mit sehr traditionellen koreanischen Klängen, verpackt jedoch in ein Post-Rock-Gewand besonderen Zuschnitts. Denn schon binnen der ersten anderthalb Minuten erreicht das Stück ein erstes Crescendo, bevor dann erst einmal Tempo herausrausgenommen wird um sich in der zweiten Hälfte noch einmal aufzubäumen. Ein spannendes, sehr dichtes und auch ungewöhnliches Arrangement.
Ein Paradebeispiel für die Verschmelzung von fernöstlichen und westlichen Klängen ist das sehr atmosphärische ‘From The Place Been Erased’, für welches jambinai die südkoreanische Stimmakrobatin ‘sunwoojunga’ gewinnen konnten. Ein Stück das sanft beginnt, in seinem Laufe aber an Härte zunimmt und sich in Post-Metal-Sphären hinaufschwingt.
‘Until My Wings Turn To Ashes’ dagegen hat nur wenig von westlicher Musiktradition und klingt anfangs so fernöstlich wie man es sich als ahnungsloser Europäer nur vorstellen kann. Ein Lied dass aufgrund seiner Langsamkeit und Bedächtigkeit anfangs zur Meditation verleitet, wäre da nicht die gezupfte Akustikgitarre, die dem Stück seinen Rhythmus gibt. Doch auch mit ‘Until My Wings Turn To Ashes’ folgen Jambinai letztendlich den Mustern des Post Rock, sodass sich dass die Musik trotz einer gewissen Behäbigkeit langsam aber stetig bis hin zur Explosion aufwölbt. Großartig!
‘Candlelight In Colossal Darkness” schafft es dann zwar nicht mehr, der Platte dramaturgisch noch die Krone aufzusetzen, dafür umso tiefer unter die Haut zu gehen, denn das Potpourri aus fremden asiatischen Klängen, gepaart mit Bass und Schlagzeug verleiht der Platte am Rande noch einmal eine extra Portion Tiefgang.
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Bewertung: 11/15 Punkten (FF 11, KR 11)
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Besetzung:
Ilwoo Lee (이일우) – guitar, vocals, piri, saenghwang
Bomi Kim (김보미) – haegeum, vocals
Eunyong Sim (심은용) – geomungo, vocals
Byeongkoo Yu (유병구) – bass
Jaehyuk Choi (최재혁) – drums
Gastmusiker:
swja (선우정아) – vocals – track 2
Diskografie (Studioalben):
2012: “Différance” (차연)
2016: “A Hermitage” (隱棲:은서)
2019: “ONDA” (온다)
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Abbildungen: Jambinai