(72:45, CD, Vinyl, Digital; Avantgarde Music, 07.04.2023)
Wenn jeder Musiker und jede Musikerin, die jemals bei Crippled Black Phoenix Mitglied waren (das sind wahrlich Legionen) ein eigenes Projekt aus der Taufe heben würden, dann würde das globale Art’n Progrock-Potential sicher um das Doppelte steigen. OK, just kidding. So krass ist es dann doch nicht, aber immerhin so speziell, dass sich eine Überlegung hierzu lohnt. Nun war Sänger/Gitarrist Daniel Änghede von 2012 bis 2019 in der Band des unberechenbaren Justin Graves, also zu Zeiten von “White Light Generator”, “Bronze” und “Great Escape”. Die mal sicher überaus erfolgreich für CBP waren. Schon 2015 trat der schwedische Musiker mit seinem Projekt ISON in Erscheinung, das er mit der Sängerin Heike Langhans gründete. Das Duo widmete sich hier zwischen Dead Can Dance, CBP, Shoegaze, Electronics, Art- und Postrock rangierenden, vor allem aber überaus ausufernden Soundscapes, die schon auf der Debüt-EP “Cosmic Drone” im Schnitt acht Minuten währten. Nach den Alben “Andromeda Skyline” und “Inner Space” (hier mit Alcests Neige als Gast) ereilte Ison dann der CBP-Fluch – Heike Langhans verließ die Band und Daniel Änghede war mehr oder weniger auf sich allein gestellt. So spielte er das fulminante “Aurora” (2021) mit einer illustren Gästeschar (darunter Niklas Sanding von Katatonia, Sylvaine, Cammie Gilbert von Oceans Of Slumber und Lisa Cuthberg) im Alleingang ein. Hier steigerte Änghede seine opulenten Soundscapes auf siebzig Minuten, ein Umstand, der auch noch auf “Stars & Embers” abfärbt.
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Mit der schon auf “Aurora” zu hörenden Lisa Cuthberg geriet ISON nun wieder zum Duo, mit sich bis zu siebzehn Minuten selbst feiernden Opulenzen wie ‘Embers’ steigerte sich das Unternehmen in Refugien des Trance. Über analogen Synths und Drum Machines beherrschen Heavenly Voices und Doom-lastige, aus dem Nichts kommende Gitarren (im Opener ‘Luminiscent Reverie ab 3:44!) die seltsame, aus Elektronik der Berliner Schule, Wave Rock und Prog bestehende Szenerie. Neben Ängede und Cuthberg agieren hier die Guest Vocalists Dimming (auf besagtem starken Opener ‘Luminiscent Reverie’) und Michael Stanna (Dark Tranquility, The Halo Effect – der im Verbund mit Lisa Cuthberg die Tracks ‘Peregrination’ und ‘Beings Of Light’ in lichte Dead Can Dance-Gestade gleiten lässt), wobei die ganzen 73 Minuten von “Stars & Ember” zu einem angenehmen, mitunter dezent ruppigen Trip ausarten, der auf jeden Fall sehr speziell und wohltemperiert geriet.
Bewertung: 13/15 Punkten (CA 13, KR 11)
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Abbildung: ISON / Avantgarde Music
Ein Kommentar
Hallo!
Das neue Album ist sicher nicht schlecht. Aber leider sind die Vorgänger mit Heike Langhans doch um Längen besser, allein schon die Stimme. Die vorherigen Alben verleihen einen im so mehr zum Abtauchen.