(77:55, CD, Digital, Unquiet Music Ltd, 03.02.2023)
Nach allen verfügbaren Informationen im Netz, besteht das lose Künstler-Ensemble (ansässig in Paris) unter Federführung von JP Rossi seit 2020.
“Meme/music” ist das zweite vollwertige Album des Projekts. Weitere Veröffentlichungen finden sich hier.
Mit “namedropping” beginnen wir diese Rezension erst einmal. Pat Mastelotto ist dabei. Tony Levin ist mit von der Partie. Und Marcus Reuter hat nicht nur seine archetypische Touch-Guitar beigesteuert, sondern auch noch produziert. Und somit weiss der geneigte Musikhistoriker, wohin die Reise geht. Moderne, crimsoide, in Teilen improvisativ anmutende, dennoch gar nicht mal so hookline-freie Musik bekommt der Zuhörer geboten. Grundsätzlich also das, was man aus dem Reuter-Umfeld gewohnt ist. Eine besondere Note bekommt das Album allerdings durch die polyphonen Gesangseinlagen, die unweigerlich an Gentle Giant erinnern, und dem seltsam anmutenden Album eine weitere, seltsame Facette hinzufügen.
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Darüber hinaus sind Soundeffekte und elektronische Elemente sehr stark vertreten, kontakariert durch Trompete, Kammerorchester, allerlei Bass-Variationen und natürlich ausgiebige, ziemlich fiebrige Percussion.
Meme/music ist ein sehr langes Album geworden, und man könnte böswillig anmerken, dass manche Stücke, schneller auf den Punkt gebracht, der Platte vielleicht etwas mehr Kompaktheit verliehen hätten. Darüber hinaus ist die Gesangsstimme von J.P. Rossi vordergründig eher unspektakulär und mit einem typisch-französischem Akzent behaftet. Tatsächlich aber fällt das alles nicht ins Gewicht, funktioniert die Scheibe doch als Gesamtkunstwerk welches sich die Freiheit nimmt, freiförmige Strukturen ganz selbstverständlich mit schönen Melodien und rhythmischer Brillanz zu verbinden. Den Gesang als “unspektakulär” zu bezeichnen, wäre im Zusammenhang mit den polyphonen Momenten natürlich spektakulär falsch. Es geht dabei einzig und allein um Rossis Solo-Stimme. Und der leichte Akzent ist sowieso eher charmant als störend.
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Textlich interessiert war ich noch nie. Hier stechen aber schon so einige Signalworte wie “Epidemic, Climate, Lockdown, Fascist” heraus. Es geht also um Themen die im Grunde tagesaktuell sind. Entsprechend dramatisch geht es teilweise auf dem Album zu.
Besondere Beachtung sollte man allerdings auch dem Abwechselungsreichtum dieser Veröffentlichung schenken. Während ‘I Succumb’ fast schon Disco-Atmosphäre aufkommen lässt, bietet ‘Lament’ kirchlich sakrale, geloopte Stimmen. ‘Sometimes Love’ ein postrockig anmutendes Kammer-Orchester und ‘I Do Remember The Feeling’ fetzigen Funk mit Hit-Ambitionen.
Abgeschlossen wird das Album mit ‘Music (Is The Way Out)’, einer weiteren Kostprobe dieser wunderschönen Gentle-Giant-Einlagen, ehe der Bonus-Track ‘Tom’s Wrong’, irgendwo zwischen YMCA, Industrial und 80ies Synthie-Pop ein abschliessendes Grinsen auf das Gesicht des geneigten Rezensenten zaubert.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Abbildung: Unquiet Music Ltd.