(48:41/54:56, Vinyl/CD/Digital, Spikerot Records, 24.03.2023)
Ende 2020 veröffentlichten Shores of Null aus Rom ihr drittes Studioalbum “Beyond the Shores (on Death and Dying)”. Das knapp vierzigminütige Werk bestand aus einem einzigen Lied, in welchem die italienische Band zusammen mit acht Gastmusiker*innen die fünf Stadien der Trauer durchliefen. Wie dieses von Elisabeth Kübler-Ross inspirierte Album wurde auch dessen Nachfolgewerk “The Loss of Beauty” in der Zeit zwischen 2019 und 2020 im Kick Recording Studio sowie im Bloom Recording Studio aufgenommen und von Marco “Cinghio” Mastrobuono produziert, gemischt und gemastert. Auch in weiteren Punkten sind sich Shores of Null treu geblieben: zuständig für Artwork und Bandfotos war wieder Sabrina Caramanico und das vierte Album erscheint ebenfalls bei Spikerot Records. Inhaltlich setzt das römische Quintett die Reise in die schmerzhaften Tiefen und Abgründe der Existenz fort, ohne jedoch direkt am konzeptuellen Charakter von “Beyond the Shores (on Death and Dying)” anzuknüpfen. Musikalisch bleibt es auch beim düsteren Mix aus Doom und Gothic Metal.
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“The Loss of Beauty” ist eine musikalische Reise in eine Welt, wo Freude und Licht nur noch als verschwindende Erinnerungen existieren. Erdrückende Schwermut und brennender Schmerz aus alten Narben bestimmen die Thematik auf diesem Album. Herannahende Finsternis, der anbrechende Untergang allen Seins und die Unvermeidbarkeit der Vergänglichkeit beschreiben eine knapp einstündige Veröffentlichung, die sich anfühlt wie ein durchgehender Herbststurm. Und wie bei ebenjenem Wetterphänomen ist es gerade die melancholische Ästhetik des Vergehenden, das faszinierende Zwielicht oder die Kraft des letzten Überlebenskampfes, die eine unfassbare Kraft und Schönheit ausstrahlt.
Es ist die starke Anziehungskraft der Dunkelheit, die hier ihren Effekt entfaltet. Man denke an Film Noir, musikalische Post-Genres oder Trauergedichte und deren Wirkung auf Geist und Körper. Ähnlich legt sich der samten kalte Umhang aus Doom und Gothic Metal von “The Loss of Beauty” um Haut und Gemüt.
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Im Klangbild, das Shores of Null hier zum Besten geben, vermengen sich die Stile zu einem Strudel aus Schatten und Kälte. Die düster-romantische Dynamik des Gothic bestimmt oft Rhythmus und Gangart, während gelegentliche Eisschauer aus Black Metal durch die Szenerie rauschen. Die Gesamtstimmung aber ist von volltönendem Doom Metal bestimmt. Auffällig erfrischend ist hierfür auch der Gesang dessen sehr melodische Inszenierung als Alleinstellungsmerkmal für die Musik von Shores of Null funktioniert.
“The Loss of Beauty” ist ein unfassbar starkes und vielseitiges Album, auf dem Thematiken, wie man sie aus Genres wie Post Black Metal oder Post Punk kennt, in vielfältig abwechslungsreicher Manier präsentiert werden. Shores of Null überzeugen auf ganzer Linie und beweisen, dass das Doom-Genre noch lange nicht ausgereizt ist. Trotzig und voller Kraft verpassen sie den endzeitlichen Klängen einen frischen Anstrich, indem sie einen großartigen Langspieler vorlegen.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Shores of Null sind:
Emiliano Cantiano – Schlagzeug
Matteo Capozucca – Bass
Raffaele Colace – Gitarre
Gabriele Giaccari – Gitarre
Davide Straccione – Gesang
Gäste auf “The Loss of Beauty”:
Selvans – Schreie in ‘A Nature in Disguise’
Paolo Campitelli – Klavier in ‘The First Son’ und ‘Blazing Sunlight’
Diskographie (Studioalben):
“Quiescence” (2014, Candlelight)
“Black Drapes for Tomorrow” (2017, Candlelight/Spinefarm)
“Beyond the Shores (on Death and Dying)” (2020, Spikerot Records)
“The Loss of Beauty” (2023, Spikerot Records)
Alle Bilder und Fotos stammen von Sabrina Caramanico. Die Abbildungen wurden uns mit freundlicher Unterstützung von Asher Media Relations zur Verfügung gestellt.