(1:11:18; Vinyl, CD, Digital; AFM Records, 17.03.2023)
Ja, auch der im Augenblick diese Zeilen hinschmierende Kritiker-Schmierlapp im Betreuergewand ist glühender Fates-Warning-Fan und bei der berüchtigten, wie auch gefährlichen Sängerfrage klar Team Adler. Auch bei der mittlerweile über 20 Jahre aktiven Band Redemption aus Los Angeles brillierte bekannterweise Ray Alder. Bis er mit “The Art Of Loss”, im wahrsten Sinne des Albumtitels, das Mikro an Goldkehlchen Tom S. Englund vererbte. Dieser gab schließlich beim Vorgängeralbum “Long Night’s Journey Into Day” seinen Einstand und konnte weitere zwei Jahre später beim wunderbaren Live-Album “Alive In Color” ebenso mit seinen Live-Qualitäten als Frontman überzeugen.
Qualitätseinbußen bezüglich der Interpretation der Songs von Urgestein und Bandgründer Nicolas van Dyk kann man nach wie vor nicht ausmachen. Aber natürlich tun sich trotzdem Querverweise auf. Sang Ray Alder, geisterte einem immer Fates Warning im Kopf herum, singt Tom S. Englund, dann hat man oft die auf Mikroskopgröße geschrumpfte Band Evergrey im Ohr sitzen.
Und auch wenn die ständigen Vergleiche mit den Hauptbands der jeweiligen Sänger bei jedem neuen Album unweigerlich auftauchen, hat die Band allen Grund, damit souverän umzugehen. Die eigenen Trademarks sind längst gesetzt. Auch auf ihrem mittlerweile achten Album mit dem Titel “I Am The Storm” spielen die Jungs um Nick van Dyk mitreißenden, riffbetonten, an manchen Stellen dramatischen, symphonischen und fast immer melodischen Prog Metal, der nicht eine Sekunde langweilig wird.
Aber natürlich besteht die Band nicht nur aus zwei Personen. Keyboarder Vikram Shankar, bereits beim Vorgänger als Gastmusiker dabei und nun festes Bandmitglied, dürfte dem geneigten Hörer durch seine Zusammenarbeit mit Englund bei dem Projekt Silent Skies bekannt sein. Bei dem überwältigenden, großartigen Song ‘The Emotional Depiction Of Light’, der auf einer Idee von Shankar aufbaut, wird man unweigerlich Parallelen dazu erkennen und in Nanosekunden knietief in einem Bach voller Tränen der Ergriffenheit stehen.
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Die Rhythmussektion um Bassist Sean Andrews und Schlagzeuger Chris Quirarte ist nach wie vor ein grooviges Uhrwerk, wie man bereits beim pfeilschnellen, fast thrashigen Opener und Titeltrack ‘I Am The Storm’ feststellen kann. Nicolas van Dyk sorgt ergänzend dazu mit mitreißenden, treibenden Riffs für die gewissen Headbanging-Momente, aber auch die Soli sind erneut ein Grund für anerkennendes Nicken bei Fans handwerklicher Griffbrettexpertisen. Als Gastmusiker dabei ist erneut Chris Poland (Ex-Megadeth), der schon auf dem oben genannten Live-Album zugegen war und Tom S. Englunds Bandkollege Henrik Danhage (Evergrey).
Erwähnenswert sind auch die beiden Longtracks: ‘Action At A Distance’ hätte tatsächlich auch perfekt zu Ray Alder gepasst und ‘All This Time (And Not Enough)’, welcher mit schwindelerregenden Soli (Gitarre und Keyboard) aufmarschiert, ist ein Traum für Prog+Metal-Fans im verwaschenen Dream-Theater-Schlafanzug.
Der Betreuer ist beinahe geneigt, ob der erschreckenden Kurzweiligkeit des gesamten Albums, zweier großartiger Longstracks und dem – womöglich – besten Song des Jahres (‘The Emotional Depiction Of Light’) , eine Bewertung nahe der Höchstnote zu zücken. Jedoch mindern zwei gute, aber verzichtbare Coverversionen von ‘Turn It On’ und ‘Red Rain’ den Gesamteindruck ein klein wenig. Dennoch bleibt festzuhalten, dass ‘I Am The Storm’ eines der besten Alben von Redemption sein könnte.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Abbildungen: Stephanie Cabral/Redemption/AFM Records