(54:09, CD, Digital, Napalm Records, 24.03.2023)
Promotet man ein Album einer Band aus Finnland und verwendet dabei Genrebezeichnungen wie Melodic Doom, Black oder Death Metal, lockt das mittlerweile keine enthusiastisch kreischenden Schwarzkittel mehr aus der mit Räucherkerzen vollgepafften Singlebude hervor. Dafür ist einfach die Masse an belanglosen Veröffentlichungen in diesem Bereich zu groß geworden.
Bei Marianas Rest, einer Band aus der Küstenstadt Kotka, soll nun ein wieder erglühter Funke auf die Fans melancholischer Musik überspringen und deren tristen Alltag mit frischen Moll-Akkorden aufblühen lassen. Das klingt vielleicht negativer, als es eigentlich gemeint ist, denn das 2013 gegründete Sextett um Omnium Gatherum’s Aapo Koivisto am Keyboard, hat auf ihrem vierten Album durchaus was zu bieten. Der Vorgänger, dass 2021 erschienene Album “Fata Morgana”, lieferte zwar auch schon genretypische Standards zwischen Insomnium und Swallow the Sun, bot aber auch eine beeindruckende und ungewöhnlich hohe Anzahl an herausragenden Melodien.
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Bestes Beispiel, dass die Finnen sich treu bleiben, ist die Single-Auskopplung ‘Diseased’, die mit einer 70er Pink Floyd-Atmosphäre startet und einem Sample aus einem Interview mit einem jungen Mann, der unter katatonischer Schizophrenie leidet. Dann geht es mit einem knackigen Riff recht harsch und mit einem gewissen Spannungsaufbau in den Song, der sich in verschiedenen, hochmelodischen Refrains entlädt. Und hier an dieser Stelle muss man der Band ein gewisses Talent unterstellen, diese starken Kontraste von Härte und trauriger Schönheit handwerklich gut zu vereinen. Da Keyboarder Aapo Koivisto den Vergleich auch offensichtlich macht: Omnium Gatherum können das auch. Und wenn ‘Light Reveals Our Wounds’ auch in die gleiche Kerbe schlägt, drängen sich zusätzlich noch Verweise auf die Schweden von Godgory auf.
‘White Cradle’, das in Landessprache gesungen wird, geht beinahe als Ballade durch und auch hier macht diese eindrückliche, epische Dynamik den Song zu einem noch zu erwähnenden Anspieltipp. Das zweite Highlight folgt nach dem experimentellen Longtrack ‘The Hanging Blade’ mit ‘Sirens’. Aaron Stainthorpe von My Dying Bride gibt sich die Ehre und öffnet bei diesem großartigen, wunderschön traurigen Stück letztendlich dann doch alle Schleusen.
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“Auer” bietet pure Melancholie und fesselt mit einer beeindruckenden Dynamik zwischen Hart und Zart. Man steht vor den Boxen, die Haare wehen im druckvollen Metal-Sound, während einem ein kleines Tränchen der Rührung über das mit Dreitagebart bewachsene Bäckchen rinnt.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Abbildungen: Napalm Records, All Noir