(1:22:00; Vinyl (2LP), CD, Digital; Thrill Jockey, 24.03.2023)
“93695” is the purest synthesis of the diversity of Liturgy, a sprawling and monumental double album exploring religion, cosmic love, the feminine, and metamorphosis while manifesting the ecstatic with breathtaking grandeur.
Gott, gütiger! Was hat denn da unseren Radar unterwandert? Liturgy? Religion? Cosmic Love? Werden wir jetzt etwas schon mit Kirchenmusik bemustert? Oder verstecken sich hinter diesem Album doch eher esoterische Klänge?
Alles weit gefehlt, und doch irgendwie zutreffend. Denn “93696” bricht mit allen stilistischen Kategorien und Hörgewohnheiten. Vielleicht sollte man im Vorfeld, bevor man dieses Album hört, tatsächlich erst einmal etwas Kirchenmusik hören und natürlich auch Igorrr. Vielleicht bekommt man dann in etwa eine Vorstellung, auf was man sich beim ersten Hördurchgang einstellen muss.
Denn die aus Brooklyn, New York stammende Band um Haela Ravenna Hunt-Hendrix lotet mit ihrem aktuellen Album die Grenzen der Rock-Musik aus. Insofern man von solchem überhaupt noch sprechen kann. Blackgaze, Post Metal, Black Metal, Kirchenmusik, Art Rock, Opera, Progressiv Rock, Electronica, Glitch… Die Liste der Genres, die Liturgy auf “93696” verarbeitet haben ist schier endlos. Doch sprechen all diese Stile im Zusammenspiel eine einheitliche Sprache, die am besten als transzendental beschrieben werden kann.
Das hinter dieser Bestie von Album kein totaler Wahnsinn steckt, wird leicht deutlich, wenn man erkennt, dass sich ein Konzept hinter dem Album verbirgt: So ist 93696 eine Zahl, die von den Religionen des Christentums und der Thelema abgeleitet ist. Sie gilt als eine numerologische Darstellung des Himmels oder als ein neues Äon für die Zivilisation. Dementsprechend komponierte Hunt-Hendrix das Album als eine Erforschung eschatologischer Möglichkeiten, geteilt durch die vier Gesetze, die “Haelegen”, die ihre eigene Interpretation des Himmels regeln: Souveränität, Hierarchie, Emanzipation und Individuation.
Ein Album also, das sozusagen in vier Movements unterteilt ist. Wo deren Grenzen genau verlaufen, das ist nicht einfach zu erkennen und wohl nur nach intensiverem Studium der Texte verständlich. Ob man sich diese Arbeit wirklich machen möchte, das muss ein jeder für sich entscheiden. Denn im Vergleich zu Liturgy sind selbst Igorrr leichte Kost. Doch wer sich hierauf einlässt, dem stehen wohl die Weiten “Haelegen”s offen, so viel gibt es hier zu entdecken.
Bewertung: 10/15 Punkten (FF 10, KR 12)
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Haela Hunt-Hendrix
Mario Miron
Tia Vincent-Clark
Leo Didkovskya
Diskografie (Studioalben):
“Renihilation” (2009)
“Aesthethica” (Album)
“The Ark Work” (2015)
“H.A.Q.Q.” (2019)
“Origin Of The Alimonies” (2020)
“93696” (2023)
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