(43:51; Vinyl, Digital; Eigenveröffentlichung/The Orchard, 16.12.2022)
Die Vierter-Advent-Woche als Veröffentlichungszeitpunkt für einen Tonträger ist eine denkbar schlechte Idee. So auch im Falle von Lake Cisco. Denn wäre deren Zweitling “Bricks” ein paar Wochen früher erschienen, so wäre er sicherlich ein heißer Kandidat für so manche Jahres-Top-10-Liste gewesen. Zudem bleiben Rezensionen dieser Alben, aufgrund der Feiertage , öfters auch mal liegen, so dass es etwas dauern kann, bevor ein Album letztendlich besprochen wird.
“Bricks” ist ein spätes Highlight des Jahres 2022 und stammt von einer Band, die für mehr als eine Dekade in Vergessenheit geraten war. Wobei das so nicht ganz zutreffend ist, denn um in Vergessenheit zu geraten, muss man zuvor erst einmal einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Dieser blieb Lake Cisco mit ihrem 2011 erschienenen Erstlingswerk “Permanent Transient” jedoch weitgehend verwehrt.
Dass die Koblenzer Formation mit dem vorliegenden Album zu größerer Bekanntheit gelangen könnte, ist kaum zu erwarten. Denn obwohl “Bricks” eine solche aufgrund musikalischer Güte verdient hätte, war das Medienecho in den vergangenen zwei Monaten einfach zu gering. Aber vielleicht vermögen es die Rheinländer ja noch, auf einen Tourbus aufzuspringen und ihrem Zweitwerk hierdurch zu mehr Bekanntheit zu verhelfen. Verdient hätten Lake Cisco eine solche späte Ehre allemal. Denn “Bricks” sollte perfekt in das Beuteschema von Fans des Progressive Post Hardcore passen. Es ist ein Genre-Begriff, der bisher zwar nicht wirklich existiert, mit welchem man die Schittmenge von Gruppen wie Thrice und Circa Survive, Dredge und Oceansize sowie L.S. Dunes und Coheed & Cambria prima zusammenfassen kann.
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Insbesondere Thrice kann für “Bricks” als Referenz genannt werden, da Lake Ciscos Sänger Florian Sczesny mit seiner Intonation immer wieder stark an deren Frontmann Dustin Kensrue erinnert. Insbesondere bei den sphärisch-sanften Klängen des Openers ‘Famous Last Words’ führt diese Ähnlichkeit dazu, dass man der Annahme sein kann, man habe hier “Horizons/West” aufgelegt, den noch nicht veröffentlichten Nachfolger des 2021er Thrice-Albums “Horizons/East”. Doch das Quartett aus der Stadt an Rhein und Mosel ist mitnichten ein billiger Abklatsch dieser Scheibe. Ganz im Gegenteil: “Bricks” ist um Einiges progressiver aufgestellt als das letzte Thrice-Werk und überragt dieses in Sachen musikalischer Vielfalt. Obwohl die sieben Tracks jeweils über einen eigenen Charakter verfügen, schmälert dies nicht das homogene Klangbild dieser Scheibe.
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Denn ob opulent (‘255, 248, 231’), leicht djentig (‘Heartbreaker’), Hardcore-lastig (‘Ashes_O’) oder verschachtelt wie die experimentelle Alt-Prog-Achterbahnfahrt namens ‘Independence’, egal welche Elemente die Koblenzer ihrem Progressive-Post-Hardcore-Mix hinzufügen, das entspannt atmosphärische Klangbild bleibt über alle stilistischen Unterschiede hinweg verbindendes und identitätsstiftendes Charakteristikum von “Bricks”.
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So kann man sich also nur bei Santa, Weihnachtsmann und Christkind bedanken, dass sie der Prog-Gemeinde ein so gefühlvolles und melodieverliebtes, aber auch verschachteltes und abwechslungsreiches Album unter den Baum gelegt haben. Auch wenn es bei den meisten Hörern noch immer dort liegen mag. Zeit also, um es endlich auszupacken und zu genießen.
Bewertung: 13/15 Punkten (FF 13, KR 12)
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David Trapp
Christopher Jehle
Florian Sczesny
Simon Scheibel
Diskografie (Studioalben):
“Permanent Transient” (2011)
“Bricks” (2022)
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Rezension: “Permanent Transient” (2011)
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Fleet Union zur Verfügung gestellt.
Ein Kommentar
Ja, um es mal mit den Worten sehr alter Prog-Mannen gepflegt artizukulieren, scheiß doch die Wand an, das ist aber mal ein Oberjammergau, dass die Burschen nicht eine frenetische Gänsehaut aus allen hohlen Gassen entgegen geschleudert bekommen, aber mal so was von! Ich bin mehr als bei der positiven Beurteilung von Flohfisch, die Musik ist ein solches Ganzes aus Herz, Hirn und einem Hammerhintern, dass ich verwöhnter Hörer so was wie Nationalstolz entwickeln könnte, denn aus Deutschland stammen meine bisherigen Helden leider – Moment – nicht! Ich gehe jetzt kaufen und werde Zeugnis geben mit noch einem weiteren Punkt obendrauf: 14/15! Danke für diesen Review!