Haken – Fauna

Haken - Fauna (InsideOut Music/Sony Music, 03.03.2023)
Credit: Dan Goldsworthy

(1:02:00; Vinyl (2LP), Mediabook (2CD), CD, Digital, Mediabook; InsideOut Music/Sony Music, 03.03.2023)
Das Haken’sche Reich der Tiere umfasste neben einigen Fabelwesen bisher ausschließlich die Kakerlake. Mit ihrem siebenten Studioalbum (bzw. achten, wenn man das Demo “Enter The 5th Dimension” in der Zählung mitberücksichtigt) erweitert sich die Tierwelt der Engländer nunmehr um allerlei Getier verschiedener Größen und Gattungen: So finden sich auf “Fauna” unter anderem Schwarze Witwen, Nachtigallen, Elefanten, Nashörner und Stiere. Tatsächlich haben Haken für ihr neuestes Album ein loses Konzept entwickelt, bei welchem die Texte der einzelnen Lieder jeweils mit einem anderen Tier assoziiert werden. Frontmann Ross Jennings hierzu:

The premise of the album when we started writing it was that every song would have an animal assigned to it. They all have something related to the animal kingdom that we could write about, but they also connect to the human world. Each track has layers, and some of them are more obvious than others.

Diese animalische Vielfalt spiegelt sich nicht nur in der farbenfrohen Artwork-Gestaltung Dan Goldsworthys wider, sondern insbesondere auch darin, dass der musikalische Abwechslungsreichtum, der auf “Fauna” zu finden ist, größer ist als auf jedem anderen Album Hakens. Weswegen es im Jahre 2023 um so wichtiger ist, Haken einfach einmal als Prog-Band zu bezeichnen. Denn um lupenreinen Prog-Metal, wie bei den beiden letzten Alben “Vector” und “Virus”, handelt es sich bei “Fauna” nicht mehr. So ist dieser nur noch eine von vielen Facetten im musikalischen Reich Hakens. Denn Ross Jennings (Gesang), die Gitarristen Richard Henshall und Charlie Griffiths, Conner Green (Bass) und Ray Hearne (Schlagzeug) sowie das für Diego Tejeida zurückgekehrte Gründungsmitglied Peter Jones (Keyboards) wagen mit “Fauna” einen stilistischen Rundumschlag, der Leckerbissen für Liebhaber der ganz unterschiedlichen Bandphasen und Alben bereithält. Die einzelnen Stücke auf “Fauna” sollten mit ihrer unterschiedlichen Ausprägung also ein sehr breit gefächertes Prog-Publikum ansprechen.

Denn obwohl insbesondere das Auftaktstück ‘Taurus’ mit seinem scheppernden Schlagzeug und Djent-Sound ansatzweise noch wie eine Weiterführung von “Virus” klingt, rücken schon bei diesem Stück der Gesang Jennings sowie Hakens ausgeprägtes Gespür für Melodien wieder stärker in den Mittelpunkt.

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Insgesamt verschmelzen die verschiedenen Instrumente auf “Fauna” wieder stärker zu einer Song-dienlichen Einheit, was wohl auch am omnipräsenten und verbindenden Keyboardspiel Peter Jones‘ liegt. Dass dieser Sounddesign genauso gut kann wie sein Vorgänger bzw. Nachfolger, das kann man spätestens bei ‘Nightingale’ erkennen, einem Stück, das den Mitgliedern von Haken als Spielwiese für ihre Jazz- und Fusion-Ideen dient und als Brückenschlag zu “The Mountain” betrachtet werden kann. Dass nicht alles rückwärtsgewandt ist, stellen die Londoner bei “Alphabet Of Me” unter Beweis, das von Synthie-Sounds geprägt ist, welche in ihrer Ästhetik an den Avantgarde-Pop der beiden letzten Leprous-Alben erinnert. Doch anstatt sich wie die Kollegen mit diesem Ansatz fast komplett vom eigenen Sound wegzubewegen, weben Haken diesen in die von “Affinity” bekannte Klangwelt ein und ergänzen diese um ein wundervolles Trompeten-Solo von Miguel Gorodi, welches das Stück, von Oh-ho-ho-Chören begleitet, ausklingen lässt.

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Grenzen scheint es für Haken auf “Fauna” keine zu geben. Grenzüberschreitungen allerdings auch nicht. Haken blähen ihre eigene Klangwelt stattdessen immer weiter auf, sodass neue Aspekte ganz einfach in den eigenen Sound integriert werden. Ein perfektes Beispiel hierfür ist das groovige ‘Lovebite’, bei dem funkige 80er Rhythmen – zwischen Level 42 und The Police angesiedelt – ganz selbstverständlich in den so typischen Haken-Sound eingebunden werden.

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Doch auch auf Vielgeliebtes und Altbewährtes greifen Haken auf “Fauna” gerne zurück. Denn an vielen Stellen des Albums schimmern immer wieder Referenzen an die Großen des Prog Rock durch. Und damit gleichzeitig die eigene Vergangenheit. So erinnert der Satzgesang, der beim elf-minütigen ‘Elephants Never Forget’ zu hören ist, jeden Prog-Liebhaber natürlich an Queen und Gentle Giant, Fans von Haken allerdings noch viel mehr an deren Meisterwerk und Bandklassiker ‘The Cockroach King’. Und auch instrumental schlagen die Briten die Brücke zu den Heroen der ’70er, wobei bei diesem Stück auch ganz deutlich Genesis zitiert werden.

Und da ein Monster-Prog-Track am Ende eines Albums leider viel zu wenig ist, runden Haken ihre “Fauna” mit einem weiteren über acht-minütigen Song ab und präsentieren mit ‘Eyes Of Ebony’ Progressive Math Pop, der auf eindrucksvolle Weise vieles verbindet, wofür Haken geliebt werden.

Genau so gestaltet man zeitgenössischen Prog Rock: Modern, vertrackt, interessant und zugänglich zugleich!
Bewertung: 13/15 Punkten (FF 13, MK 13, KR 12)


Haken - Fauna (InsideOut Music/Sony Music, 03.03.2023)
Besetzung:
Ross Jennings – vocals
Richard Henshall – guitars, keys
Charlie Griffiths – guitars
Peter Jones – keys
Conner Green – bass
Ray Hearne – drums

Gastmusiker:
Miguel Gorodi – trumpet & flugelhorn

Diskografie (Studioalben):
“Enter The 5th Dimension” (2008)
“Aquarius” (2010)
“Visions” (2011)
“The Mountain” (2013)
“Affinity” (2016)
“Vector” (2018)
“Virus” (2020)
“Fauna” (2023)

Haken - Fauna (InsideOut Music/Sony Music, 03.03.2023)
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Rezension: “Virus” (2020)
Konzertbericht: 07.03.2019, München, Backstage
Rezension: “Vector” (2018)
Rezension: “L-1ve” (2018)
Konzertbericht: 18.06.16, Köln, Gebäude 9
Rezension: “Affinity” (2016)
Festivalbericht: 18.07.15, St. Goarshausen, Loreley Freilichtbühne, Night Of The Prog Festival X
Rezension: “The Mountain” (2013)
Rezension: “Visions” (2011)
Rezension: “Aquarius” (2010)

Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Head Of PR zur Verfügung gestellt.