Genesis – BBC Broadcasts

(05:49:48; Vinyl (3LP), 5CD, Digital; Universal, 03.03.2023)
Als am 12. Januar dieses Jahres die Veröffentlichung des Live-Boxsets “BBC Broadcast” von Genesis offiziell bekannt gegeben wurde, war das Echo in Fan-Kreisen durchaus gespalten. Auf der Seite des bekannten Webzines SuperDeluxeEdition und auch deren Facebook Präsenz ergoss sich ein regelrechter Shitstorm sogenannter Die-Hard-Fans über die Tracklist des Box-Sets. “Zu wenig Gabriel“, “nichts Neues” oder “unvollständig” waren häufig zu lesende Kritikpunkte. Als Übeltäter war Tony Banks als Kurator der Box schnell ausgemacht. Nicht überraschend – eilt ihm ja sowieso seit jeher der Ruf als heimlicher Diktator der Band voraus.

Natürlich gibt es auch Fans, die sich schlicht auf diese doch recht überraschend angekündigte Box (vor-)freuten. Immerhin gibt es auf den fünf CDs annähernd sechs Stunden Musik von Genesis aus den BBC-Archiven. Ein relativ kleiner Teil davon ist offiziell bereits von anderen Genesis-Veröffentlichungen bekannt. Das sind unter anderem die frühen Non-Album-Tracks ‘The Shepherd’, ‘Pacidy’ und ‘Let Us Now Make Love’. Daneben kommen einige Stücke zu Gehör, die zuvor bereits auf den Remix-Boxsets oder auf Live-Videos veröffentlicht worden sind. Der weit überwiegende Teil von “BBC Broadcasts” ist jedoch bislang offiziell unveröffentlicht. Natürlich kursieren schon seit Jahren Bootlegs dieser Aufnahmen, die jedoch nicht selten aus minderwertigen Mitschnitten hergestellt worden sind.

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Tatsächlich ist es unter dem Strich so, dass die Gabriel-Phase der Band bei dieser Veröffentlichung recht kurz kommt. Das mag aber daran liegen, dass es kein weiteres Material in den Archiven der BBC gibt, das den entsprechenden Standard hat. Immerhin sind diese Aufnahmen zum Teil weit über vierzig Jahre alt. Schade ist auch, dass die letzte Besetzung mit Steve Hackett auf dem Set nicht zum Zuge kommt. Auch hier die Frage, ob es aus dieser Zeit kein BBC-Material gibt?

Dafür gibt es ein fast vollständiges Konzert der “Duke”-Tour von 1980 und unter anderem etliche Titel vom legendären Knebworth-Konzert 1992, das damals auch in Deutschland übertragen wurde. Sogar der gute Ray Wilson kommt mit ‘Not About Us’ und ‘The Dividing Line’ zum Zug. Man darf durchaus sagen, dass man überwiegend proggige Genesis serviert bekommt.

Die Live-Interpretationen der Titel betreffend gibt es keine großen Überraschungen. Zumal man viele Titel in anderen Live-Versionen bereits kennt. Das Zusammenspiel von Phil Collins und Chester Thompson als Drum-Duo ist immer wieder beeindruckend. Das Intro zu ‘Behind The Lines’ ist zweifellos ein wunderbares Beispiel.

Das klangliche Spektrum der vorliegenden Aufnahmen reicht von akzeptabel bis sehr gut. Verständlicherweise kann man von den ganz alten Titeln nur eher historische Qualität erwarten. Der Mitschnitt des Konzerts aus dem Lyceum 1980 hat schon eine sehr gute Audioqualität und ist sicher das Highlight der Box. Die weiteren Aufnahmen haben ähnliche Qualität. Die Darbietungen vom Knebworth-Auftritt 1992 klingen im Vergleich zu den “The Way We Walk”- Aufnahmen der gleichen Tour  eine Spur rauer. Ein wenig verwunderlich erscheint die Platzierung der beiden Titel mit Ray Wilson am Ende der vierten CD. Bezüglich der maximalen Kapazität einer CD, wäre auch eine Platzierung nach den Knebworth-Aufnahmen möglich gewesen.

Bleibt noch zu sagen, dass es neben dem CD-Boxset auch eine erheblich abgespeckte 3LP-Version der Aufnahmen geben wird. Allerdings muss man dann auf eine ganze Reihe interessanter Titel verzichten. Bei aller Vinyl-Nostalgie bietet die CD-Version schlicht wesentlich mehr und dadurch auch eher eine Art Konzert-Atmosphäre.
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Abbildung: Genesis/UMG