(31:03, digital, Holm-Lupo Productions, 15.11.2022)
Wer hinter dem Namen Electrond steckt, kann man sich erarbeiten, wenn man weiß, dass es eine direkte Verbindung zu den beiden norwegischen Bands Panzerpappa und Suburban Savages gibt, deren Alben in jeder gut ausgestatteten Skandinavien-Prog Sammlung auftauchen sollten. Schaut man sich deren Besetzungsliste an, taucht nämlich jeweils der Name Trond Gjellum auf, und zwar aufgeführt als Schlagzeuger.
Hier jedoch geht es, wie der Name schon andeutet, um Elektronische Musik, und da bringt er seine perkussive Ader auf eine andere Art und Weise ein. Laut Bandcamp-Profil stammt Trond überraschenderweise nicht aus Trondheim, sondern aus Oslo. Aber à propos Trondheim, wer sich gerade mal zufällig in der Nähe aufhält, sollte sich das dortige Rockmuseum Rockheim nicht entgehen lassen, ein Abstecher lohnt sich für den Musikfreund auf jeden Fall.
Aber zurück zu Electrond. Als Einflüsse werden unter anderem so unterschiedliche Künstler wie Tangerine Dream, John Carpenter, Goblin, Kraftwerk, Cluster, Vangelis oder auch King Crimson aufgeführt. Er selbst nennt seine Musik Electro Prog, und das trifft es sehr gut. Der Brückenschlag zwischen Elektronischer Musik und Progressive Rock gelingt ihm sehr gut, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass er sich ganz offensichtlich in beiden Bereichen wohlfühlt und schon einiges an Erfahrung mitbringt. Die Kompositionen sind sehr kurz gehalten, meist im Bereich von drei bis fünf Minuten . Dabei wird durchaus Wert auf Melodien gelegt, die in vielen Kompositionen für Wohlklang sorgen. Sehr gut gelungen ist beispielsweise der Titel ‘Marpi’, mit knapp fünf Minuten Spielzeit der Longtrack des Albums. Dort weiß speziell auch die Rhythmusarbeit mit Marimba-Sounds zu gefallen. Doch es ist ganz sicher kein New Age Album, sondern durchaus auch mal etwas sperriger. So geht ‘Impossible Kalandra’ eher in Richtung Noise/Industrial, während das kurze ‘Git’ ordentlich Tempo mitbringt, ist ‘Polyflex’ ein gutes Beispiel für den sogenannten Electro Prog. Im Gegensatz zur Bandcamp-Variante liegt in der dem Rezensenten vorliegneden Fassung noch ein neunter Titel mit eher moderaten, symphonischen Klängen vor.
Mit “Uneasy Listening”, das nicht wirklich übermäßig “uneasy” ist, ist dem Norweger dank seines Facettenreichtums ein kurzweiliges Album gelungen, das Spaß macht. Ein Wunsch fürs nächste Mal: es dürfte gerne auch mal ein bisschen Mellotron(d) sein! Ob sich das einrichten lässt?
Bewertung: 10/15 Punkten
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Abbildungen: Ivar Kvistum (Porträt) / Electrond