PoiL Ueda – PoiL Ueda

PoiL Ueda - PoiL Ueda (Dur et Doux/Broken Silence, 03.03.2023) COVER(31:21, CD, Vinyl, Digital, Dur et Doux/Broken Silence, 2023)
PoiL kollabieren. Ähm, kollaborieren. Aber nicht einfach so und vorhersehbar, nein, bei den Franzosen muss es schon etwas Exotisches, ganz Spezielles sein, um den (sicherlich selbst auferlegten) Anspruch gerecht zu werden. Für das die Kooperation im Projekt- wie Album-Namen tragende “PoiL Ueda” ging man nämlich eine kongeniale und für beide Seiten überaus gewinnbringende musikalische Partnerschaft mit der japanischen Sängerin und Satsuma-Biwa Spielerin Junko Ueda ein. Und so wird der ohnehin schon spezielle und einzigartig verrückte Sound der Lyoner um einen Zacken spezieller und einzigartig verrückter. Genie und Wahnsinn liegen hierbei ganz eng beieinander und auch wenn “PoiL Ueda” gerade einmal eine halbe Stunde experimentellen Klangs auf die Waage knallt, muss man diese erst einmal durchhalten.

PoiL Ueda by PoiL Ueda

Die Geschichtenerzählerin, die ihre Story selbstredend in ihrer Muttersprache vorträgt, kuschelt sich dabei wie selbstverständlich in die PoiL’schen Soundbrocken ein, wobei der gehaltvolle Exkurs eher verhalten, ja, fast schon anheimelnd mit dem ersten Part des dreieigeteilten ‘Kujô Shakujô’ und einem auf einem Drone gelegten buddhistischen Chant seinen Anfang nimmt. Derweil ‘Part 2’ schon ein wenig an Fahrt gewinnt (wobei der ambiente Klangfluss Bilder von japanischen Gärten in der Kirschblüte entstehen lässt) verheißen King Crimson’sche Gitarrenlicks hier schon einen Übergang von lässig zu heftig. Der typisch PoiL’sche Urknall kommt dann mit ‘Kujô Shakujô – Part 3’ – ein treibender Ethno-Prog-Proggen mit hypnotischem Rhythmus und präzisem Twist. Mit ‘Dan No Ura 壇ノ浦の戦い – Part 1’ ist man dann, nach langer Aufbauarbeit und Wegstrecke, im heimeligen Metier angekommen, obwohl man vom “Brutal Prog” früherer Produktionen noch ein gehöriges Stück entfernt ist.

Teapot of the Week
“Teapot of the Week” auf Betreutes Proggen in der KW9/2023

Hier kommt zusammen, was zusammengehört – Avantgarde, Progressive Rock, Noise, Zeuhl und japanische Kampfhörspiele. Irgendwie lässt sich Junko Ueda von dem Gebaren ihrer aktuellen Nakamas nicht beeindrucken und offeriert ihre Lyrics, als wäre es das Normalste auf der Welt, Nipponpoesie auf konstruktivem Krach zu interpretieren. ‘Part 2’ ist in diesem Zusammenhang dankbarer, so hält die Band sich hier im Abschluss zurück und veredelt die Lyrik mit dezenten Backgroundnoises.
Bewertung: 12/15 Punkten (CA 12, KR 12, FS 12)


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Abbildung: Lilas Mala (Artwork)/PoiL/Dur et Doux