L.S. Dunes, Kayleigh Goldsworthy, 03.02.23, Köln, Luxor

Nachdem L.S. Dunes in 2022 ihr Debütalbum “Past Lives” veröffentlicht hat, ging es in diesem Jahr auf Europatour. Im Luxor in Köln konnten auch wir die Gruppe um bekannte Gesichter wie Frontmann Anthony Green (Circa Survive), die Gitarristen Travis Stever (Coheed and Cambria) und Frank Iero (My Chemical Romance) sowie Schlagzeuger Tucker Rule und Bassist Tim Payne (Thursday) live erleben. Alle fünf Mitglieder sind Wegbereiter der Post-Punk- und Hardcore-Szene, die sich in dieser Konstellation neu erfinden konnten. Mit dabei waren die emotionalen Balladen der Musikerin Kayleigh Goldsworthy.

KAYLEIGH GOLDSWORTHY


Den Anfang machte der Support Act Kayleigh Goldsworthy, der einigen Fans und Interessierten schon aus anderen Projekten des Gitarristen Frank Iero (wie zum Beispiel Frank Iero and the Future Violents) bekannt sein könnte. Mit ihren gefühlvollen und intimen Songs berührte sie die Herzen der gespannt wartenden L.S.-Dunes-Fans, die man sonst eher in den Moshpits der Alternative-Szene auffindet. Nach den ersten drei schon ziemlich emotionalen Stücken ging es in den wohl bisher beliebtesten ihrer Songs ‘Little Ghost’ über, den sie damit ankündigte, das Publikum zu fragen, ob sie denn alle mit ihr befreundet wären, denn sie könnte nur ihren Freunden ihre tiefsten Gefühle offenbaren. Zum Abschluss kam dann der Hauptact L.S. Dunes zum Song ‘Overambitious’ zu Kayleigh Goldsworthy auf die Bühne, um mit ihr zu spielen. Ein gelungener Auftakt, der Vorfreude auf mehr machte.

Kayleigh Goldsworthy Setlist Luxor, Cologne, Germany 2023

L.S. DUNES

Die energetische Performance von L.S. Dunes startete direkt mit dem Song ‘Bombsquad’. Durch einen gekonnten Mix aus ruhigen und kraftvollen Stücken hielten sie eine perfekte Balance, die sich auch im Kontrast des eher schmutzigeren Sounds zu der melodischen Stimme des Sängers Anthony Green zeigte. Anders als bei den bekannteren Projekten der Bandmitglieder kam es auf der begrenzten Fläche des Luxors zu umso mehr Interaktionen mit dem Publikum. Direkt zu Anfang stürzte sich der Frontmann in die tobende Menge, was ein Gefühl der in den USA beliebten “Basement Shows” vermittelte. Der Kontakt zum Publikum beschränkte sich jedoch nicht nur darauf und auf persönliche Anekdoten der Band: Anthony Green hielt bei mehreren emotionalen Momenten die Hände seiner Fans fest umschlossen.

_50K1380
_50K1319
_50K1275
_50K1286
_50K1304
_50K1322
_50K1539
_50K1315
_50K1363
_50K1630
_50K1573
_50K1343
_50K1448
previous arrow
next arrow

Die sehr Drums- und Basshaltigen Titel, kreativ umgesetzt durch Thursdays Tucker Rule und Tim Payne, gaben der Show den klassischen Post-Hardcore-Sound ohne langweilig zu werden. In Kombination mit raffinierten Gitarrenparts auf Seiten von Coheeds Travis Stever und My Chemical Romances Frank Iero. wurde eine musikalische Dichte geschaffen, die man durchaus als Wall of Sound betiteln kann. Die oftmals höheren Gitarrenparts Frank Ieros gingen Hand in Hand mit der hellen Singstimme des Sängers, während die in der Szene allseits beliebten Screams dem Gesamtsound Ecken und Kanten gaben.

Jedes Bandmitglied hatte seine eigenen besonderen Momente miteinander und im Kontakt mit den Fans. Man spürte eindeutig, dass L.S.Dunes nicht nur musikalisch perfekt aufeinander abgestimmt sind, sondern auch zwischenmenschlich eine Einheit bilden. Es war offensichtlich, dass auf der Bühne an erster Stelle Menschen zu finden waren, die einfach nur als Freunde zusammen Musik machen wollen. Keine gestellte, einstudierte Show: Die Band ging spontan aufeinander und auf die Zurufe der Fans ein.

Der Publikumsliebling war natürlich die Single *Permanent Rebellion’ – so sehr, dass Fangesang beinahe zu einem Teil des Songs selber wurde. Dichtgefolgt wurde dieser von ‘Past Lives’, welches den gleichen Namen wie das Debütalbum trägt und somit auf dem Zenit den Hauptteil des Konzerts abschloss.

Encore waren dann die zwei traurigsten Stücke des Albums, die auch von Anthony Green als solche angekündigt wurden. Dabei zogen diese die Stimmung keineswegs nach unten, sondern waren ein gelungener Abschluss des Gigs. Besonders der Song ‘Sleep Cult’, bei dem der Support Act Kayleigh Goldsworthy noch einmal auf die Bühne kam, um die Band auf der Geige zu begleiten, erinnerte mit seinen zarten Gitarrenklängen und entspanntem Drumbeat tatsächlich an ein sanftes Schlaflied. Auch das sich wiederholende “Shadoop-shooby-doo”, das tatkräftig von den Fans mitgesungen wurde, unterstützte diesen Eindruck. Weniger sanft jedoch war die bedrückende Message am Ende, bei der Anthony Green sich mit einem fast schon zerbrechlich klingendem “Sorry that I wish that I was dead” dem Publikum anvertraute.

L.S. Dunes Setlist Luxor, Cologne, Germany 2023


P.S. von Klaus:
Die Luxor-Problematik ist ja altbekannt (mir persönlich seit über 40 Jahren) – wer nicht früh genug vor Ort ist, sieht auch als ausgewachsener Mensch nüschte, wird in einer Weise eingequetscht, die Sardinenbüchsen als Komfortzonen erscheinen lassen und ist fürderhin auch von Nutzung der Facilities wie Klo und Theke abgeschnitten.
Drum hatte man sich halt auch extra früh verabredet. Und die beiden Anabolika-Adonisse am Einlass gefragt, wann Einlass sei (“jetzt schon”) und wann das Konzert losgehe (“Um 8”). Wegen Falschaussage dieser Spacken hat unsereiner nun das Gros von Miss Goldsworthys Auftritt verpasst – die miterlebten drei Songs – einer davon unter Beteiligung der Hauptband, s.o.) haben aber sehr gefallen – und steckte danach in der schlimmstmöglichen Luxor-Position fest wie ein Baby kurz nachdem die Wehen eingesetzt haben.
Und dann hat sich die Band, die grad schon gespielt hatte, noch gefühlte 40 Minuten “Umbaupause” gegönnt. Wofür? Es sind Erlebnisse wie diese, die einen leicht schaudern lassen, wenn in den Tourdaten einer geschätzten Band der Name “Luxor” auftaucht…
Kleiner Trost: Der Abend hat immerhin die nach Pain Of Salvation vs. Árstíðir vielleicht liebevollste Interaktion einer Band mit ihrer “Vorgruppe” geboten, die man so erleben kann.


Surftipps zu L.S. Dunes:
Homepage
Facebook
Instagram
Twitter
Bandcamp
YouTube Music
YouTube
Spotify
Apple Music
Last.fm
Discogs
Wikipedia

Rezension “Past Lives” (2022)

Surftipps zu Kayleigh Goldsworthy:
Homepage
Facebook
Twitter
YouTube
Bandcamp
Instagram
Soundcloud
Spotify
last.fm
Wikipedia (The Scarlet Ending)

Live-Fotos: Cindy Albers