Anfang Januar 2023 startete das Haus Pelagic Records eine ganz besondere Pre-Order-Aktion. Was diese so speziell machte, das war die Tatsache, dass es sich um die limitierte Auflage einer Aufnahme handelte, bei der man die potenziellen Kunden darüber im Unklaren ließ, um welches Produkt es sich überhaupt handelte. Die kurz nach der Ankündigung des Secret Pre-Orders erfolgte digital-only Veröffentlichung von ‘Preboreal’, der neuen Single von The Ocean, ließ die Vermutung aufkommen, es könnte sich um ein neues Album des Berliner Kollektivs handeln. Doch dem war nicht so. Stattdessen präsentierte man am 27. Januar eine brandneue EP der aus dem französischen Toulouse stammenden Band Bruit ≤, deren Debüt-Album “The Machine Is Burning And Now Everyone Knows It Could Happen Again” vor knapp zwei Jahren nicht nur innerhalb unserer Redaktion auf große Resonanz gestoßen war. Durchweg postive Reaktionen, die auch das aktuelle “Apologie Du Temps Perdu Vol. 1” verdient hätte. Denn Bruit ≤ präsentieren ein weiteres Mal eine Sammlung von Liedern, für die der Begriff Post Rock viel zu kurz gefasst ist und auf die der Genrebegriff Post Metal eigentlich gar nicht mehr zutreffend ist.
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So sind die Einflüsse aus Filmmusik und Klassik, die man auf dieser EP vernehmen kann, den Post-Genres gegenüber mindestens gleichberechtigt, wenn nicht sogar dominierend. So sind die Franzosen beim Opener ‘La Sagesse De Nos Aïeux’ sogar kaum noch als Post-Rock-Band wahrzunehmen, denn weder das verwendete Instrumentarium noch der Songaufbau lassen im entferntesten Assoziationen dazu aufkommen. Stattdessen entführen die Okzitanier mit Streichern in einer Welt zwischen Score-Musik und Neoklassik und überwältigen die Hörer mit gefühlvoller Melancholie. Erst kurz vor Ablauf der knapp siebenminütigen Spielzeit setzt eine französischsprachige Spoken-Word-Passage ein, welche die Transition zum anschließenden ‘Rêveur Lucide’ bildet. Auch mit Einsetzen dieses zweiten von drei Stücken kommt das Toulouser Quartett musikalisch noch nicht vollends im Post Rock an. Denn die ersten vier Minuten des Titels nutzen Bruit ≤ vornehmlich dazu, frei mit Klängen zu experimentieren, sodass ein Sound entsteht, den man als Harmonic Ambient Noise bezeichnen könnte. Erst im Anschluss kristallisieren sich aus Field Recordings und sonstigen Geräuschen langsam aber sicher ein Beat sowie eine eingängige Melodie heraus, mit welcher Bruit ≤ ihr Werk immer weiter in Richtung Post Rock transformieren. Es ist eine langsame und bedächtige Reise, die ihren dramaturgischen Höhepunkt schließlich im abschließenden Quasi-Titelstück ‘Les Temps Perdus’ findet. Denn erst hier lässt das Ensemble Ambient-Klänge und Streicher mit herkömmlichen Post-Strukturen zusammenfließen, sodass ein emotional ergreifendes und tiefgründiges Stück Musik entsteht. Eines, das allerdings so ruhig und bedächtig wirkt, dass man im Vergleich mit Genre-Kollegen davor zurückscheuen möchte, das Wort “Rock” überhaupt in den Mund zu nehmen.
Bewertung: 12/15 Punkten (FF 12, KR 12)
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Theophile Antolinos (Gitarren, Tapes)
Clément Libes (Violinen, Violas, Keyboards, Bass)
Julien Aoufi (Drums)
Luc Blanchot (Cello)
Diskografie (Studioalben):
“The Machine Is Burning And Now Everyone Knows It Could Happen Again” (2021)
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Rezension: “Monolith” (EP) (2018)
Rezension: “The Machine Is Burning And Now Everyone Knows It Could Happen Again” (2021)
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Pelagic Records zur Verfügung gestellt.