(55:16; Vinyl (2LP), Digital; Eigenveröffentlichung/Ardarith Music, 09.09.2022)
Konzept-Album. Produzenten-Album. Rock Oper. Drei Begriffe, die fast ausschließlich im Progressive Rock und seinen artverwandten Genres zu finden sind und für viele Menschen rote Tücher darstellen. Max Pfaffinger gehört dieser Gruppe von Menschen nicht an. Stattdessen nimmt er mit seinem Projekt Ardarith alle drei Tücher gleichzeitig auf und verknotet sie als Initiator, Komponist, Texter, Produzent und Koordinator zu einem gut 55 Minuten langen Band. Das Ergebnis nennt sich “Home” und ist eine Progressive-Metal-Oper, in deren Handlung es um einen Hauptcharakter namens Me geht, der aufgrund von Krieg und Verderben seine Heimat verlassen muss, um ein neues Zuhause zu finden. Inspiriert vom Syrien-Krieg und der von diesem ausgelösten Flüchtlingswelle entschloss sich Pfaffinger, sich musikalisch mit der Frage auseinanderzusetzen, was in Menschen vorgeht, die eine solche Reise auf sich nehmen müssen.
Auf “Home” wird dabei in erster Linie die psychische Ebene betrachtet. Me, dem Reveal-Frontmann Rob Lundgren seine Stimme leiht, wird auf seiner Reise dementsprechend von vier Emotionen begleitet, die jeweils von einem anderen Künstler verkörpert werden: Once-Sängerin Alina Lesnik als Hoffnung “Hope“, Daniël de Jongh von den niederländischen Prog-Tech-Death-Metal-Core-Veteranen Textures als Verzweiflung “Despair“, Liv Jagrell von den Schweden Liv Sin als Schuld “Guilt” sowie der Dante-Fronter Alexander Göhs als Erinnerung “Memory“. Begleitet werden diese fünf Vokalisten von sechs weiteren Künstlern, die Pfaffingers Vision mit ihren jeweiligen Instrumenten musikalisch umsetzen: Gitarren (Shift Incs Marco Schuler) und Keyboards (Ben Eifert von Aeneas) als klassische Lead-Instrumente treffen dabei auf Flöten- und Violinen-Klänge von Rowan Hamwood sowie Haggards Lisa Hellmich, welchen Daniel Unzner, der Bassist der Augsburger Metal-Band Dislocated Theory und Aeneas-Schlagzeuger Maxx Hertweck das rhythmische Rückgrat verleihen. Doch damit nicht genug, denn neben diesen insgesamt elf Musikern konnten noch diverse andere Künstler für verschieden Gastbeiträge gewonnen werden, darunter Martin Schnella (Melanie Mau & Martin Schnella), Julian Kellner (Blind Ego) und Markus Steffen (ex-Sieges-Even, Subsignal) für Gitarren- sowie Markus Maichel (Dante) für ein Keyboardsolo.
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Dass Opera tatsächlich ein passender Name für dieses Album ist, wird bereits im Prolog des Albums deutlich. Denn wie in einem klassischen Opernstück stehen auch bei “Home” die einzelnen Charaktere im Dialog. Auf “Home” übertragen bedeutet dies einen inneren Dialog, den der Protagonist fortwährend mit seinen eigenen Gefühlen führt. Was für die einzelnen Stücke heisst, dass immer mindestens zwei der Sängerinnen und Sänger mit ihren ganz unterschiedlichen Stimmen beteiligt sind, was einen hohen Abwechslungsreichtum bedeutet. Manchmal zu viel. Denn was für die Geschichte des Albums notwendig ist, das ist den einzelnen Songs nicht unbedingt dienlich. Einzelne musikalische Themen, die für die jeweiligen Charaktere bzw. Gefühle stehen, sind nicht vorhanden, so dass man diese nur anhand der unterschiedlichen Stimmen auseinanderhalten kann, was insbesondere dann schwer fällt, wenn zwei oder mehrere Charaktere synchron auftreten. Ein Griff zum Booklet bleibt so unausweichlich, insofern man sich auf “Home” einlassen will. Was dann auch gut funktioniert, zumindest das ein oder andere Mal. Denn was beim ersten Durchlauf noch spannend ist, dem fehlt nach mehrmaligem Hören ein wenig der Schmackes. Denn weder die ambitionierte Idee Max Pfaffingers, die astreinen Gesangsleistungen, noch die teils wunderschönen Instrumentalbeiträge können den Umstand vermeiden, dass nach 55 Minuten nur wenig hängengeblieben ist.
Einzelne Momente, wie das Gitarren-Solo Martin Schnellas in ‘Prologue’ oder das Oud-Solo Mohannad Nassers im arabisch angehauchten ‘Lay Down To Sleep’ bleiben zwar in Erinnerung, doch echte Hooklines oder ein echter Chorus wie in ‘A Moment Of Silence’ tauchen viel zu selten auf. So bleibt am Ende, trotz aller Kritik, ein gelungenes Progressive-Metal Album. Zwar bleiben die wirklichen Aha-Momente aus, die einen immer wieder zu dieser Scheibe zurückbringen würden, doch dafür bereiten Ardarith einem immer wieder Überraschungen aufgrund der unvorhersehbaren Entwicklungen der einzelnen Stücke. Zudem sind Einzelleistungen der beteiligten Musiker sowie das textliche Konzept stark genug, sodass ein jeder Fan von Rock-Opern bzw. Prog Metal der alten Schule Ardariths “Home” eine Chance geben sollte. Aus dem Hinterkopf sollte man dabei jedoch nicht verlieren, dass dieses Album wie eine jede Oper als Ganzes zu genießen ist. Am besten mit dem begleitenden ‘Programmheft’ in der Hand, sonst verliert man schnell den Faden und eventuell auch das Interesse.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Besetzung:
Max Pfaffinger (Initiator, Komponist, Texter, Produzent, Koordinator)
Rob Lundgren (Gesang) als „Me“
Alina Lesnik (Gesang) als „Hope“
Daniël de Jongh (Gesang) als “Despair”
Liv Jagrell (Gesang) als „Guilt“
Alexander Göhs (Gesang) als „Memory“
Maxx Hertweck (Drums)
Marco Schuler (Gitarre)
Daniel Unzner (Bass)
Ben Eifert (Keyboard Arrangements)
Lisa Hellmich (Violine)
Rowan Hamwood (Flöte)
Gastmusiker:
Martin Schnella (Gitarrensolo)
Julian Kellner (Gitarrensolo)
Markus Steffen (Gitarrensolo)
Menna Youssef (Gastgesang) als “Mother”
Mohannad Nasser (Oud Solo)
Marcel Coenen (Gitarrensolo)
Markus Maichel (Keyboardsolo)
Ben Eifert (Gitarrensolo)
Diskografie (Studioalben):
“Home” (2022)
Surftipps zu Ardarith:
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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Max Pfaffinger zur Verfügung gestellt.