Riverside – ID.Entity

(53:11; Vinyl, CD, Digital; Inside Out/Sony, 20.01.2023)
Die polnische Prog-Rock-Bastion Riverside ist nach längerem Warten – immerhin schon viereinhalb Jahre – zurück.
Und wie der Name des neuen Werks “ID.Entity” haben die fünf Herren um Frontmann Mariusz Duda den Titel ganz bewusst gewählt. Denn die Suche nach der eigenen Identität scheint durchaus einer der Triebfedern zu sein. Es springt einen beim Auflegen der Platte schon regelrecht an, dieser so frische, neue Sound des Quartetts aus Warschau.

Das Riverside sich weg vom ernsten drückenden Sound “identifiziert” haben und viel mehr Wert auf filigrane und hoffnungsvolle Klänge legen, ist direkt spürbar. Überraschend ist der detailverliebte und homogene Basssound von Duda. Die verschiedenen Klangbilder der Tiefsaitenklampfe findet sofort Gefallen beim betreuenden Schreiberling.

Vorwiegend wird der “ID.Entity” vom Sound der 80er Jahre gefärbt. Flirrende Synthies sorgen für den schmackhaften Sound der Vokuhila- und Dauerwelle-Zeit. Aber auch moderne Komponenten sind vertreten. Ja, sogar auch noch die stark verzerrte Gitarrenwand taucht an manchen Ecken noch auf. Zusammen mit Mellotron-und Orgel-Klängen ergibt das eine durchaus interessante und frische Mischung.

Wo ‘Friend or Foe’ einmn direkt heiter und fröhlich zeigt, wo es lang geht -Synthie Pop lässt grüßen-, schnalzt uns der Bass bei ‘Landmine Blast’ um die Ohren und der Song überrascht mit mediteran-anmutenden Tönen. Das dynamische ‘Big Tech Brother’ zeigt sich atmosphärisch und punktet mit regem Bläsereinsatz. Wer auf Orgelorgien ala´ Deep Purple steht, dürfte sich pudelwohl bei ‘The Place Where I Belong’ fühlen, John Lord lässt grüßen. Und mit dem 80er-Prog huldigenden ‘Self-Aware’ assoziert man sofort die Glanzzeit von der kanadischen Rush, Reagge Feeling wie beim “Moving Picture” Rausschmeißer ‘Vital Signs’, mit inbegriffen.

Riverside zeigen sich verspielt und virtuos. Sind weniger tiefgründig und Glücksgefühls-los wie beim weniger glänzenden Vorgänger “Wasteland”. Jedoch vermisst man beim Durchlauf von “ID.Entity” an manchen Stellen etwas Energie, so schmälert der Titel ‘Post-Truth’ etwas die anfangs aufkommende Euphorie.

ID.Entity…eine neue Identität. Es ist immer wieder schön, wenn eine Band sich wandelt, ohne ihr Gesicht zu verlieren.
Bewertung: 12/15 Punkten (MK 12, KS 11)


Tracklist:
1. Friend or Foe? (07:29)
2. Landmine Blast (04:50)
3. Big Tech Brother (07:24)
4. Post-Truth (05:37)
5. The Place Where I Belong (13:16)
6. I’m Done With You (05:52)
7. Self-Aware (8:43)

Besetzung:
Mariusz Duda (vocal, bass)
Maciej Meller (guitar)
Michał Łapaj (keyboards and Hammond Organ)
Piotr Kozieradzki (drums)

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Konzertbericht 15.09.22, Köln, Die Kantine
Rezension “Riverside 20 Vol.1 (2021)”
Rezension “Lost’n’Found – Live in Tilburg” (2020)
Konzertbericht Mechanism, 15.11.18, Oberhausen, Turbinenhalle
Rezension “Wasteland” (2018)
Konzertbericht 28.05.17, Köln, Die Kantine
Rezension “Eye Of The Soundscape” (2016)
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Rezension “Shrine Of New Generation Slaves (2013)
Rezension “Memories In My Head” (2011)
Rezension “Anno Domini High Definition” (2009)
Rezension “Out Of My Head” (2004)

Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von HeadofPR zur Verfügung gestellt.