(46:11, Vinyl, CD, Digital, Springstoff, 25.11.2022)
Das Johannes Motschmann Trio in der Besetzung Johannes Motschmann, Boris Bolles, David Panzl erregte zum ersten Mal die Aufmerksamkeit des schriftsetzenden Betreuers mit dem Album “Electric Fields”. Eine faszinierende Mischung aus klassischer und elektronischer Musik, wobei Einflüsse von Tangerine Dream und anderen 70er-Elektrokoryphäen der guten alten Berliner Schule deutlich auszumachen waren.
“AION 2”, das neue Album des deutschen Komponisten, bietet nun ein weiteres, sehr interessantes Detail. Johannes Motschmann forscht als Stipendiat im Experimentalstudio des SWR zu Komposition und künstlicher Intelligenz und startete zusammen mit dem Musikinformatiker Thomas Hummel das Projekt AION. Ziel: Eine KI als aktiver Mitmusiker. Man könnte nun direkt abwinken und den vielzitierten Spruch bringen, der von Kritikern in Bezug zur elektronischen Musik oft herangezogen wird: “Diskette rein, Knopf drücken, fertig!” Aber wer sich zum Beispiel auf dem YouTube-Kanal des Ensemble Modern umschaut, erfährt natürlich eine andere Herangehensweise.
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Die KI agiert nicht allein, sondern zusammen mit dem Komponisten und liefert ein wahnsinnig spannendes wie außergewöhnliches Ergebnis. Grundlage für die Musik auf Motschmanns neuem Album ist die Komposition “AION”, welche in der Alten Oper in Frankfurt/Main vom Ensemble Modern unter der Leitung von Peter Tilling uraufgeführt wurde. Diese stellt Live-Momente des Konzerts zur Verfügung, die von der KI neu komponiert wurden und anschließend von Menschenhand, dem Johannes Motschmann Trio und dem Ensemble Modern, instrumentiert und verfeinert wurden. Es ist unglaublich beeindruckend, wie schnell und intensiv die warme Atmosphäre dieser Mischung aus Ambient, treibender Elektronik und leisen Klaviermelodien den Wohlfühlschalter umlegt. Hervorzuheben sind der zarte Opener ‘Bordun’, das für einen Blade-Runner-Film prädestinierte Trio ‘Vox Coelestis’ und ‘Vox Humana I und II’, das recht schwungvolle Elektrobeat-Stück ‘Overlap’, sowie das wunderschöne, fragile ‘Cor de Nuit’.
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Nein, “AION 2” enthält keine künstliche Musik und klingt demzufolge auch nicht steril. Musiziert wird hier von echten Menschen auf Grundlage echter Kompositionen, die in Zusammenarbeit mit einer KI entstanden sind. Ein spannender, beeindruckender und wohlklingender Ohrenschmaus für jeden, der sich im anspruchsvollen Elektronik-Bereich zu Hause fühlt.
Bewertung: 12/15 Punkten (MBü 12, KR 11)
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Abbildungen von Springstoff und Mosaik Music Promotion