Lange Zeit war die Stadt Pirmasens im Südwesten des Bundeslandes Rheinland-Pfalz Synonym für die Schuhindustrie in der Bundesrepublik. Strukturwandel und Outsourcing haben leider nur wenig davon zurückgelassen.
Auf den Seiten von Betreutes Proggen taucht Pirmasens bisher nur einmal auf: im Herbst 2019 wurde das erste Album der Band ZOAHR besprochen. Drei Jahre sind zwischen den sieben Hügeln von Bärmasens und der Felsalbquelle ins Land gezogen, und nun melden sich Philipp (Schlagzeug), Thorsten (Bass) und Jessie (Gitarre und Gesang) mit dem Nachfolgewerk zu “Off Axis” zurück.
Wie schon beim 2019er Langspieler wurden auch die Aufnahmen für “Apraxia” live im Studio durchgeführt. Hierfür fanden sich ZOAHR im Mannheimer RAMA Tonstudio ein, wo sie mit Tobias Schwarz Recording, Mix und Master vollzogen.
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“Apraxia”, latinisiert vom griechischen “ἀπραξία”, bedeutet “Untätigkeit” und ist außerdem im ICD-10 unter der R48.2 zu finden. Im medizinischen Kontext versteht man darunter eine Störung in der Ausführung von Bewegungen, die durch einen Schlaganfall, durch Demenz, Multiple Sklerose, Hirntumore, Alkoholismus oder Enzephalitis ausgelöst werden kann. Im Fall des vorliegenden Albums geht es allerdings primär um den Begriff der Untätigkeit als gesellschaftliches Phänomen, beziehungsweise um den Wert von Betätigung, Beschäftigung, Engagement oder Empathie. So beschäftigt sich das Trio auf “Apraxia” mit der Leistungsgesellschaft, mit sozialer Gerechtigkeit und mit mentaler Gesundheit. Das Album handelt davon, wie es manchen Menschen schwer fällt, sich dem Druck einer kapitalistisch geprägten Welt anzupassen, und wie sie trotz ihrer vermeintlichen “Untätigkeit” nach Geborgenheit und Halt suchen.
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Die ersten Sympathiepunkte sammeln ZOAHR bereits in der Recherche, denn das Trio aus dem Wasgau verzichtet nach wie vor darauf, ihre Musik bei Plattformen wie Spotify, Deezer, etc. zu vermarkten. Stattdessen gibt es die Musik auf bandcamp zum Download sowie als CD in einer Hülle aus wiederverwertetem Material. Der positive Charakter hört hier aber keineswegs auf. Musikalisch halten sich Jessie, Thorsten und Philipp vor allem im erweiterten Spektrum des Blues Rock auf. Der Fokus liegt im Klangbild der 1970er, und so sind Ausreißer in Richtung Psychedelic Rock oder Desert Rock keine Seltenheit. Alles in allem ist aber stets das Präfix Heavy präsent. ZOAHR bieten knapp fünfzig Minuten guter Unterhaltung – mal staubtrocken, mal schwergewichtig, und mal sedierend.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Review zu “Off Axis”