Wolfgang Düren – Eyeless Dreams

(47:50, CD, digital, MIG Music, 25.11.2022/1980)
Der Veröffentlichungspolitik des MIG Music Labels ist es zu verdanken, dass einige eher unbekannte Aufnahmen im Elektronik-Musik-Bereich nun einer breiteren Masse zugänglich gemacht werden. Dazu gehört unter anderem auch das erste (und wohl auch einzige) Album des Musikers Wolfgang Düren. Er spielte zunächst in diversen lokalen Bands, doch mit der Zeit verschob sich sein musikalisches Interesse immer mehr in Richtung Elektronische-Musik. Dies führte schließlich dazu, dass er Ende der 70er für rund drei Jahre als Roadie für Tangerine Dream arbeitete. Damit hatte er natürlich besten Einblick in die Arbeitsweise von EM-Profis allererster Güte. Er reiste mit ihnen durch die Welt, spezialisierte sich auf das Programmieren von Sequenzern, die Tangerine Dream benutzten. In den 80ern arbeitete er mit dem Hamburger Musiker Wolfgang Palm zusammen, bekannt durch die Entwicklung des PPG Wave Synthesizers. 1988 machte er sich selbstständig und gründete Waldorf Electronics. Ein Mann vom Fach also.

Und so erstaunt es auch nicht, dass er sich schließlich an ein eigenes Album machte, das er “Eyeless Dreams” nannte. Diese LP entwickelte sich eher zu einem Sammlerstück, zu einem nachhaltigen Erfolg mit entsprechenden Verkaufszahlen kam es leider nicht, und so folgte dann auch kein weiteres Werk mehr. Überraschender- und erfreulicherweise hat der Künstler sich noch einmal mit dem Album auseinandergesetzt und für einen soundstarken Remix gesorgt, aufgefüllt mit zwei Bonustracks mit einer Länge von knapp neun Minuten. Einer davon ist ein 7″-Mix des Titeltracks, gefolgt von der B-Seite mit einem vorher nicht auf dem Album enthaltenen Titels namens ‘Electric Funeral’.

Fast alles wurde von Wolfgang Düren eingespielt, das benutzte Instrumentarium bestand dabei aus:
PPG wave computer-8-voice 360A, PPG computer sequencer 350, PPG modular system 300 series, PPG digital synthesizer 1020, micro moog.
Dass hier so häufig das Kürzel PPG auftaucht, ist ja oben bereits erklärt.
Auf jeweils einem Track helfen aus: J. Schmal (Gitarre) und Bettina Weber (Text, Narration).

Drei Titel bewegen sich im 8- bis 10-Minuten-Bereich, die restlichen Kompositionen sind eher kurz und knapp gehalten. Der Titelsong ist in zwei Abschnitte aufgeteilt und rahmt das Originalalbum ein, das somit also mit ‘Eyeless Part I’ standesgemäß im Berliner Schule Stil beginnt. Melodische Elektronik Musik, in der – wenig überraschend – auch die Sequenzer einen wichtigen Platz einnehmen. Im nachfolgenden 10-Minüter ‘Phila’ geht es dann ausgesprochen experimentell zu, bis etwa auf halber Strecke sich die Komposition wieder in typische Berline Schule Bahnen bewegt. Im Originalalbum abschließenden zweiten Teil des Titelsongs kommt von Bettina Weber vorgetragener Text hinzu, dazu passend etwas mystische Atmosphäre, was den Schreiberling ein wenig an Erocs ‘Traum vom Wald’ erinnert. Die beiden Bonus-Tracks fügen sich nahtlos ein, sodass am Ende eine lohnenswerte Wiederveröffentlichung steht, die die liebevolle Wiederaufbereitung durchaus verdiente und somit nun auch allgemein zugänglich gemacht wurde. Das Front-Cover von Kerstin Bestmann passt perfekt und rundet die Sache ab. Den EM-Fan wird diese Wiederveröffentlichung freuen!

Noch eine Randnotiz, die dem Beipackzettel entnommen wurde. Vom Opener ‘Eyeless Dreams I’ nutzte ein gewisser Eminem Samples für den Song ‘Evil Twin’ und generierte dabei eine Anzahl Klicks, von denen Elektronikmusiker im Zweifel nur (augenlos) träumen können.
Bewertung: 11/15 Punkten

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Abbildungen: MiG Music