(52:01; Vinyl, CD, Digital, Pelagic Records/Space Circle, 09.12.2022/10.03.2023)
Wohl nirgends auf der Welt begegnete eine Regierung der Corona-Pandemie so rigoros wie in der Volksrepublik China. Wo in den meisten Ländern der Welt die COVID-Beschränkungen mittlerweile auf Vor-Pandemie-Niveau zurückgefahren worden sind, werden im Reich der Mitte zudem noch immer ganze Städte in Quarantänezustand versetzt. Dass dies an einer chinesischen Band wie Wang Wen (惘闻) nicht spurlos vorbeizieht, das ist gut nachvollziehbar. Insbesondere, da dies nicht die einzigen dunklen Wolken sind, die in den vergangenen zwei Jahren aufgezogen sind:
The reality is, the dark side has been approaching and countless miserable accidents occurred in front of us. All the savage and dictatorship come back, repeating itself over and over again in a dead loop in the history, which becomes less distant and fuzzy nowadays. They are not just “years”, “people” or “places” that we read in books. They jump out suddenly in front of us, turning into vivid and bare details that we are confronted with every day.
Es sind Entwicklungen, welche die aus der Hafenstadt Dalian stammenden Post Rocker im Titel ihres mittlerweile zwölften Studio-Albums reflektiert. Denn “Painful Clown & Ninja Tiger” ist nach der traditionellen chronologischen Methode benannt, nach welcher die verschiedenen Jahre im chinesischen Kalender ihre Bezeichnungen erhalten und bezieht sich auf die vergangenen beiden (Pandemie-)Jahre. Aber nicht nur das. Die betrübliche Stimmung ist vor allem auch in der Musik des Sextetts wahrnehmbar. Insbesondere, wenn man “Painful Clown & Ninja Tiger” mit dem Vorgänger “100,000 Whys” vergleicht. Einer Platte die noch vor einer entspannten Leichtigkeit geprägt war.
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Die Lounge-artigen Jazz-Untertöne die den Vorgänger so einzigartig machten, sind zwar auch bei Clown und Tiger noch vorhanden, doch wirken diese nicht mehr so leuchtend, sondern von Trübsal belastet. Passend dazu tritt auf dieser Platte erstmals in der Geschichte von Wang Wen ein Sänger in Erscheinung. Dabei hat Gitarrist Xie Yugang eine dunkle sonore Stimme, die so gar nicht in die China-Cliché-Kiste passt. Dafür aber umso besser zu dieser Art Musik. Sie verleiht der Musik der Chinesen nämlich eine tief-melancholische Stimmung, die noch trauriger ist, als man es bereits von älteren Instrumental-Platten der Band kennt. Doch wirkt nicht alles hoffnungslos auf dieser Aufnahme. Denn trotz aller Melancholie strahlt “Painful Clown & Ninja Tiger” auch eine gewisse Gelassenheit aus. Insbesondere durch die regelmäßigen Bläsereinsätze von Hornist Huang Kai. Ganz so als hätten es sich die Chinesen an einem kalten Wintertag vor dem heimischen Kamin gemütlich gemacht und warteten darauf, dass endlich der Frühling zurückkehrt.
Bewertung: 12/15 Punkte
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Besetzung:
谢玉岗/Xie Yugang (Vocal, Gitarre, Keyboard)
耿鑫/Geng Xin (Gitarre)
徐增铮/Xu Zengzheng (Bass)
周连江/Zhou Lianjiang (Schlagzeug)
张岩峰/Zhang Yanfeng (Keyboard)
黄凯/Huang Kai (Trompete)
Gastmusiker:
尹冲/Yin Chong (Sampler – tracks 1 & 5)
董亚千/Dong Yaqian (Slide Guitar – track 6)
文智涌/Wen Zhiyong (Trumpet – track 7)
许传宁/Xu Chuanning (Cello – track 7)
徐秋阳/Xu Qiuyang (Cello – track 7)
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Rezension: 100,000 Whys (十万个为什么) (2020/2021)
Rezension: “Invisible City” (2018)
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Wikipedia
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Pelagic Records zur Verfügung gestellt.