(54:05; CD, Digital; Tigermoth Records/Just for Kicks, 21.10.2022)
Der britische Musiker Robin A. Smith ist ein klassisch ausgebildeter Arrangeur, Komponist und Pianist, der schon mit einer Unmenge an bekannten Persönlichkeiten zusammen gearbeitet oder für sie komponiert hat. Dabei deckt er neben der klassischen Musik auch andere Genres ab, unter anderem seien The Moody Blues, Stevie Wonder, Alphaville, Earth Wind & Fire oder Def Leppard genannt. Ein ausgesprochen breites Spektrum also. Er spielte auch zentrale Rollen bei Großereignissen, wie beispielsweise als Chefdirigent bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2012 in London. Als er mit Sally Oldfield an deren Album „Natasha“ arbeitete, kam er zufällig mit ihrem Bruder Mike in Kontakt. Dieser plante seinerzeit eine Tournee zu „Tubular Bells 2“ , mit einem Auftaktkonzert in Edinburgh, das weltweit übertragen werden sollte. Die beiden kamen schnell überein, zusammenarbeiten zu wollen. Weitere gemeinsame Werke sollten folgen (u.a. „Tubular Bells 3“ und „Millennium Bell“).
„Tubular Bells“ hat ihn schon immer fasziniert, und nachdem er Oldfields Segen bekam, setzte er sich an eine eigene Umsetzung, die passenderweise zum 50-Jährigen nun auf dem Label eines anderen Oldfield-Liebhabers erschien ist. Nämlich auf Tigermoth Records von Magenta-Mastermind Rob Reed, der bekanntlich mit seinen „Sanctuary“-Werken seine Nähe zu Oldfield bereits mehrfach bewiesen hat. Es galt nun, die Musiker auszuwählen, die Smith‘ Arrangements umsetzen sollten, was schnell gelang.
So sollte Gitarrist Stapley beispielsweise mit Oldfield Material bereits gut vertraut sein, hat er doch in der Vergangenheit schon mit ihm zusammengearbeitet. Übrigens nicht nur das, er wirkte auch in der Band von Roger Waters mit, ebenso wie unter anderem bei Westernhagen oder Toyah. Er deckt also eine breite Palette ab. Der Schreiberling erinnert sich dunkel, ihn mal als Solokünstler im Vorprogramm live gesehen zu haben. Damals war es schon beeindruckend, welch erstaunliche Klänge er aus seiner Synth-Guitar herausholte.
Das Line-Up liest sich wie folgt:
Robin A. Smith – arrangements / recording / percussion programming
Jay Stapley – electric guitars
Maxime Raguideau-Obadia – acoustic guitar / mandolin / electric guitar
Lisa Featherston – bass
Sophie Rohedler – solo voice
Dominic Ferris – piano
Charles Maxwell-Pollock – master of ceremonies
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Was in dieser Aufstellung etwas verwundert, ist das Fehlen von Orgel und Synthesizer, die eindeutig zu hören sind – außer das ist wieder Herr Stapley (siehe oben). Es ging dem Grammy-nominierten Smith nicht darum, hier ganz andere Töne anzuschlagen – im Gegenteil, man hielt sich strikt an das Original, baute aber zusätzliche Arrangements ein, was dann auch die etwas längere Spielzeit erklärt. Dass ein klassischer Einschlag zu hören ist, dürfte nicht verwundern. Allerdings geht dies eben nicht so weit, dass es wie „The Orchestral Tubular Bells“ klingt. Stapley bringt seinen eigenen Stil ein, was dem Album auch guttut. Es lässt sich natürlich trefflich darüber streiten, welchen Sinn oder Unsinn ein derartiges Album macht. Eine Bewertung fällt insofern auch schwer. Wer dies nicht grundsätzlich verurteilt und ausschließlich das Original bevorzugt, wird konsequenterweise wenig Interesse an diesem Album haben. Wer gerne auch mal überarbeitete, neu interpretierte Versionen ausprobieren möchte, liegt hier sicherlich nicht falsch, denn Smith versteht sein Handwerk.
2021 gab es zehn Aufführungen dieses Albums in der Royal Festival Hall in London, nun liegt die Studio Fassung als 50th Anniversary Recording vor. Zitat: „This album is for Mike’s true fans and all who will follow”.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Abbildungen: Robin A. Smith