Magenta – The White Witch – A Symphonic Trilogy

(49:54, CD, digital, Tigermoth Records/Just for Kicks, 28.10.2022)
Das kleine, aber feine Digipak aufgeschlagen, und es ist folgende Besetzungsliste zu lesen:

Christina Booth – vocals
Chris Fry – classcal guitar
Les Penning – story teller

Katie Axelsen – flute
Sam Baxster – oboe

Äh.. Moment mal! Keine Keyboards? Und vor allem: kein Robert Reed?!! Kann das denn überhaupt sein auf einem Magenta Album? Die Antwort ist ein klares Jein. Tatsächlich weit und breit kein Synthesizer, keine Orgel oder sonstige Tasteninstrumente. Selbst ein Klavier fehlt, auch wenn es zu dieser Art Musik durchaus gepasst hätte. Aber Mastermind Reed wirkt dann doch mit, wenn auch eher im Hintergrund, aber doch in wichtiger Rolle, denn er komponierte die Musik, zeichnet für die orchestralen Arrangements verantwortlich und war auch wieder für Produktion und Abmischung verantwortlich. Noch dazu ermöglichte er es, einen Traum seiner Sängerin zu erfüllen, die unbedingt mal mit einem Orchester zusammen arbeiten wollte.

Und so ist dies ein Magenta-Album der (ganz) anderen Art geworden, was die obige Auflistung ja schon erahnen ließ. Das aktuelle Werk trägt den Untertitel “A Symphonic Trilogy” – wie passend. Das Album enthält drei Songs, nämlich ‘Sacrifice’ als Teil 1 mit über 22 Minuten Spielzeit, Teil 2 heißt ‘Retribution’ und bringt es auf etwas mehr als eine Viertelstunde Laufzeit, gefolgt vom abschließenden Zwölfminüter ‘Survival’. Alle Titel haben gemeinsam, dass der alte Mike Oldfield Weggefährte Les Penning die Songs mit kurzen Erzählungen einleitet. Dabei stammen die Texte und die gesamte Hintergrundgeschichte von Robs Bruder Steven Reed. Dass die beiden oben genannten MusikerInnen der Bläserfraktion angehören, ist kein Zufall, denn gerade die Bläsereinheiten wissen auf diesem Album zu überzeugen, und so sorgen auch die Soloeinsätze von Katie Axelsen und Sam Baxster für wunderbare Momente (die Oboe ist eh ein wunderschönes Instrument). Das Zusammenspiel von Christina Booths feiner Stimme und dem Orchester funktioniert wunderbar, auch die wenigen, aber gut gelungenen Einsätze von Fry an der akustischen Gitarre sind bestens integriert. Knapp 50 Minuten wunderbare orchestrale Musik mit schönem Gesang!

Dass manche Themen möglicherweise bekannt vorkommen, ist kein Zufall, denn einen Titel ‘The White Witch’ gab es schon auf dem Debütalbum “Revolutions”. Reed, der nicht nur von Mike Oldfield und klassischen Progbands beeinflusst wurde, sondern auch von Komponisten wie Ennio Morricone oder John Williams hat hiermit bewiesen, dass er sich auch im klassischen Bereich sehr gut bewegen kann und setzt mit „The White Witch“ einen weiteren Meilenstein in der Karriere von Magenta, zu dem auch Urmitglied Christina Booth einen wesentlichen Beitrag liefert.

“The White Witch” ist eine rundum gelungene Scheibe und ein weiterer triftiger Grund für Renaissance-Fans, sich angesprochen zu fühlen.
Bewertung: 11/15 Punkten (JM 11, KS 10)

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Abbildungen: Magenta