(51:24, Digital, CD, Eigenveröffentlichung/Just for Kicks, 30.11.2022)
Und weiter geht es mit dem “The-Smiths-Effekt” bei Freedom To Glide, endlich! Bei der Ex-Morrissey-Mannschaft wurde uns ja bisweilen speiübel beim Verfolgen – den herrlich zuckrigen Melodien und schmissigen Rythmen zum Trotz – der meist bitterbösen Texte, ‘Girlfriend In A Coma’ zum Beispiel. Beim F2G-Phänomen verhält es sich ein wenig anders: hier dominiert stets schwelgerisch-melancholischer Wohlklang. Während es inhaltlich um die dunkelsten Kapitel der Menschheit geht: die Sinnlosigkeit und die Gemetzel des Krieges. Und um die Narben, die diese an Menschen und Menschheit hinterlassen.
Und obwohl erneut der Erste Weltkrieg den inhaltlichen Hintergrund für ein F2G-Album liefert (nach dem stimmungsvollen ‘Prologue’ mit ‘Stolen Souls’ beginnend mit den berühmten spontanen Waffenstillstands-Szenen vom ersten Weihnachtstag 1914, wobei übrigens Musik eine entscheidende Rolle spielte), bettet das Londoner Duo dies sehr wohl in unser aller plötzlich wieder vom Krieg geprägten Gegenwart ein – das Monster Krieg ist wieder ganz nah gerückt. Und plötzlich nicht mehr nur ein Thema für die allerletzten Beiträge in den Spätnachrichten – wenn er nur weit genug entfernt von uns tobt. Oder nur ein Thema für den Geschichtsunterricht:
… due to the unfolding world events of 2022, not least the war in Ukraine. The current political language is reminiscent of what we thought to be a bygone era of power politics and serves as a frightening reminder of the worst situations of the last century. We can only hope for peace, not a peace that is forced upon the loser but a peace without victory.
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Ansonsten alles beim Alten – und das ist auch gut so. Andy Nixons Stimme, sein gelegentlich Gilmoureskes Solieren (‘Seize The Day’) und Pete Rileys Spiel auf Flügel, Rhodes, Orgel und Synthesizer sind weiterhin schlicht eine Wohltat. Wie auch die Melodien, die teils so traurig sind, dass es schon fast wieder erhebend wirkt. Das ist bei den behandelten Thematiken aber auch bitter nötig (‘The War Cannot Be Won’).
Bewertung: 12/15 Punkten
Line-up:
Andy Nixon – Vocals, Guitars, Bass, Keys.
Pete Riley – Piano, Synthesizers, Organ.
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Rezension “Seed” (2019)
Rezension “Fall” (2016)
Rezension “Sick To Death” (2014)
Abbildung: F2G