Soen – Atlantis
(1:18:46; Vinyl (2LP), CD, DVD, Digital; Silver Lining Music, 18.11.2022)
Das hätte auch supi ins Weihnachtsgeschäft gepasst: tannenduftig Streicher-verzierte Live-Versionen der flauschigsten Songs der Kuschel-(Prog-)Rocker Soen. Auf der anderen Seite beginnt die Saison ja eh immer früher (während das dafür ehedem gewohnte Wetter immer später kommt. Oder gar nicht). Soen jedenfalls haben schon mal geliefert. Sowas von.
Das Ding kommt auch nicht ganz von ungefähr genau jetzt:
“The perfect way for Soen to celebrate a decade together, ATLANTIS was created within the mystic and magical confines of Atlantis Grammofon Studio in Stockholm, Sweden, which has seen a wide range of international artists record, from Quincy Jones to Lenny Kravitz to Green Day. Formerly a movie house in 1941, it went on to become Metronome Studio (during which time ABBA was born) before becoming Atlantis Grammofon in 1983. Filmed and recorded on December 10th 2021, Martin Lopez (drums & percussion), Joel Ekelöf (lead vocals), Lars Enok Åhlund (guitars & piano), Cody Lee Ford (lead guitar) and Oleksii “Zlatoyar” Kobel (bass) worked together with an 8-piece orchestra to reinterpret and rediscover fresh energy and elements in classic Soen songs, such as ‘Antagonist’, ‘Monarch’, ‘Jinn’ and ‘Lucidity’, as well as introducing the brand new piece ‘Trials’ and a stunning interpretation of Slipknot’s deeply dark meditation on darkness rejecting love, ‘Snuff’. (…) ATLANTIS was recorded by David Castillo and Iñaki Marconi, mixed by Castillo, and mastered by Tony Lindgren. The performance was filmed and directed by George Laycock from the bespoke British production house Blacktide Phonic/Visual.”
Mit ‘Antagonist’ von “Imperial” geht es los. Allein schon die Backing Vocals tun der Nummer so gut, dass man die Originalversion künftig eigentlich nicht mehr braucht. Von den hier relativ hart “riffenden” Streichern mal ganz zu schweigen. Dadurch, dass hier zwar orchestriert und neu arrangiert, aber nicht “unplugged” aufgespielt wird, entsteht zumindest zeitweise ein durchaus wohliger ‘Kashmir’-Effekt.
Next up ist ‘Trials’, das man fortan vermutlich auch nie wieder ohne echtes Streichquartett hören möchte. In seinen besten Momenten erinnert der Track daran, wie Maiden uniteD “Empire Of The Clouds” wachgeküsst hatten:
‘Lunacy’, ein “Oldie” vom Zweitling “Lotus”. Hier sind die Streicher im Mix fast lauter als die Band, well done. Und wie mag die Klassik-Kur dem persönlichen Lieblingssong ‘Illusion’ bekommen sein? Prächtig. Was vorher schon nah am Kitsch gebaut war, ist jetzt einfach jenseits von Gut und Böse. Exakt das Gleiche trifft auf den anderen ewigen Favoriten ‘Lotus’ im neuen Gewand zu. Träumchen.
Mit ‘Monarch’ hatten Soen dieses Jahr noch ihre Konzerte eröffnet, wissend, was die Melodie des Refrains beim Publikum anrichtet. Hier geht jetzt auch noch mehr, nicht zuletzt wegen der female Backing Vocals…
‘Jinn’ schielt im aktuellen Arrangement vielleicht sogar ein wenig zu sehr in Richtung ‘Kashmir’ und bei ‘Modesty’ wirkt der neue Ansatz sogar ein wenig übertrieben.
Doch da kommt ja auch schon ‘Lucidity’, das eh stets nach einer “Orchestral Version” geschrien hatte. Apropos: Es gibt ja BP-Redaktionsmitglieder, die sagen, Slipknot dürfe man nicht covern, und ‘Snuff’ schon mal gar nicht. Nachvollziehbar, doch das möge bitte jede/r selbst für sich entscheiden:
Aber da hätten wir ja auch noch ‘Lascivious’. Und ‘Fortune’:
Orchestrierte Fassungen der größten Erfolge. Viele haben es schon getan, wenige so konsequent wie Soen. Man kann es nicht allen recht machen? Aber hallo! Denn wer sie immer schon für die Nickelback des Prog gehalten hat, sieht sich jetzt eindrucksvoll bestätigt. Für wen Soen aber ein guilty pleasure darstellt, der kann sich hier an endgültig schmachtenden Versionen seiner Lieblings-Songs erbauen.
Bewertung: 12/15 Punkten
Line-up:
see above.
The additional orchestral musicians and contributors on ATLANTIS are
Stefan Stenberg – Double Bass
Joakim Simonsson – Piano and Organ
Karin Liljenberg – Violin 1
Andreas Forsman – Violin 2
Erik Holm – Viola
Cecilia Linné – Cello
Johanna Börjesson – Vocals
Therése Börjesson – Vocals
Dan Wahlbeck – Technical support
Rickard Gustafsson – Drum tech
Niclas Lindström – Sound support
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–
Konzertbericht, Köln, 2022
Rezension “Imperial” (2021)
Rezension: “Lotus” (2019)
Konzertbericht: 21.03.19, Köln, Helios 37
Abbildungen: Inaki Marconi / SL-Music
Live-Fotos: Floh Fish