(77:50, CD, digital, Spheric Music, 21.10.2022)
Der Soundtüftler Gerald Arend, der sich hinter dem Namen Klangwelt verbirgt, startete seine Karriere in der EM-Szene vor 20 Jahren und hatte sich bereits frühzeitig dank seines Talentes für einfallsreiche Elektronische Musik einen Namen gemacht. So heimste er gleich mit seinem Debütalbum „Weltweit“ Preise bei der Prestigeträchtigen Schwingungen Wahl im Jahr 2002 ein (bester Newcomer und beste Platte). Ein Auftakt nach Maß also. Nach seinem dritten Album („XOIO“) aus dem Jahr 2006 war es lange Zeit ruhig um ihn geworden, was neue Veröffentlichungen betrifft. 2018 kam er dann in üblich guter Form mit dem Album ”The Incident” zurück. Diesmal hat es mit dem Nachfolgealbum bei weitem nicht so lange gedauert wie zuvor, doch immerhin liegen auch hier wieder vier Jahre zwischen den Veröffentlichungen. Dafür wird dem EM-Fan aber ordentlich was geboten. Das geht schon mit der Spielzeit los, denn die CD ist mit knapp 78 Minuten randvoll gepackt, und das mit zwölf abwechslungsreichen Elektronik-Nummern, die bei den Genre-Fans gut ankommen sollten.
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Der 6 ½ minütige Opener ‘Propaganda’ belegt schon mustergültig, wie abwechslungsreich Elektronische Musik gestaltet werden kann. Zunächst recht ruhig, dann pompös mit Mellotron-Chören und unterlegt mit diversen Soundcollagen inklusive Sprechrollen. Das nachfolgende achtminütige ‚Cold War Child‘ klingt – wie der Titel schon erahnen lässt – eher kühl und ist recht temporeich ausgefallen. Dem Künstler wird eine gewisse Nähe zu Vangelis oder auch Jean-Michel Jarre nachgesagt, was ein Song wie ‚Futurist‘ untermauert, der eindeutig nach einer Komposition des Franzosen klingt. Doch Klangwelt ist keineswegs ein reiner Klon, sondern arbeitet sehr eigenständig und sorgt dafür, dass seine Alben voller Überraschungen stecken. „Kennt man einen Track – kennt man alle“ ist hier also ganz und gar nicht der Fall. Ein weiteres Markenzeichen ist eine ausgesprochen gute Produktion, was angesichts des Hintergrundes des Musikers nicht weiter verwundern dürfte. Auch ‚Noir‘ kommt sehr rhythmisch daher und verbindet temporeiche Unterlegung mit orchestralen Arrangements. Den Kompositionen ist gemein, dass Arend sich zwar experimentierfreudig zeigt, die Tracks aber immer in einem gewissen melodischen Rahmen gehalten sind, das heißt bei allen Soundexperimenten steht immer auch der Melodiefaktor im Vordergrund.
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Auf ‚Attic‘ spielt auch mal ein Klavier die Hauptrolle, während ‚Muse‘ eher Richtung Lounge Musik geht. Doch gleich im darauffolgenden ‚Ago‘ wechselt die Stimmung wieder, dort geht es eher düster zu, und auch leichter World Music Touch ist zu vernehmen. Das abschließende siebenminütige ‚An Explanation of Life‘ ist dem in diesem Jahr verstorbenen Ulrich Mühe gewidmet, dessen einziges Album ”Earth Express” übrigens in diesem Jahr unter dem Pseudonym Roger Universe ebenfalls bei Spheric Music veröffentlicht wurde.
Auch auf seinem fünften Album überzeugt Soundtüftler Gerald Arend mit seiner Art von Klangwelt – melodische, immer interessant gestaltete Elektronische Musik, für den Genre-Fan unbedingt zu empfehlen.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Abbildungen: Klangwelt