FJØRT – nichts

FJØRT - Nichts (Grand Hotel Van Cleef/Indigo/The Orchard, 11.11.2022)(48:48; Vinyl, Vinyl (7″-Abobox), CD Digital; Grand Hotel Van Cleef/Indigo/The Orchard, 11.11.2022)
FJØRT? Ist das nicht diese Post Hardcore Band? Die aus Aachen mit gesellschaftskritischen deutschsprachigen Texten? Brauchen wir DIE jetzt wirklich auch noch auf einer Seite für progressive Musik? Die Antwort ist einfach: Ja, ja und ja!
Denn spätestens seit Coheed And Cambria, …And You Will Know Us By The Trail Of Dead und Thrice wissen wir, dass eine echte Abgrenzung zwischen Prog, Art Rock und Post Rock einerseits und Post Hardcore andererseits nicht immer so einfach ist.
Und so ist auch “nichts” bzw. “[nɪçt͡s]”, wie der Titel des Albums auf dem Cover-Artwork in Lautschrift interpretiert worden ist, viel facettenreicher als es das Post-Hardcore-Etikett vermuten lässt.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Vielleicht nicht unbedingt nachvollziehbar, wenn man nur ‘fernost’, die erste Single der Platte kennt, aber spätestens ersichtlich bzw. hörbar, wenn man mit dem Opener ‘nichts’ in das Album einsteigt. Denn die omnipräsenten, im ursprünglichen Sinne theatralischen Vocals, die hier von Sänger Chris Hell vorgetragen werden, könnten tatsächlich aus einem Musiktheater von Goethes Erben stammen. Es ist nur eine Facette der vielfältigen Gesangstechniken, die der Frontmann beherrscht, denn je nach Text und Aussage eines Stückes, wechselt Hell hernach in Klargesang, Hip-Hop-lastigen Sprechgesang, Hardcore Shouts und Screamo.

Teapot of the Week
“Teapot of the Week” auf Betreutes Proggen in der KW45/2022

Und genauso abwechslungsreich wie sich die Gesangslinien auf diesem Album gestalten, so vielfältig sind die musikalischen Einflüsse aus anderen Genres. Denn “nichts” ist nicht nur Post Hardcore, sondern in starkem Maße auch Post Rock, Post Metal, Punk und Artrock sowie, dezenter gestreut, Electronica, Metalcore und Death Metal. Nicht ganz so abwechslungsreich und abgedreht wie die Kollegen von The Hirsch Effekt, dafür aber in ihrer Botschaft eindeutiger, da Chris Hells Texte zu jedem Moment verständlich sind. Und genau wegen dieser Texte war es eine gute Entscheidung, sich musikalisch weiter zu öffnen, da das Storytelling, das im Mittelpunkt der Musik der Aachener Jungs steht, so differenzierter unterstrichen und betont werden kann.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

So bleibt “nichts” nicht nur aufgrund seiner herausragenden Texte über knapp 50 Minuten spannend, sondern auch wegen seiner musikalischen Unberechenbarkeit. Nur selten Hoffnung, dafür umso öfter Ärger, Wut und Verzweiflung; die Rheinländer vermitteln mit ‘nichts’ eine Vielzahl von Gefühlen und halten der Gesellschaft schonungslos den Spiegel vor. So ist “nichts” nicht nur das bisher bedrückendste der vier Alben von FJØRT, sondern in seiner eindringlichen Botschaft wohl auch ihr bisher wichtigstes.
Bewertung: 13/15 Punkten

FJØRT - Nichts (Grand Hotel Van Cleef/Indigo/The Orchard, 11.11.2022)
Besetzung:
Chris Hell – Gesang, Gitarre
David Frings – E-Bass, Gesang
Frank Schophaus – Schlagzeug

Diskografie (Studioalben):
“D’Accord” (2014)
“Kontakt” (2016)
“Couleur” (2017)
“Nichts” (2022)

Surftipps zu FJØRT:
Homepage
Facebook
Instagram
Twitter
Bandcamp
YouTube Music
YouTube
Spotify
Apple Music
Deezer
Tidal
Qobuz
Shazam
last.fm
Discogs
MusicBrainz
ArtistInfo
Wikipedia

Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Fleet Union zur Verfügung gestellt.